Warum wurde diese Praktik damals gemacht im Buch "Herbstmilch"?

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Bei den heidnisch-katholischen männlichen Bauern ist es üblich, dass das Vieh, weil es erst teuer ist, bevor es Geld bringt, und ein Sohn zur Mitarbeit und zum Vererben des Eigentums gottgewollt wertvoll sind. Die Frau hat den Sohn zu gebären und wäre leichter zu ersetzen, Töchter sind unwichtig, also muss man sie verkaufen - Brautvermögen bringen sie mit, z. B. ein Grundstück oder Vieh, und der Bräutigam muss sie seinerseits bezahlen.

Die Wöchnerin hat Nachtschuhe, weil sie nachts zum Neugeborenen gehen muss, falls dieser schreit, weint. Beste Nachtschuhe sind leicht und geräuschlos, damit der Mann nicht aufwacht.

Eine verstorbene Wöchnerin hat der Teufel geholt, denn würde sie wieder zur wertvollen gebärfähigen Frau werden, wäre sie ja gottgewollt. Deshalb muss jede Wöchnerin, wenn sie körperlich und geistig wieder dazu fähig ist, "ausgesegnet" werden, das sind verschiedene Bräuche je Region. Stirbt sie also vorher, hat sie den göttlichen Segen zur nächsten Schwangerschaft nicht erhalten dürfen. Sie geht folglich als vermindertes Fegefeuer auf schmerzhaften Dornen in den jenseitigen Himmel zur Mutter Gottvaters - sie war ja immerhin verehelicht und Mutter für die Bauernsippe.

Als mitleidige Gnade gibt man ihr also gute Schuhe mit für weniger Schmerzen auf ihrem nun anderen Weg - und schlechte, laute Schuhe aus Gleichgültigkeit oder, wenn sie mehr Schmerzen haben soll.

Wer meint, nur das sei Aberglauben im christlichen Glauben, der irrt sich gewaltig! Es sind sehr viele heidnische Rituale, oft vollkommen inhuman, übernommen worden...

In vielen Glaubensgemeinschaften wird die Leiche 'schön hergerichtet'. Was da aber beschrieben wird, ist reiner Aberglaube, der in der RKK sehr verbreitet ist.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Ich komme aus den Niederlanden. Mein Großvater starb 1967, und er wurde aufgebahrt in seinem besten Anzug, mit Hemd und Krawatte, und mit Schuhen.

So wurden damals alle Toten aus Katholischen Familien beerdigt: im feinsten Tuch und vollständig angezogen, als würden sie auf eine Hochzeit gehen.

Die Geschichte mit dem "Gang über Dornen" habe ich nie gehört, das könnte etwas typisch Bayrisches sein.

In Deutschland werden Verstorbene tatsächlich ohne Schuhwerk beigesetzt.

Nur in Ausnahmefällen oder eben religiösen Gründen bzw. Aberglauben kann es vorkommen, daß man dem Verstorbenen im Sarg Schuhe anzieht.