Warum stellen [meist] Ältere Menschen keinen Antrag auf Sozialleistungen?

13 Antworten

Weil es diese Art von Sozialhilfe noch nicht sehr lange gibt. Ich bin jetzt 63 und als ich jung war gab es das noch nicht, da gab es eine Art rudimentäre „Armen und Bedürftigenhilfe“ welche bettelarme Menschen vor dem Verhungern bewahrte oder vielleicht mal eine Unterkunft in einem Massenlager zur Verfügung stellte aber Geld bekam man da keines, keinen Pfennig. Und wer sowas brauchte wurde meist scheel angeschaut und galt als arbeitsscheues asoziales Element oder als Bettler.
Ältere Menschen sehen und denken darüber auch heute noch oftmals so und wollen begreiflicherweise nicht „so enden“, sie sind keinesfalls „zu stolz“ dafür sondern sie haben das halt so gelernt und sind so erzogen worden, für sie ist Sozialhilfe keine Selbstberständlichkeit wie es für viele Junge heute ist. Auch war früher die Sozialkontrolle viel stärker wie heute, da wurde man geschmäht und gemieden wenn man von sowas abhängig war und solches befürchten sie jetzt immer noch und von Gleichalterigen würden sie auch heute noch oft gemieden und scheel angeschaut werden und das wollen sie verständlicherweise nicht.
Es braucht viel Verständnis und Empathie solchen älteren Menschen die Angst vor der heutigen Sozialhilfe zu nehmen, aber ich finde, dass sie es verdient haben gut und verständnisvoll behandelt zu werden denn viele von ihnen haben lange und hart gearbeitet für ihren Lebensunterhalt und es ist nichts als Recht, dass man ihre Würde achtet und solches ist auch in der heutigen Sozialhilfe beschämenderweise leider oft nicht der Fall.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich will Menschen verstehen, nicht durchschauen.
Patrickson  23.09.2023, 17:12

P.S. Die Sozialhilfe hat kein Interesse weitere Klienten zu bekommen sondern sie will im Gegenteil Klienten loswerden, deshalb wird sie nichts unternehmen um älteren Menschen den Zugang zu erleichtern. Deshalb ist von ihr keine Unterstützung diesbezüglich zu erwarten.

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"Ich konnte schon immer für mich selbst sorgen, das brauche ich nicht"

Sie nehmen den schrittweisen Verfall und die zunehmende Pflegebedürftigkeit halt nicht wahr oder verweigern sich dem Gedanken.

Genau deswegen passieren ja auch immer wieder Unfälle mit Autofahrern jenseits der 80. "Ich bin 50 Jahre unfallfrei gefahren, warum sollte ich denn den Lappen abgeben?"

Es ist oft Unkenntnis, aber manchmal auch Schamgefühl, viele scheuen auch einfach den Aufwand, einen Antrag zu stellen und wissen gar nicht, wie und wo. Wenn sie wenig Geld haben, leben sie eben bescheiden. Sie haben oft schwere Zeiten durchgemacht und verstehen es, sich auch mit wenig zufrieden gegeben.

Gerade deswegen ist es gut, dass es Menschen wie dich gibt, die ihnen ehrenamtlich helfen.

Es wäre wünschenswert, wenn die Ämter sich vernetzen würden und automatisch prüfen, wem was zusteht. Dass dies möglich ist, zeigt die Grundrente (bei der sich die Rentenversicherung mit dem Finanzamt kurzschließen muss). Warum kann das nicht auch das Sozialamt? Wenigstens ist in Zukunft eine Familienservicestelle für Familien mit Kindern geplant (allerdings erst 2025),.

Was Pflegeleistungen angeht, muss man allerdings selbst tätig werden.

trans64 
Fragesteller
 10.09.2023, 21:06

Ja das stimmt. Eine automatische Prüfung wäre sehr schön.

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okieh56  10.09.2023, 21:12
@trans64

Bei der Grundrente hat es Jahre gedauert, bis man es endlich geschafft hat. Manche sind schon inzwischen gestorben, bevor der Zuschlag rückwirkend ab 01.01.2021 gezahlt worden ist.

Die Abstimmung zwischen den Ämtern war ein viel größeres Problem als die eigentliche Berechnung.

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Weil diese Generation noch die Begriffe " Eigenverantwortung " und " Marktwirtschaft " kennt " ! Darum wuchs damals die Wirtschaft auch noch.

Weil sie es nicht gewohnt sind, die Hand aufzuhalten und anderen auf der Tasche zu liegen, sondern ihre Probleme selber zu lösen.

Die aussterbende Generation, die als Kind noch den Krieg miterlebt hat, hat viel schlimmere Zeiten erlebt als heute. Ohne Sozialleistungen.