Was für eine Technik steckt in einem Zug?

6 Antworten

Ich "modernisiere" die Antwort von ElektrikKlaus mal, denn er benutzt total veraltete Begriffe.

Die von ihm genannten Begriffe heißen "SiFa" (Sicherheitsfahrschalter) und PZB (punktförmige Zugbeeinflussung).

Die SiFa muss etwa alle 35 Sekunden bedient werden (in den meisten Fällen durch eine Art Pedal), um dem Zug zu signalisieren, dass der Lokführer noch am Leben ist. Wird die SiFa nicht oder nicht rechtzeitig bedient, wird der Zug durch eine Zwangsbremsung angehalten.

Die PZB ist eine Einrichtung, die Geschwindigkeiten überwacht. PZB-Magnete befinden sich an Haupt- und Vorsignalen, im kurzen Abstand vor Hauptsignalen, an Geschwindigkeitsprüfabschnitten, vorne am Fahrzeug in Fahrtrichtung rechts etc. Hier muss beim Überfahren eines PZB-Magneten ggf. die langsamere (zu erwartende) Geschwindigkeit quittiert werden, ansonsten wird auch hier der Zug durch eine Zwangsbremsung gestoppt.

Die modernere Version der PZB ist die LZB (linienförmige Zugbeeinflussung). Das ist einfach nur ein Kabel, das Informationen an das Fahrzeug sendet. Das Fahrzeug weiß dann, wie weit die Strecke voraus frei ist und in Verbindung mit der AFB (Automatische Fahr- und Bremssteuerung) fährt der Zug dann auch ganz alleine. Nur an Bahnhöfen anhalten kann er nicht, hier ist der Lokführer noch gefragt.

Was ebenfalls im Gespräch ist, ist ETCS - die modernste Version. Hier werden Informationen über sogenannte Balisen übertragen. ETCS ist in Deutschland aber noch ziemlich selten, daher kann ich auch nicht so viel dazu sagen. Mit ETCS benötigt man aber keine Signale mehr.

Für einen Lokführer ist es ebenso gut zu wissen, was eine Magnetschienenbremse (MG-Bremse) ist. Im Falle einer Gefahrenbremsung wird ein starker Magnet aktiviert, der sich an die Schiene "saugt" und mit großer Bremskraft zusätzlich bremst.

Die gängige Kupplung im Personenverkehr ist außerdem die Scharfenbergkupplung, während im Güterverkehr hauptsächlich alte Haken benutzt werden. Die AK (Automatische Kupplung) kommt meines Wissens bislang nur bei den schweren Erzzügen zum Einsatz. Das sind Züge von 5000-5500 Tonnen Gewicht. Eine normale Kupplung würde einfach reißen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Fahrdienstleiter bei der Deutschen Bahn

Bxnny802 
Fragesteller
 06.06.2022, 15:08

Vielen Dank!

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Um sich gut vorzubereiten, genügt Internet nicht und GF schon gar nicht. Ich bin in einem ganz anderen Beruf tätig, habe aber aus reinem Interesse bei mir zu Hause etwa eineinhalb Regalmeter Bücher zur Eisenbahntechnik. Die muss man zwar nicht alle lesen, aber mindestens ein aktuelles Buch sollte es schon sein.

Totmannknopf - der muss in gewissen Zeitabständen berührt werden, sonst bleibt der Zug stehen

Indusi (induktive Sicherheit) bei rotsignale gibt es einen Magneten, der den Zug eigentlich stoppt

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Mein IQ entspricht dem einer vegetarischen Fleischwurst

EpicBot  06.06.2022, 14:04

was heißt eigentlich?

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ElektrikKlaus  06.06.2022, 14:08
@EpicBot

Ist teilweise wohl immer noch nicht in allen strecken so, bzw inwieweit das ausfallsicher ist, weiß ich nicht

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Lokführer ist der weitverbreiteste Begriff, korrekt bedeutet er Triebfahrzeugführer (Tf). Du wirst während der Ausbildung oft mit Abkürzungen konfrontiert.

Grundsätzlich bezieht der Zug den Strom aus der Oberleitung und geht über die Schiene und Erde wieder zurück zum Unterwerk, wo der Strom umtransformiert wird auf 15 kV 16 2/3 Hz Bahnstrom.

Zugsicherungssysteme:

Standard ist PZB (Punktförmige Zugbeeinflussung)

Dieses Zugsicherungssystem ist recht simpel vom Aufbau und wird auf so gut wie jeder Strecke in DE verwendet. Funktioniert mit elektromagnetischer Induktion. Die Signale haben sogenannte "Magnete" und das Fahrzeug, der sogenannte Fahrzeugmagnet. Dieses System hat die Aufgabe den Tf sein Verhalten gegenüber den Signalen zu überwachen. Immer wenn ein Vorsignal "Langsamfahrt erwarten" (Vr2) oder "Halt erwarten" (Vr0) zeigt, muss man dieses Signal quittieren. Tut man dies nicht geschieht innerhalb von 4 Sekunden nach Vorbeifahrt eine Zwangsbremsung bis zum Stillstand. Zudem wird der Zug gebremst, wenn man über ein Halt zeigendes Signal fährt. Der Zug wird punktförmig überwacht, da die Magnete nur an bestimmten Stellen stehen und nicht dauerhaft überwacht wird. Wird eingesetzt bei Geschwindigkeiten bis 160 km/h. So viel grundsätzlich zur PZB. Da kommt noch mehr, würde aber zu lange dauern alles zu erklären.

Im Fernverkehr gibt es auch Teils LZB (Linienförmige Zugbeeinflussung)

Dieses System überwacht den Zug dauerhaft über ein Display im Führerstand. Das Gleis hat in der Mitte einen sogenannten "Linienleiter" (das schwarze Kabel mitten im Gleis). Es überträgt Informationen zum Triebfahrzeug. Er zeigt die aktuell erlaubte Höchstgeschwindigkeit und die zu erwartende Geschwindigkeit, wann ein Halt zeigendes kommt auf den Meter genau. Man bräuchte keine Signale, kann man alles ablesen. Dieses System ist aber nur auf Hochgeschwindigkeitsstrecken verbaut, wo mehr als 160 km/h gefahren wird. Man wird dauerhaft überwacht und fährt mit einem Display und ist somit ein anzeigegeführter Zug.

Sifa (Sicherheitsfahrschalter): Lokführer betätigt dauerhaft das Pedal unter dem Führerpult und hebt seinen Fuß alle 30 Sekunden an. Bei der Zeit-Zeit-Sifa (die am häufigsten genutzte) funktioniert das so: nach 30 Sekunden leuchtet der Sifa-Leuchtmelder, nach weiteren 2,5 Sekunden ertönt die Sprachausgabe mit Sifa!, Sifa! oder einem Dauerton. Nach weitern 2,5 Sekunden erfolgt die Zwangsbremsung. Das alles natürlich nur, wenn der Lokführer nicht den Fuß hebt und wieder drückt.

Infos zur DB Fernverkehr findest du im Internet. Als ich Vorstellungsgespräch hatte wurde nix über den Geschäftsbereich gefragt. Bin Bei Regio

Wenn noch was wissen willst kannst mich gerne fragen

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Bxnny802 
Fragesteller
 06.06.2022, 15:14

Vielen dank dir!, Ich hätte noch eine Frage bezüglich des Einstellungstests, Was kam bei dir so circa alles dran und wie war er für dich, War er einfach oder wie würdest du es beschreiben?

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Bei den Herstellern wirst du fündig https://assets.new.siemens.com/siemens/assets/api/uuid:187443e1-48ca-449e-9542-31b8c449f454/mo-vectron-technikbroschuere-de.pdf

Alstom/Bombardier gibt es auch noch.

Interssant, dass du ohne Vorkenntnisse zum Vorstellungsgespräch eingeladen wirst.


Bxnny802 
Fragesteller
 06.06.2022, 15:03

Ach ich liebe diese GF Leute, die wie immer wenig Ahnung haben, Natürlich habe ich Ahnung, bloß man will sich perfekt vorbereiten und vl seinen horizont an Wissen erweitern. Bisher haben es auch alle geschafft vernünfitge Antworten zu geben außer du ;D

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Bxnny802 
Fragesteller
 06.06.2022, 15:15

Übrigens, In Meiner Frage steht DB Fernverkehr und nicht Cargo, lesen hilft manchmal, Blöde Antworten geben und dann noch falsch liegen aua

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Mikrogramm  06.06.2022, 17:52
@Bxnny802

Mal die Contenance bewahren und nicht einen auf dicke Hose machen 😜 Die Siemens Vectron fahren doch im Fernverkehr, z. B. Berlin <> Warschau. Ich hatte deine Frage so begriffen, dass du hier nach Grundlagen fragst und den grundlegenden Aufbau einer modernen E-Lokomotive ist in dem PDF beschrieben, denn man muss ja auch wissen warum so eine Kiste fährt und nicht nur die Knöpfchen im Führerstand kennen.

Mit diesem Basiswissen als Bahn-Spotter könnte ich mich ja auch locker auf den Job eines TF bewerben – ich will mich sowieso umorientieren.

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Mikrogramm  06.06.2022, 18:01
@Bxnny802

Wie wäre es hiermit: BR182 (ehemals ÖBB) fährt auf der Linie RE1 Magdeburg <> Eisenhüttenstadt https://de.wikipedia.org/wiki/Siemens_ES64U2 (Taurus)

Wichtig ist noch das ETCS was die aktuelle europäische Zugbeeinflussung ist https://de.wikipedia.org/wiki/European_Train_Control_System

Sehr beeindruckend ist immer ein Besuch der Innotrans in Berlin, da ist auf kleiner Fläche sehr viel Bahntechnik und aktuelle Triebfahrzeuge sowie Lokomotiven zu sehen.

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