Warum soll Verhaltenstherapie bei Depression helfen?

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Du unterliegst einem der häufigen Missverständnisse über Psychotherapie. Es geht nicht in der erster Linie darum, sich der Ursachen bewusst zu sein (das kann sehr sinnvoll sein, ist aber häufig nicht ausreichend), sondern darum, mit Deinen Erlebnissen und Erfahrungen anders umzugehen.

Das Problem sind oft unsere Bewertungen dessen, was wir erlebt haben und dass unsere Gedanken dabei in eine Richtung gehen, die uns eher schadet als nutzt.

Übrigens: Wenn Du traumatisiert sein solltest (dadurch entstehen recht häufig auch Depressionen), wäre eine Traumatherapie ohnehin wahrscheinlich spezifischer für Dich. Traumata können dadurch inzwischen meist sehr gut behandelt werden und dann verändern sich auch die Depressionen, wenn die dadurch entstanden sind.

Googel mal "Traumatherapie" und "EMDR"

Ich habe u. a. 1 Verhaltenstherapie, analytische Gesprächstherapien, und erst zuletzt 2 Traumatherapien gemacht, weil ich jahrelang nicht wusste, dass ich traumatisiert bin und eine spezielle traumatherapeutische Hilfe brauche. Nach meinen Erfahrungen geht es in einer Verhaltenstherapie vorrangig darum, sich anders zu verhalten. Der Patient soll angepasster funktionieren - ob mir das nutzt war meinem Verhaltenstherapeuten egal. Er hatte seine Verhaltensziele, die ihm von der Krankenkasse vorgeschrieben wurden, stur weiter verfolgt, weil das so seine Aufgabe war. Was hatte es mir gebracht? Ich konnte mich anders verhalten, war aber genau so unglücklich wie vorher. Außerdem hatte ich stark abgenommen, denn durch diese "Therapie" hatte sich bei mir eine Essstörung entwickelt, die ich vorher in dieser Form nicht hatte. Ein anderer Psychotherapeut sagte mir später mal: "Verhaltenstherapie ist Symptomverschiebung." Wenn sich ein bestimmtes Verhaltenssymptom nicht mehr zeigen darf, die Ursachen dafür aber weiter bestehen, dann findet der weiterhin bestehende innere Konflikt eine andere Möglichkeit sich auszudrücken.
Bei traumabedingten Belastungen braucht man einen dafür spezialisierten Traumatherapeuten. Aber die Ausbildung alleine reicht auch noch nicht, wie ich selbst erfahren musste. Meine erste Traumatherapeutin war dermaßen unempathisch, dass die fast 2 Jahre Therapie bei ihr für mich weitgehend verlorene Lebenszeit war.
Traumatisierte Menschen haben leider das handycap, dass sie nicht gut für sich sorgen können. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie lange Zeit bei unfähigen Therapeuten bleiben, wobei sie zwar fühlen, dass es ihnen nichts bringt, es aber nicht schaffen, sich von der Bezugsperson zu lösen, ist nicht zu unterschätzen.
Ich wünsche dir, dass du dir selbst nie untreu wirst, und deine Ziele nie aus den Augen verlierst.
Ich hatte von einem Freund mal eine Karte bekommen, darauf stand: "Der Langsamste, der sein Ziel nie aus den Augen verliert, kommt immer noch geschwinder voran als einer, der ziellos umher irrt."
Übrigens läuft zur Zeit ein kostenloser psychologischer online-Kongress, bei dem auch Traumtherapeuten reden. Falls es dich interessiert: https://www.gamechanger-nervensystem.de/

Der Sinn dahinter ist nicht dass du geheilt wirst, sondern dass du lernst damit umzugehen, wie es sich in Phasen äußert und was du dann machen kannst.

Eine Depression etc. Ist defakto nicht heilbar, es kann aber eben vermindert werden. Das Risiko für nen Rückfall ist aber enorm hoch.

Die Verhaltenstherapie gibt Tipps an die Hand, wie man, wenn man wieder getriggert wird und alles hochkommt, sich am besten aus der Situation befreien kann.

Das Trauma kann sie nicht heilen.

Aber es ist beruhigend, wenn man weiss, in der Angst ein probates Hilfsmittel anwenden zu können, dass es einem besser geht.

Der Ursachen bist Du Dir sicher bewusst. Das ist weniger der Sinn einer Verhaltenstherapie.

Wichtig ist, dass zum richtigen Zeitpunkt ein Verhalten Deinerseits angewendet werden kann, dass die Angst und das Gedankenkarussell stoppen kann.

Alles Gute für Dich.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung