Warum wählt kaum jemand die Humanisten?

8 Antworten

Mein Eindruck ist, dass die Partei teilweise ein wenig mit dem Anspruch ihres Programms und der Art, wie dieses parteiintern ausgelegt wird, zu kämpfen hat. Das Programm ist sehr gut, gar keine Frage, aber es lässt auch sehr viel Spielraum für Interpretationen offen. Durch die marktliberale Brille hat man eine FDP-lite, durch die soziale Brille eine generalistischere und ethisch fixiertere Variante der Grünen. Linke Themen werden mal mit mehr, mal mit weniger Elan behandelt.

Hinzu kommt teilweise eine gewisse "Elfenbeinturm"-Realitätsferne. Dinge die auf dem Papier fundiert klingen müssen nicht zwangsläufig realitätsnah oder gar politisch populär sein. Hinzu kommt, dass Humanismus ein sehr schwieriges philosophisches Konzept ist und an sich wiederum deutlich mehr unterschiedliche Meinungen über seine Auslegung und Schwerpunktsetzung mit sich bringt.

Interessant im Kontrast finde ich Volt, die ähnlich jung sind und teilweise in Europa eine gewisse Relevant erlangt haben. Ihr Programm ist den Humanisten nicht so unähnlich, aber sie haben einen deutlich klareren Fokus auf Kernthemen und versuchen diese nicht von einem abstrakten, schwer erklärbaren Konzept wie Humanismus herzuleiten.

Disclaimer: Ich hatte vor langer Zeit mal mehr mit der Partei zu tun und mein Eindruck basiert nicht ausschließlich auf aktuellen Beobachtungen. Es mag sein, dass die Partei oder zumindest einige Landesverbände mittlerweile einen besseren Plan haben, wie man mit diesen Problematiken umgeht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Andre62727 
Fragesteller
 07.03.2023, 20:13

Tatsächlich stimmen viele Punkte überein: Umgang mit Ukraine-Krieg, Digitalisierung, Gentechnik, Atomkraft, Umweltschutz, kein nationalistisches denken etc. Scheint mir aber nochmals bisschen linker zu sein mit dem genfer und etlichen Seiten über lgbtq+ themen. Zudem gefällt mir der rationale und wissenschaftliche Ansatz der Humanisten besser.

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Ich kenne die Humanisten und befürworte wesentliche Teile ihres Programms.

Allerdings weiß ich auch, dass eine Stimme für eine Kleinstpartei bei der Funktionsweise unseres Wahlsystems nahezu verschwendet ist. Ich würde eine solche Partei nur im absoluten Ausnahmefall wählen, wenn mich von den "großen" wirklich keine einzige auch nur minimal anspricht.

Viele Menschen werden diese Partei gar nicht kennen bzw. sich nicht informieren, was sie überhaupt will.

Erstens sind vieles von dem was sie schreiben standardfloskeln (absolut jede Partei sagt es muss mehr Geld in Bildung und Digitalisierung gesteckt werden) und zweitens sind einige Sachen halt auch einfach nicht die politischen Standpunkte der Mehrheit

Andre62727 
Fragesteller
 26.03.2023, 13:41

Sind Standardfloskeln weil es halt sehr wichtige Gebiete sind und Deutschland in beiden Kategorien im weltweiten Vergleich hinterher hängt. Die Verwendung dieser anzuprangern scheint mir nicht gerade fair zu sein

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Intelligentenz  26.03.2023, 20:00
@Andre62727

Ich pranger diese Standardfloskeln nicht an, sondern ich sage dass sie sich in diesen Punkten in keinster Weise gegenüber anderen Parteien hervorheben, da die Parteien das wie gesagt alle sagen und es deswegen auch kein Grund ist ausgerechnet die humanisten zu wählen.

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Hallo Andre62727,

ich nehme mit stellvertretend mal einen Punkt aus deiner Aufzählung heraus:

Patent/Urheberrecht: sinnvoll um Forschung zu belohnen, aber zeitlich begrenzen z.B. Urheberrechte nur bis 10 Jahre nach Tod

Dieser Vorschlag zeigt zunächst Unverständnis betreffend Immaterialgüterrecht, da Patente sich wesentlich vom Urheberrecht unterscheiden. In wirtschaftlichen Fragen ist fast nur das Patent von Bedeutung, da es (im Gegensatz zum Urheberrecht) ein Schutzrecht auf technische Lehren darstellt. Das Patent hat bereits eine auf 20 Jahre begrenzte Laufzeit ab Anmeldetag, die i.d.R. jährlich durch die Zahlung einer Gebühr verlängert wird.

Ich nehme an, du weißt weder, wie lange ein Prüfungsverfahren für ein Patent dauert, noch wie lange ein Verletzungsverfahren mit 2 Instanzen.

Andre62727 
Fragesteller
 05.03.2023, 09:31

Das ist mir alles durchaus bewusst. Das Patent ist ein geprüftes Schutzrecht, dass man nur für neue gewerblich anwendbare Erfindungen auf dem Gebiet der Technik bekommt . Es ist deutlich mehr wert als bspw ein Design . Das Prüfungsverfahren dauert dementsprechend auch deutlich länger. Gemäß § 16a PatG, Art. 63 (2) b) EPÜ i. V. m. VO (EWG) Nr. 1768/92 kann man die Schutzdauer allerdings bei zeitintensiver prüfung (besonders bei Arzneimitteln) um bis zu 5 Jahre verlängern, also um die Prüfungsdauer

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Andre62727 
Fragesteller
 05.03.2023, 09:46
@DerGrafDuckula

Glaube es geht hauptsächlich um die Verbraucher, aber aus den wenigen Zeilen kann man nicht viel entnehmen

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Andre62727 
Fragesteller
 05.03.2023, 09:44

GEISTIGES EIGENTUM

Die Urheber- und Patentrechte sollen hauptsächlich dem Zweck dienen, die Leistung, Investition und Risikobereitschaft des Inhabers zu kompensieren und zu belohnen. Wir wollen das Patentrecht so reformieren, dass sie nicht übermäßig Fortschritt, Innovation und Wettbewerb behindern oder Privatpersonen für harmlose Aktivitäten belasten.

Die Nutzungsrechte müssen zeitlich in angemessenem Umfang reduziert werden. Dagegen gelten Urheberrechte ein Leben lang, sollen jedoch 10 anstatt 70 Jahre nach dem Tode verfallen. Liegen die Nutzungsrechte beim Staat, fordern wir, dass die Bürger unentgeltlich davon profitieren können.

So steht's im Programm. Ob und in wie weit die Schutzdauer beim Patent gekürzt werden soll steht hier nicht. Denke, dass dies zumindest möglich wäre, da es anders als im Markenrecht noch keine einheitlichen europäischen Regelungen bzgl der Schutzdauer gibt

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DerGrafDuckula  05.03.2023, 09:52
@Andre62727

Die grundlegenden Spielregeln für Patente sind sogar weltweit fast einheitlich, insbesondere bei der Schutzdauer.

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Andre62727 
Fragesteller
 05.03.2023, 10:01
@DerGrafDuckula

Habe Mal ein paar länder gecheckt und tatsächlich ist die Schutzdauer überall 20 Jahre und teilweise bei Pharmazie bis zu 25 Jahre. Dachte immer, dass auf Grund des Territorialprinzips (Schutz nur für Land Antrag) und somit Antrag und Prüfung in jedem Land einzeln nötig erhebliche Unterschiede bestehen aber dies scheint tatsächlich nicht der Fall zu sein

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Wohl hauptsächlich, weil sie sehr unbekannt sind und in den Medien nicht vorkommen.

Sie haben halt das Problem aller Splitterparteien.

Zu wenig Geld und Netzwerke für Publicity.

Ich kenne sie auch nur aus Wahlwerbespots.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Erfahrung in der Parteipolitik und als Reporter
Andre62727 
Fragesteller
 04.03.2023, 14:52

Kenne sie auch nur, weil sie beim Wahl-O-Mat ganz oben waren und ich mich dann eingelesen habe

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vanOoijen  04.03.2023, 14:53
@Andre62727

Aber es reicht halt nicht, wenn eine Partei nur kurz vor Wahlen öffentlich wahrnehmbar ist.

Leider.

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