Was bedeutet Evolution genau?

4 Antworten

Eine allgemeine Definition von Evolution umfasst alle Änderungen der Zusammensetzung des Genpools über den Verlauf von Generationen, darunter fallen Prozesse wie Mutation, Migration, Gendrift und Selektion. Einige dieser Prozesse sind mehr oder weniger zufällig, während Selektion Anpassung an Umweltbedingungen bewirken kann.

Genetische Veränderungen müssen aber nicht zwangsläufig zu Änderungen des Körpers führen. Wenn eine Art bereits eine optimale Anpassung erreicht hat, sind alle Abweichungen nachteilig und setzen sich nicht durch bzw. werden durch negative Selektion aussortiert. Manche Merkmale, wie etwa der stromlinienförmige Körper vieler Haiarten, haben sich darum seit dutzenden oder hunderten Millionen Jahren nicht großartig verändert.

Das heißt aber nicht, dass Haie keine Evolution durchlaufen würden. Es gibt heute etwa 500 Haiarten weltweit, die sich auf unterschiedliche Lebensräume und Beutetiere spezialisiert haben, auch wenn manche Teile ihres Körperbaus sich kaum verändert haben. Es gibt noch viel extremere Beispiele von sogenannten "lebenden Fossilien" als Haie, aber auch hier ist die Vorstellung falsch, dass keine Evolution stattgefunden hätte.

Coronaviren und andere Krankheitserreger verändern sich hingegen ziemlich schnell, weil sie sich in einem ständigen Wettlauf mit ihren Wirten befinden. Schon seit vielen Jahren gibt es Probleme mit bakteriellen Krankeheitserregern, die Immunitäten gegen die üblichen Antibiotika entwickelt haben, und nun haben wir es mit Viren zu tun, die neue Möglichkeiten entwickeln, dem Immunsystem von Geimpften und bereits Infizierten zu entgehen.

Das Problem mit dem Verständnis der natürlichen Selektion ist, dass in ihrem Kern scheinbar eine Tautologie vorzuliegen scheint. Wenn man sagt "Dinge, die überleben, überleben", dann hat es den Anschein als würde man eigentlich überhaupt nichts sagen. Um diese Tautologie zu einer sinnvollen Aussage zu machen, muß man den Zusammenhang mit einer begrenzten Welt klarmachen, in der Wettbewerb herrscht und in der nicht alles überlebt. Und außerdem muss man sich klarmachen, dass diese Welt sich ständig wandelt und dass sich dadurch auch Wettbewerbsvorteile und Wettbewerbsnachteile verschieben.Wenn Erfolg etwas Flüchtiges ist, kann ein dreistufiger Algorithmus die Tautologie in eine tiefgreifende, elegante und einfache Erklärung verwandeln.

1_ Kopiere Überlebende viele Male mit geringfügigen Abweichungen!

2_ Lasse diese auf die sich ständig wandelnde Welt los!

3_ Dann werden diejenigen Spezies am ehesten erhalten bleiben, die sich für die jeweiligen Bedingungen am besten eignen.

Dieser Algorithmus kann sogar am Computer dargestellt werden und er gilt auch für die unbelebte Materie.

Das Problem beim Verständnis der Evolution besteht darin, dass umgangssprachlich gesagt wird "die passen sich an" was ja aktiv wäre.

Die korrektere Herangehensweise ist: Es gibt eine genetische Präadaption und wenn sich die Umweltfaktoren also der Selektionsdruck ändert, überleben nur noch die, die durch ihre Präadaption in der Lage sind, trotz veränderter Einflüsse weiter zu leben. Oder die eine Nische besetzen und so weniger Konkurrenz haben.

Bspw. gab es ewig lang keinen Kunststoff auf der Erde und darum war es egal, ob man als Pilz oder Bakterium das fressen konnte, solange man alles andere fressen konnte. Jetzt ist aber plötzlich überall Kunststoff und da haben dann Bakterien und Pilze, die das auch verdauuen können, einen evolutionären Vorteil gegenüber den anderen, weil sie derzeit kaum Konkurrenz bei dieser Nahrungs- / Energiequelle zu fürchten haben und sich munter vermehren können. Wenn es jetzt plötzlich nichts anderes mehr als Plastik zu fressen gäbe, würden die anderen Bakterien und Pilze plötzlich verhungern, weil sie die alternative Energiequelle "Kunststoff" nicht verstoffwechseln können und würden verhungern / sterben.

Das Tolle: es wurden wirklich Pilze, die Polyurethan und Polystyrol fressen und Bakterien, die Erdöl fressen, entdeckt. Du kannst die Evolution dabei also quasi live beobachten!

Eine genetische Evolution findet über einen sehr sehr langen Zeitraum statt. Kannst dir mal die Geschichte von Haien im Internet ansehen, die sahen in der Urzeit schon anders aus.

Generell gilt, dass Lebewesen ab und an eine genetische Mutation haben, auch abhängig davon, wie schnell sie sich reproduzieren (Viren z.B. reproduzieren sich deutlich schneller als Säugetiere). Wenn jene Mutation für ein Lebewesen von Vorteil ist, wird sich jenes Lebewesen viel mehr fortpflanzen können und dadurch wird sich die Veränderung sehr langsam durchsetzen.

Sehr verkürzt dargestellt.