Warum wissen oder interessieren sich Abrahamiten nicht dafür. Warum will so gut wie keiner die Wurzel verstehen?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Abrahams Vater Terach hatte Statuen als Götter, die damals üblich waren. Abraham allerdings erschien Gott in einer Vision und sagte ihm, er solle Ur (seinen Wohnort) verlassen, er zeige ihm ein Land (Kanaan), das 400 Jahre nach ihm seine Nachkommen bewohnen würden. Das geschah dann unter Moses und Josua.

TEIL 2

Denselben Machtkampf spiegelt die Bibel (AT) wieder, nur ging hier die Bewegung von einer kleinen Gruppe von Priestern aus, der sog. "Jahwe-Allein-Bewegung". Diese versuchten, die alleinige priesterliche Macht an sich zu ziehen - was im Polytheismus schwer möglich ist. Man kann sehen, wie aus den konkreten Naturkräften, den Göttern, allmählich ein immer abstrakteres Wesen entsteht, das sogar "über" der Natur steht. Während Naturkräfte etwas sind, was man erleben kann, ist der abstrakte, ferne, unsichtbare Gott etwas, was alleine der Deutungshoheit der Priester unterliegt.

Dies markiert den Übergang von der Erfahrungsreligion zur Glaubensreligion. Götter, Teil der Natur, Manifestation der Naturkräfte sind etwas, was jeder Mensch erfahren kann. Es kann keinen Streit darüber geben, dass Blitze und Stürme, Vulkane und Erdbeben etc. reale Kräfte sind. Die Kraft der Götter gehört zum eigenen Erleben, um das zu deuten, geht man zu einem Priester - d. h., man geht zu mehreren Priestern, je nachdem, um welche Kraft es sich handelt. Die Priester deuten dann, welche Be-deutung diese Erlebnisse haben.

Wenn man jetzt Gott in einer Sphäre "jenseits der Natur" ansiedelt, entzieht man damit das Göttliche der Erfahrung der Menschen - und man entzieht es ihrer Deutung. Jetzt sind nur noch die Priester für die Deutung zuständig, und zwar nicht verschiedene, sondern nur noch "die Priester" als Mittler zum Göttlichen. Mit dem Monotheismus schieben sich die Priester zwischen die Erfahrung der Menschen und der Deutung der Erfahrung. Priester bieten jetzt den einzigen Zugang zum Göttlichen, womit sie ihre Macht bündeln können. Während vorher, im Polytheismus, jeder seine eigene Moral damit bekundet, dass er erklärt, welchem Gott er folgt, gibt es jetzt plötzlich nur noch eine einzige göttliche Moral, die man allen Menschen vorschreibt. Damit vergrößert sich die Macht der Priester erheblich, und das ist der Grund, warum der Polytheismus allmählich verschwand - durch den Monotheismus wuchs die Macht der Priester, und sie nutzten diese Macht, um sich den Herrschenden anzubiedern, die ihnen dafür Macht gewährten, die sie wiederum zur Vernichtung des Polytheismus benutzten.

Platt gesagt: Aus den "demokratischen" Göttern, aus denen sich jeder aussuchen konnte, was er wollte, wurde eine "tyrannische" Gottheit, wo man keine Wahl mehr hatte, man musste diesem einen Gott folgen und seiner Moral - d. h., genauer gesagt, der Moral der Priester, was sie zu ihren eigenen Zwecken zu nutzen wussten. Die erste moralische Passage der Bibel beschreibt denn auch, was für katastrophale Folgen es hat, wenn man "dem Gott" (lies: den Priestern) nicht gehorcht. Die Menschen verloren den Kontakt zum Göttlichen, man entfremdete ihnen das Göttliche, die Priester zogen es an sich. Dasselbe machte man mit der Moral. Von jetzt ab bestimmten die Priester, was moralisch war und was nicht, was göttlich war und was nicht.

Man könnte auch sagen, dass sich das priesterliche Geschäftsmodell wandelte: Man zog alles an sich und monopolisierte es, was im Heidentum nur schwer möglich war. Das führte gleichzeitig zur religiösen Intoleranz: Wenn man an viele Götter glaubt, dann wundert es einen nicht, dass andere Kulturen andere Götter verehren, wobei es immer Überlappungen gab. Jede heidnische Kultur hatte immer ihre Göttin der Liebe (immer weiblich!), man nannte sie nur anders - aber man nannte alles in allen anderen Sprachen anders. Ob man seine Göttin also Venus oder Aphrodite nannte, das spielte keine Rolle. Mit dem Monotheismus konnte man gleichzeitig die Priesterinnen aus ihren Ämtern werfen, von jetzt ab war alles Göttliche eine allein männliche Angelegenheit - in der katholischen Kirche bis heute. Das ist der endgültige Sieg des Patriarchats. Mit dem Monotheismus war Schluss mit der antiken religiösen Toleranz.


RStroh  27.06.2023, 22:45

Da ist ja sehr viel Meinung, bei recht wenig Fachwissen.

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BigBenGermany 
Fragesteller
 27.06.2023, 22:48
@RStroh

Hmmm, ich akzeptiere deine Meinung. Stelle aber das was du bemängelst bei dir selbst in Frage... Du hast nichts das mir fachlich widerspricht. Daher ist das eine reine Behauptung deinerseits...

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BigBenGermany 
Fragesteller
 27.06.2023, 22:53
@RStroh

Ich bin vieles. Interessiere mich vor allem auch für Geschichte insbesondere Eisenzeit und Antike, Sprachforschung und Naturwissenschaften.

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RStroh  27.06.2023, 22:54
@BigBenGermany

Ist doch interessant. Warum schreibst Du das nicht in Dein Profil?

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BigBenGermany 
Fragesteller
 27.06.2023, 22:57
@RStroh

Könnte ich tun... Ich wollte mich aber eher hauptsächlich auf das IT Wesen konzentrieren.

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