Warum verstaatlicht man die Internetanbieter in Deutschland nicht einfach?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

"Nicht einfach" geht schon mal gar nicht, das wäre eine Enteignung. Nur, weil ein Unternehmen teilweise dem Staat gehört, hat man kein Argument für die Verstaatlichung aller Unternehmen. Und klar, der Staat könnte die Telekom komplett kaufen. Sie könnte natürlich auch Vodafone, M-Net, Netcologne, Telefonica, ... einkaufen. Logisch. Das nötige Kleingeld liegt bestimmt auf der hohen Kante und wartet darauf, sinnvoll angelegt zu werden. Oder meinst Du, eine Verstaatlichung wäre im Handstreich zu erledigen?

Die Frage ist auch, was Du erreichen möchtest. Früher gab es nur die Deutsche Bundespost. Die war für Post und Telefon zuständig. Es gab nichts anderes. Kein Wettbewerb, kein Fortschritt. Es gab Zeiten, da hatte ich eine Telefonrechnung von monatlich 250 DM. Heute undenkbar.

Wie gut ein staatliches Unternehmen funktioniert, siehst Du auch an der DB. Willst Du das wirklich?


LtLTSmash  09.03.2021, 14:46

Die Bahn ist nur Dummerweise privatisiert und kein Staatsunternehmen mehr. Zudem war telefonieren damals überall teuer, der Preissenker war der technische Fortschritt und nicht die Privatisierung.

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franzhartwig  09.03.2021, 15:01
@LtLTSmash
Die Bahn ist nur Dummerweise privatisiert und kein Staatsunternehmen mehr

Sie befindet sich zu 100 Prozent in Staatsbesitz.

Zudem war telefonieren damals überall teuer, der Preissenker war der technische Fortschritt

Es war vor allem der fehlende Wettbewerb.

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LtLTSmash  09.03.2021, 15:39
@franzhartwig
Sie befindet sich zu 100 Prozent in Staatsbesitz.

Ist aber trotzdem nach privatwirtschaftlichen Gesichtspunkten organisiert und macht genau das was auch ein völlig privater Monopolist machen würde.

Es war vor allem der fehlende Wettbewerb.

Das ist eine interessante Frage, aber ohne den technischen Fortschritt wäre es nicht denkbar gewesen. Private verkaufen erst recht nicht unter EK.

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Wir haben nun mal eine soziale Marktwirtschaft und keine Planwirtschaft. Zur Marktwirtschaft gehören halt privat geführte Unternehmen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

LtLTSmash  09.03.2021, 14:29

Ob das die Wasserversorger schon Wissen? Höhere Preise bei schlechterer Qualität, ein Privatisierungsangebot das man nicht ablehnen sollte, oder?

Aber mal ohne Flachs, soziale Marktwirtschaft heißt nicht das es nur Privatunternehmen geben darf, ganz im Gegenteil, wenn es zu einem Marktversagen kommt welches man nicht tolerieren will kann der Staat auch mit Staatsunternehmen das beseitigen. Komisch, angeblich sind Staatsunternehmen soooo schlimm und dennoch waren in den Zeiten größten Wachstum Staatunternehmen selbstverständlich (z.B. Bundespost, oder Bundesbahn). Wie konnte das nur klappen?

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Velbert2  09.03.2021, 14:31
@LtLTSmash

Klappte es damals wirklich so gut? Die Vergangenheit wird immer im milderen Licht betrachtet.

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LtLTSmash  09.03.2021, 14:40
@Velbert2

Nun, wen sich das BIP von 1950 bis 1990 verfünfundzwanzigfacht spricht es nicht gerade dafür das man mit den Staatsunternehmen die Wirtschaft abgewürgt hätte, oder?

https://crp-infotec.de/wp-content/uploads/d-bip-entwicklung-seit-1950.gif

Ansonsten, verlässlicher war Bahn und Post auf jeden Fall und zudem auch nicht nur auf maximale Rendite getrimmt. Man wird sicher auch Nachteile finden, aber es gibt Branchen da ist eine Privatisierung sozial betrachtet nicht unbedingt besser. Das betrifft vor allem Branchen die zu Monopolen neigen und Grundbedürfnisse abdecken.

Nun kann man nur spekulieren über "was wäre wenn?", aber bei der Bahn seh ich echt keinen Vorteil der Privatisierung. Du? Und bei der Telekom, nun ja, ist die Frage wie sich eine Staatliche Telekom entwickelt hätte.

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Wir hatten schonmal ein Rundfunk- und Telefonmonopol. Wenn Du das miterlebt hättest, wüßtest Du wie absurd die Frage ist bzw. wieso man sie gar nicht stellen sollte.
Der Bereich braucht Wettbewerb, nur so ist Fortschritt und akzeptable Preise möglich. Wenn der Staat seine Pfoten irgendwo drinnen hat, funktioniert gar nichts mehr. Sieht man an BER, S21 oder neuerdings den Coronaimpfungen oder Schnelltests.
Das der Leitungsausbau hierzulande auch mehr als mies voran geht, liegt sicher auch daran das die Telekom noch zu viel "Staat inside" hat was wiederum den Wettbewerb verzerrt.


Antonio107 
Fragesteller
 09.03.2021, 14:24

Danke ich werde es zur Kenntnis nehmen, nein ich habe es nicht mitbekommen, gehe erst in die 9 Klasse. Ich hoffe ich habe mich damit jetzt nicht unbeliebt gemacht.

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Bearman1974  09.03.2021, 14:25
@Antonio107

Nein, aber wenn Du mal 1,50 für eine Minute Internet bezahlt hättest, wäre Dir klar wieso man das nicht mehr haben möchte. ;-)

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Antonio107 
Fragesteller
 09.03.2021, 14:31
@Bearman1974

Genau da lag mein Problem, ich dachte dann wäre es günstiger. Danke

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LtLTSmash  09.03.2021, 14:25

Das Problem ist hier eher das der Staat sich von Privatunternehmen von vorne bis hinten verarschen lässt.

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Bearman1974  09.03.2021, 14:26
@LtLTSmash

Die Privaten würden sicher mehr ausbauen, aber die Leitungen gehören größtenteils der Telekom. Das wiederum ist ein Relikt aus den Monopolzeiten.

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LtLTSmash  09.03.2021, 14:43
@Bearman1974

Tun sie sicher nicht, denn private Investoren schauen auf Rendite und da lohnt der Anschluss ländlicher Gegenden einfach nicht. Sehen wir doch am Handynetz, oder wird Vodaphone und Co verboten Funkmasten in der Wildnis aufzustellen?

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Bearman1974  09.03.2021, 14:47
@LtLTSmash

Wieso tut es der Staat dann selber nicht? Das Problem ist das man die Vergabe von Lizenzen nicht genug an Bedingungen gekoppelt hat. Aber keinesfalls das es Privatunternehmen sind. Wäre das noch staatlich könnte der Städter froh sein eine 1Mbit Leitung zu bekommen.

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LtLTSmash  09.03.2021, 14:50
@Bearman1974

Weil auch der Staat mittlerweile das Mantra das Privat immer besser sein soll verinnerlicht hat.

Aber natürlich gibt es auch andere Wege, aber trotzdem ist das Problem das Privatunternehmen von sich aus keine Invetistion machen von denen sie sich keine Rendite versprechen können. Und weil das so ist hätte man alternativ auch Bedingungen an die Lizenzen koppeln können.

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Bearman1974  09.03.2021, 14:53
@LtLTSmash

Natürlich nicht, aber Staatlich wäre noch schlimmer, siehe die Erfahrung damit.

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LtLTSmash  09.03.2021, 14:56
@Bearman1974

Welche schlimmen Erfahrungen haben wir denn in Westdeutschland mit Staatsunternehmen gemacht? Das Post und Bahn pünktlich kommen? Das Trinkwasser bei guter Qualität billig zu haben ist? Das wir alle eine recht gute Gesundheitsversorgung haben?

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Bearman1974  09.03.2021, 15:01
@LtLTSmash

Hast Du in den 80ern mal telefoniert, einen Telefonanschluss beantragt oder Anfang 90er irgendwas mit Datenübertragung gemacht? Dann wüßtest Du sehr genau was ich meine. Funktioniert heutzutage auch nur ein Projekt an dem Staat beteiligt ist? Ich kenne viele -auch aus meiner ehemaligen Tätigkeit als Berater- Ja, ich habe an der Unfähigkeit des Staates mitverdient wie so viele auch - und dadurch auch sehr viel erlebt.

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LtLTSmash  09.03.2021, 15:13
@Bearman1974

Hast du das mal zu der Zeit in anderen Ländern versucht? Das war auch nicht unbedingt billiger und gerade in Privatwirtschaftlich organisierten Ländern wirst du je nach Wohnort noch mehr abgehängt worden sein.

Und ja, die Unfähigkeit des Staates ist ein Problem wenn er es denn ist, aber dank Privatisierung und sparen um jeden Preis ist ja das Know-How entsprechend mit abgeschafft worden und der Staat lässt sich von der Privatwirtschaft auf der Nase herumtanzen. Das ist aber kein Zustand der sich nicht ändern ließe. Ich weiß nur eines, in Branchen die zu Monopolen neigen und ein Grundbedürfnis decken führt Privatisierung ohne weiter Reglementierung in jedem Fall zu höheren Preisen und schlechterer Qualität. Das ist halt marktwirtschaftliche Logik und kann man wunderbar bei der Bahn beobachten. Züge werden kaputt gespart, kaum ein Zug kommt pünktlich und das zu unverschämten Preisen.

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Bearman1974  09.03.2021, 15:22
@LtLTSmash

Klar muss man in einigen Bereichen mit Privatisierung aufpassen, besonders bei Bahn oder Wasserversorgung und Elektrizität. Aber Telekom gehört da nicht dazu.
Ja, in anderen Ländern war die Lage damals in Sachen Telefon schon besser.
In dem Bereich war es einfach völlig grausam. Man durfte ja nicht mal eigene Endgeräte anschliessen. Bedeutet ein 9600Baud Modem musste man sich für 1000 Mark bei der Telekom kaufen statt 150 Mark beim Conrad usw. Die Preise generell waren einfach völlig unrealistisch.
Beim Thema Post doch genau das gleiche. Denkst Du ohne Privatisierung wären wir heute in der Lage die aktuelle Paketsituation auch nur halbwegs im Griff zu haben? Eher nicht.
Und wo derzeit der Staat die Hände drinnen hat geht einfach alles schief. Was sollen die Privaten denn da noch schlimmer machen?

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LtLTSmash  09.03.2021, 15:35
@Bearman1974
Klar muss man in einigen Bereichen mit Privatisierung aufpassen, besonders bei Bahn oder Wasserversorgung und Elektrizität.

Mehr sag ich ja erst mal nicht

Aber Telekom gehört da nicht dazu.
Ja, in anderen Ländern war die Lage damals in Sachen Telefon schon besser.
In dem Bereich war es einfach völlig grausam. Man durfte ja nicht mal eigene Endgeräte anschliessen. Bedeutet ein 9600Baud Modem musste man sich für 1000 Mark bei der Telekom kaufen statt 150 Mark beim Conrad usw. Die Preise generell waren einfach völlig unrealistisch.

Das war vor meiner Zeit, ich hab das praktisch wenig mit zu tun gehabt. Der Vorteil war sicher das die Telekommunikation nicht unbedingt so zum Monopol neigt und solange eine echter Wettbewerb herrscht ist eine privat organisierte Wirtschaft sicher leistungsfähiger. Man muss sich aber bewusst sein das Entscheidungen nach Renditerwartungen getroffen werden, nicht danach möglichst alle zu fairen Preisen beliefern zu können.

Beim Thema Post doch genau das gleiche. Denkst Du ohne Privatisierung wären wir heute in der Lage die aktuelle Paketsituation auch nur halbwegs im Griff zu haben? Eher nicht.,

Das ist ein gute Frage. Ob das vergeben von Lieferungen an Sub Sub Sub Unternehmen deren Angestellte zu Hungerlöhnen ausliefern müssen wirklich die bessere Alternative ist lass ich mal dahingestellt. Ist ja auch die Frage ob die staatliche Post das Paketgeschäft überhaupt hätte machen müssen oder sich auf wenig lukrative aber wichtige Briefgeschäft konzentriert.

Und wo derzeit der Staat die Hände drinnen hat geht einfach alles schief. Was sollen die Privaten denn da noch schlimmer machen?

Wie gesagt, ich denke das Problem dahinter liegt eher in der Politik, nicht daran das staatliche Organisationen das prinzipiell nicht könnten. Ein etwas hinkender Vergleich ist China, da hat der Staat quasi überall die Finger drin und die gehen seit Jahren ab wie ein Zäpfchen.

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Die Telekom war als Teil der Post ursprünglich staatlich. Man hat sie teilprivatisiert um Wettbewerbsfähig zu bleiben.

Es würde zu viele Probleme mit der Infrastruktur in Deutschland geben

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Antonio107 
Fragesteller
 09.03.2021, 14:30

Wie meinst du das ?

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