Was denkt über Josip B. Tito?

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Ich kenne mehrere Verwandte des Josip Broz, der sich Tito genannt hat, und zwar Nachkommen seines Bruders bzw. seines Onkels. Die Familie stammt ja aus dem Weiler Brozzi im Brandtal, der Hof der Familie wird immer noch von der Familie Broz bewirtschaftet. Der Vater von Tito war als Eisenbahnarbeiter nach Kroatien gekommen, hatte geheiratet und sich mit seiner slowenischen Frau in Kumrovec an der Grenze zwischen Kroatien (damals Ungarn) und Slowenien (damals Österreich) niedergelassen. Dort wurde der kleine Josip geboren, der dann Mechanikerlehrling bei Daimler in Stuttgart und anschließend bei AustroDaimler in Wien war. Aus dieser Lebensgeschichte erklärt sich, dass Josip die serbische Sprache nie perfekt erlernte und immer mit einem seltsamen Akzent sprach. Seine Muttersprache war wohl Slowenisch, seine Hauptsprache Deutsch. Im Ersten Weltkrieg hat sich Josip Broz als österreichischer Soldat gegen Russland bewehrt, so dass er die silberne Tapferkeitsmedaille bekam. In der russischen Gefangenschaft wurde er zum Kommunisten und Gewerkschaftler. Da gibt es dann auch einige dunkle Punkte in seinem Leben. Im Zweiten Weltkrieg bewies er als Partisanenführer enorme strategische und taktische Fähigkeiten, gepaart mit großer Härte (bis hin zur Brutalität), sowie politische Weitsicht. Nach dem Krieg hat Josip Broz dank dieser politischen Weitsicht Jugoslawien blockfrei gehalten und im Vergleich zu den Ländern hinter dem Eisernen Vorhang zu einem bescheidenen Wohlstand gebracht. Er hielt es für notwendig, die verschiedenen Volksgruppen Jugoslawiens mit Strenge zusammenzuhalten, wobei er allerdings die Serben bevorzugte und gegen Ende seines Lebens auch immer mehr den Überblick verlor, so dass er letzten Endes am Zerfall des Landes nach seinem Tod die Hauptschuld trug. Persönlich war er, im Vergleich zu anderen Diktatoren, nicht ungut. Er hat seine vier Frauen recht gut behandelt, während etwa Mussolini seine erste Frau (Ida Dalser) kurzerhand hat umbringen lassen, um seine zweite Frau katholisch heiraten zukönnen - die er dann laufend betrog, weil er nur an ihrem Geld interessiert war.