Warum wählte Möbius den Psalm Salomo’s?

2desmond  07.06.2022, 13:12

Es gibt 150 Psalmen. Welchen hat er gewählt?

Kaskakks 
Fragesteller
 07.06.2022, 13:35

Ich habe nochmal nachgesehen, meine Vermutung ist, dass Möbius sich den Psalm nur ausgedacht hat. Es geht um den Weltraum und die schrecklichen Tode von Weltraumfahrern

2 Antworten

Den Psalm gibt es ja nicht wirklich, er wird hier als Stilmittel gebraucht in dem Möbius sich an den neuen Mann seiner Frau richtet, der ja nun einmal Missionar ist. In gewisser Weise will Möbius sich auch über den Missionar lustig machen, denn das Buch geht nun einmal eigentlich um die Verantwortung der Wissenschaft und nicht um Religion. Möbius beginnt seinen Monolog überhaupt erst, nachdem der Missionar ihn auf Salomo angesprochen hatte:

Herr Möbius. Gerade der König Salomo wird sich über das Flötenspiel dieser unschuldigen Knaben freuen. Denken Sie doch: Salomo, der Psalmendichter, Salomo, der Sänger des Hohen Liedes!

Dazu kommt eben noch, dass Möbius das Bild eines psychisch Kranken aufrecht erhalten will, um seine Entdeckung zu schützen. Der Psalm selbst ist stark auf die Physik bezogen und somit auch als eine Art Antithese (auch wenn es hier nicht wirklich eine Diskussion gab) anzusehen, was auch durch die Fäkalsprache deutlich wird, da die echten Psalmen ja relativ förmlich aufgebaut sind.

Wir hauten ins Weltall ab. Zu den Wüsten des Monds.
Versanken in ihrem Staub. Lautlos verreckten manche schon da.
Doch die meisten verkochten In den Bleidämpfen des Merkurs, lösten sich auf in den Ölpfützen der Venus.
Und sogar auf dem Mars fraß uns die Sonne, Donnernd, radioaktiv und gelb.
Jupiter stank, Ein pfeilschnell rotierender Methanbrei, Hing er so mächtig über uns, Dass wir Ganymed vollkotzten.
Saturn bedachten wir mit Flüchen. Was dann weiter kam, nicht der Rede wert:
Uranus, Neptun graugrünlich erfroren, Über Pluto und Transpluto fielen die letzten Unanständigen Witze.
Hatten wir doch längst die Sonne mit Sirius verwechselt, Sirius mit Kanopus, Abgetrieben, trieben wir in die Tiefen hinauf einigen weißen Sternen zu, die wir gleichwohl nie erreichten, längst schon Mumien in unseren Schiffen verkrustet von Unrat.
In den Fratzen kein Erinnern mehr - An die atmende Erde.

Zum Vergleich der Rhetorik hier auch noch einmal ein Auszug aus einem echten Psalm:

Ich danke [dir, Gott] von ganzem Herzen und erzähle alle deine Wunder. Ich freue mich und bin fröhlich in dir und lobe deinen Namen, du Allerhöchster, dass meine Feinde zurückweichen mussten; sie sind gestürzt und umgekommen vor dir. Denn du führst mein Recht und meine Sache, du sitzest auf dem Thron, ein rechter Richter. Du schiltst die Völker und vernichtest die Frevler; ihren Namen vertilgst du auf immer und ewig. Der Feind ist vernichtet, zertrümmert für immer, die Städte hast du zerstört; jedes Gedenken an sie ist vergangen. [...]

(Psalm 9, Vers 1 bis 8)

Der Bezug zum "schnellen Abschied" wiederum, wird erst nach dem eigentlich Psalm vorgetragen:

Packt euch nun nach den Marianen fort!

Im Übrigen empfiehlt es sich auch, sich einmal das nachfolgende Video anzuschauen. Auch wenn es als Unterhaltung gedacht ist und natürlich sehr überspitzt dargestellt wird, werden hier doch einige Überlegungen zum Buch deutlich, unter anderem auch zum Sinn und Zweck des Ganzen.:

https://www.youtube.com/watch?v=jRl3dCa7uPk

LG

Die Antwort bekommst Du hier:

«Ich halte Gott für die fruchtbarste und zugleich furchtbarste Fiktion des Menschen», zitiert das Centre Dürrenmatt in Neuchâtel den Pfarrerssohn Friedrich Dürrenmatt. Das Centre hat dem Schriftsteller und seinem religiösen Hintergrund die Ausstellung «Gottes Narren» gewidmet.
Sie zeigt einen Dramatiker, der mit der Bibel, Göttern und Mythen aufgewachsen ist. «Sein Vater vermittelte ihm das mythologische Wissen. Seine Mutter unterrichtete ihm die Bibel», erzählt Madeleine Betschart, die Direktorin des Centre Dürrenmatt.
Ein Lehrer habe zudem schon früh Dürrenmatts Interesse an der Wissenschaft und der Astronomie geweckt. «Mit seinem Teleskop hat er das Universum beobachtet, das ist für mich ein Zeichen für seine Offenheit.»..."
https://www.ref.ch/news/wie-der-glaube-den-atheisten-duerrenmatt-praegte/