Warum sprechen die Deutschen nicht so gut Englisch wie die Skandinavier?

12 Antworten

Wenn du zu den skandinavischen Ländern neben Dänemark, Norwegen und Schweden noch Finnland und Island dazunimmst, hast du Insgesamt keine 27 Millionen Einwohner, dafür aber alleine fünf unterschiedliche Amtssprachen.

Als moderne Industrie- und Handelsnationen kämen sie mit ihren Sprachen nicht sehr weit. hinzu kommt, dass die dominierende englischsprachige Kultur kommerziell nicht lohnend übersetzt bzw synchronisiert werden kann.

So ist Englisch gerade für diese kleineren Nationen die Lingua franca geworden.

Deutsch hat z. B. ca. 100 Millionen Muttersprachler, das sieht Druck Englisch zu sprechen schon ganz anders aus.

PeVau  13.03.2017, 23:08

edit: ... da sieht der Druck ...

5
OlliBjoern  13.03.2017, 23:30

Das stimmt. Und Norwegen hat sogar 2 Amtssprachen,

Bokmål (z.B. Oslo) und Nynorsk (Westnorwegen). Die Schulen sind dort entweder nach der einen oder der anderen Sprache orientiert.

Man versteht sich schon untereinander, aber wenn man in Oslo z.B. einen Comic kauft, wird einem das auffallen (es gibt Streifen in der einen und der anderen Sprache, sauber getrennt).

Bokmål ist dem Schwedischen ähnlich (die Wortstellung ist aber anders), aber Nynorsk hat alte Formen, die dem Isländischen ähneln (und Färöisch ist nochmals anders, das hat "dänische" phonetische Elemente).

4

Ein Grund ist sicher, dass kaum englische/amerikanische Spielfilme synchronisiert werden. Sie hören Filme als viel öfter im Original.

Zudem mögen die skandinavischen Sprachen dem Englischen auch noch etwas näher sein als die deutsche Sprache.

Im Übrigen ist deine Aussage natürlich eine Verallgemeinerung, aber die Tendenz mag stimmen.

Es gibt schon gute Gründe dabei.

Bemerkungen eines Amis ... der eine Weile in Deutschland gewohnt hat.

Die Skandinavier, denen ich begegnet sind, konnten schon sehr gut Englisch, und im Durschnitt schon besser, als die Deutschen.

Vielleicht noch:

-- Viele Skandinavier gehen in die USA oder nach England auf die Uni
-- Franzoesisch oder Latein helfen weniger dort, auf der Schule?
-- Musik ist Skandivaniern sehr wichtig. Oft spielt Englisch dabei eine Rolle.
-- In dem Sinne: ABBA! Ace Of Base. A-ha. ;-)

Junge Schweden und Norweger können in der Regel sehr gut Englisch, allerdings sprechen ältere Leute (ähnlich so wie hier in Deutschland) auch nicht so gut Englisch. Letztere sind recht froh, wenn man z.B. Schwedisch kann, das erleichtert einiges.

Durch die Filme, die englisch gezeigt werden (mit schwedischen oder norwegischen Untertiteln), und andere Medien (z.B. Fernsehsendungen) ist das Englisch-Niveau zum Teil recht hoch.

Da ich ja Schwedisch reden möchte, muss ich manchmal jüngere Leute davon abhalten, englisch zu sprechen (das kann ich natürlich auch, aber in Schweden will ich auch Schwedisch sprechen). Ältere muss man meist nicht davon abhalten, die bleiben von sich aus bei ihrer Sprache.

Finnen können oft auch gutes Englisch, aber auch hier gibt es Unterschiede. Manche sprechen Schwedisch + Finnisch (ruotsinsuomalaiset), ich kenne aber auch jemanden, die nur Deutsch + Finnisch (und kein Schwedisch) spricht. Es gibt da mannigfaltige Kombinationen, und der Unterschied alt - jung spielt auch da eine Rolle (je jünger, desto eher kommt man mit Englisch weiter, wobei auch das nicht so ganz stimmt: ihre Muttersprachen sind nun mal Schwedisch/Norwegisch oder Finnisch - Englisch ist Zweitsprache, und kommt später hinzu).

Untertitel sind in Skandinavien weit verbreitet, übrigens werden auch in Dänemark Untertitel benutzt. Wenn im Fernsehen jemand aus Süd-Jütland spricht, wird das für Kopenhagener mitunter untertitelt (dänische Dialekte sind sehr unterschiedlich).

Oder wenn ein Westnorweger (Bergen) spricht, wird dies für Schweden untertitelt (Nynorsk versteht man in Stockholm zumeist nicht).

Kurzfassung:

a) sehr viel früherer, effektiver, spracherwerbsorientierter Englischunterricht,

b) Filme und Dokus werden meist nicht synchronisiert, sondern nur im Original mit Untertitel gezeigt.