Was denkt ihr über Behindertenwerkstätten?

4 Antworten

Es ist Ausbeutung, Exklusion und ein Verstoß gegen die UN-Behindertenrechtskonvention.

Wir leben in einem ableistischen und kapitalistischen System, in dem nur zählt, wie schnell und wie viel gearbeitet wird. Menschen, die für die gleiche Menge länger brauchen oder bestimmte Hilfsmittel benötigen, werden als "unnötige Belastung" empfunden, mit denen sich die AG nicht rumschlagen wollen. Also wird lieber die Strafabgabe gezahlt.

Gleichzeitig wollen die Werkstätten ihre besten Beschäftigten nicht verlieren, denn auch den meisten Werkstätten liegt ein Leistungsgedanke zu Grunde, da dort häufig Arbeiten für den 1. Arbeitsmarkt erledigt werden und Fehler oder zu späte Rücksendungen Strafzahlungen (teilweise im vierstelligen Bereich) zur Folge haben.

Die Folge davon ist, dass es für viele Menschen mit Behinderungen die einzige Arbeitsstätte bleibt, denn nicht mal 1% aller Beschäftigten wechseln auf den allgemeinen Arbeitsmarkt - obwohl die Behindertenwerkstatt offiziell eine Eingliederungsmaßnahme für den allgemeinen Arbeitsmarkt ist.

Ein großes Problem ist, dass Menschen in einer WfbM nicht als Arbeitnehmer*innen gelten. Dementsprechend erhalten sie keinen Mindestlohn und dürfen z.B. auch nicht streiken.

Folge: Sie müssen Montagearbeiten für die Industrie erledigen, für die die Firmen dann nur einen Billiglohn zahlen müssen, weil Menschen mit Behinderungen nur 1,35€/Stunde bekommen. Fast 10€ weniger als beim Mindestlohn für Arbeitnehmer*innen.

Was hat nun die oben angesprochene UN-Behindertenrechtskonvention damit zu tun? Sie sieht vor, dass Menschen mit Behinderung ein gleiches Recht darauf haben, ihren Lebensunterhalt durch Arbeit bestreiten zu können, dies ist aber durch eine WfbM absolut nicht gegeben.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Heilerziehungspflegerin/ Ally der Behindertencommunity

Ich denke ganz gut. Man bietet behinderten Menschen eine Aufgabe wo sie sich nicht nutzlos fühlen aber man sollte nicht alle behinderten da rein stecken. Da viele mehr drauf haben als man ihnen zu traut. Die wären wohl eher frustriert wenn man ihnen so wenig zu traut.

Die Grundidee ist gut - Menschen, die in einem "klassischen" Arbeitsverhältnis die dort geforderten Leistungen aufgrund ihrer Behinderung nicht erbringen können, sollen trotzdem eine sinnvolle und somit auch sinnstiftende Aufgabe bekommen. Dadurch soll es ihnen ermöglicht werden, all die positiven Erfahrungen von Selbstwirksamkeit bis Anerkennung und Wertschätzung ebenfalls zu machen. Dazu gehört natürlich auch, dass sie nicht nur so vor sich hin basteln, sondern etwas herstellen, was wirklich eine Nachfrage auf dem Markt und somit auch einen monetären Gegenwert besitzt. All das begleitet und unterstützt durch pädagogische Fachkräfte, in dem Maß und auf die Art, wie sie es benötigen.

Die Realität ist aber leider nicht so toll wie die Idee dahinter! Denn dort greift dann eben doch wieder volle Kanne der Kapitalismus - wodurch das, was heutzutage in den WfbM passiert, wirklich immer wieder massiv in Richtung Ausbeutung kippt...

Da wird Arbeit einfach als "Maßnahme" bezeichnet und zack bekommt man statt 13€ nur noch 1,30€ während der Chef über 10.000€ im Monat + dicken Dienstwagen vom Steuerzahler bezahlt bekommt da die "Werkstatt" noch Zuschüsse vom Amt pro Teilnehmer bekommt.