warum ticken uhren mit mehr ticks pro sekunden(manchmal)?

5 Antworten

Damit der Sekundenzeiger nicht springt, sondern scheinbar gleitet - Ich nehme an wir sprechen von mechanischen Werken?

Das sind dann meist mechanische Uhren und das hat mit der Schwingungszahl der Unruh zu tun.

Mechanische Armbanduhren haben als Kraftspeicher eine Zugfeder. Eine gespannte Zugfeder gibt dann die Kraft über die Zahnräder weiter an die Hemmung, die das vorschnelle Ablaufen des Räderwerkes sozusagen 'dosiert'.

Die Hemmung besteht meistens aus einer Unruh mit Unruhspirale und kommt unter Anderem in Handaufzuguhren oder Automatikuhren vor.

Vereinfacht: Sobald der Anker den Impuls über die Hebungsflächen bekommt und das Ankerrad auf die Ruhefläche 'prallt' entsteht das deutlich zu hörende 'Tick-Geräusch'.

Je nach Frequenz läuft dieser Vorgang dementsprechend schnell ab. Viele ältere Uhren haben eine Frequenz von 18.000 Halbschwingungen pro Stunde (Entspricht 2,5 Herz).

Je höher die Frequenz, desto flüssiger läuft der Sekundenzeiger.

Eine höhere Frequenz kann man direkt an der Unruh sehen, denn diese schwingt deutlich schneller.

Heute ist der schweizer Standard 28.800 Halbschwingen pro Stunde (4 Herz), was an einem 'flüssigerem' Sekundenzeiger zu sehen ist. Es sind quasi mehr Takte pro Sekunde und man spricht von Schnellschwingern:

  • 8 Schritte des Sekundenzeigers pro Sekunde bei 28.800 A/H
  • 6 Schritte des Sekundenzeigers pro Sekunde bei 21.600 A/H
  • ...

Höhere Schwingungszahlen machen die Uhr präziser und widerstandsfähiger gegen äußere Einflüsse. Doch wird mehr Kraft benötigt und der Verschleiß kann bei einigen Uhren dadurch zunehmen.

Quartzuhren: Haben ja meist einen einfachen Sekundentakt. Das Räderwerk bekommt pro Sekunde einen Impuls, der den Sekundenzeiger um eine Sekunde weiterbewegt.

Das Räderwerk befindet sich nur in diesem Moment im Kraftfluss. Das Tick-Geräusch kommt dann zum Tragen, wenn die meist aus Kunststoff bestehenden Zeiger aufeinander treffen.

Ausnahmen: Natürlich gibt es mittlerweile Ausnahmen. So gibt es Accutron Modelle, Seiko Springt-Drive oder Kinetik Modelle.

Gerne Fragen!

U7rmacher

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
KarlRanseierIII  24.02.2019, 23:22

Danke für die ausführliche Antwort.

Das Spring-Drive finde ich super interessant, mit seiner elektromagnetischen 'Hemmung' auf Quarz-Schwingkreis-Basis. Formal natürlich keine 'reine' mechanische Uhr mehr, aber wenigstens keine Batterie.

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darkhouse  04.03.2019, 09:21
@KarlRanseierIII

Na ja, die Spring Drive ist recht einfach als mechanische Uhr einzuordnen. Federkraft treibt Räderwerk. Nur die Hemmung und Regulierung werden elektronisch korrigiert. Und diese Energie liefert ebenfalls die Aufzugsfeder. Ich finde sie technisch mit das Interessanteste überhaupt unter den Uhren.

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KarlRanseierIII  04.03.2019, 14:43
@darkhouse

Es wird nicht elektronisch korrigiert, es gibt keine "klassische Hemmung", stattdessen wird elektromagnetisch "gebremst/zurückgehalten". Dadurch liefert das Quarz das Zeitnominal und nicht mehr das Räderwerk (Mechanik) als solches. Und natürlich wird es dadurch auch einfach einen extrem genauen Lauf zu bekommen, d.h. die eigentliche (Handwerks)Kunst mechanisch ein sehr präzises Zeitnominal zu bauen, fällt weg.

Ein Elekrtomagnet und ein Schwigkreis mit Quarz sind nunmal nicht mechanisch, auch wenn man sich auf den Kopf stellt und mit den Ohren wackelt.

Das macht das Werk aber noch lange nicht weniger interessant und es ist natürlich noch eine ganz andere Geschichte als bei einer Quarzuhr mit Batterie, denn:

Wenn 'ne Batterie drin ist, dann ist es Unterhaltungselektronik.

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U7rmacher  04.03.2019, 16:32
@KarlRanseierIII

So ist es! Der Gang ist vorgeschrieben durch den IC, bzw. Quartz. Keine Arbeit für den Uhrmacher übrig.

Ob diese Uhr jetzt mehr mechanisch oder mehr Quartzuhr ist, lasse ich mal so stehen. Sie vereint jedenfalls das Beste aus beiden Aufzugsarten.

Das Typische bei mechanischen Uhren ist ja, dass das Räderwerk im ständigen Kraftfluss der Zugfeder steht, wohingegen das Räderwerk einer Quartzuhr nur kurzzeitig während des Impulses durch den elektromagnetischen Rotor im Kraftfluss steht und das eben genau 1x /Sekunde. Die Uhrzeitanzeige erfolgt über ein separates Räderwerk, dem sogenannten Zeigerwerk.

Das Zeigerwerk bei Spring Drive Modellen ist direkt mit dem Kraftspeicher verbunden 'vereinfacht'.

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KarlRanseierIII  04.03.2019, 17:09
@U7rmacher

Klar, auch bei einer Spring-Drive kann man natürlich tolle Komplikationen machen (ggf. gibt es hier bezüglich der Gesamtkraft Beschränkungen, nicht mein Fach). Tortzdem fehlt gefühlt eben ein Herzstück der mechanischen Uhr.

Wie gesagt, ich möchte das Spring Drive auch nicht abwerten und finde es auch interessant in der Konstruktion, ich tue mich aber schwer, wie ich schrieb, es als reines Mechanikwerk zu betrachten. (Der Aufbau orientiert sich sonst natürlich am mech. Werk)

Und es ist natürlich extrem faszinierend, daß die Energie für den Schwingkreis aus der Feder kommt, vor 50+ Jahren hätte sich das auch keiner träumen lassen.

P.S.: Man könnte prinzipiell ja einen Divisor an den Schwingkreis einer Quarzuhr koppeln und sie genauso im permanenten Kraftfluß halten, sodenn man möchte. Aber vermutlich wäre dann die Batterie ruckzuck leergelutscht.

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U7rmacher  04.03.2019, 17:29
@KarlRanseierIII

Die Zahnräder würden das auch nicht aushalten. Zahnräder können aufgrund des geringeren Kraftflusses ruhig aus Kunststoff gefertigt sein. Zahnräder aus mechanischen Uhren sind da höheren Kräften ausgesetzt, bzw. den Zapfen. Gleiches gilt den Lagerungen der Zapfen. Das Besondere am Gleitrad der Spring Modelle ist ja, das es äußerst Verschleißarm ist. Die 'Abbremsung' des Kraftflusses erfolgt elektromagnetisch. Keine Probleme durch Reibung...

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weil innen drinne so ein spezielles zahnrad hin und her wankt und das einen höheren takt als den sekundentakt hat

Weil in der Mechanik auch Teile sein können die sich schneller als einmal pro Sekunde bewegen.

Du meinst doch Uhren zum aufziehen wen sie mer ticken also zu schnell gehen stimmt die Unruhe nicht mehr also die kleine feder in der Uhr