Warum sind "PAX Bags" so teuer?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hi,

Warum sind "PAX Bags" so teuer?

Am Ende ist es zum einen die relativ kleine Zielgruppe mit einem begrenzten Markt, zum anderen schlichtweg der Name, der den Preis nach oben treibt - wie iwaniwanowitsch schon erwähnt hat.

Ein VW und ein Audi mögen technisch sehr ähnlich sein, bei Audi bezahlt man für den Namen allerdings mehr.

So ähnlich verhält es sich bei den PAX-Taschen. Nur, dass man hier einen Audi bekommt und einen Porsche bezahlt.

Ich würde nur gerne nachvollziehen können, wie diese doch sehr hohen Preise, die dann noch nicht einmal die Innenausstattung vom Rucksack beinhalten, zustande kommen, bzw. ob die Qualität wirklich so gut ist, dass man die Preise auch nur ansatzweise als gerechtfertigt ansehen könnte.

Persönliche Meinung

Die tatsächliche Qualität rechtfertigt den horrenden Preis meines Erachtens nicht.

Auch PAX kocht zweifellos nur mit Wasser, auch PAX-Rucksäcke gehen mal kaputt (zumindest im täglichen Gebrauch der Regelrettung) und Modultaschen bestellen wir regelhaft alle zwei Monate mindestens eine neu, weil kaputt.

Bei der entsprechenden Preispolitik dürfte das in diesem Maß nicht der Fall sein.

Wenn man bedenkt, dass das auch No-Name-Rucksäcke und -Modultaschen für z.T. ein Drittel von dem Preis hinbekommen, fällt das Preis-Leistungs-Verhältnis für PAX m.E. einfach unglaublich schlecht aus.

Und um einmal im Jahr eine Mullbinde oder ein Pflaster rauszuholen (und dem Rest der Zeit in der Ecke oder im Auto zu stehen), braucht es definitiv keinen Notfallrucksack mit > 500 € Anschaffungskosten. Leer.

Was ich zudem zu Bedenken geben möchte...

Meine Vorredner haben es ja schon gesagt: sich privat wie im Dienst "auszurüsten" sorgt im besten Fall für ein Schmunzeln der Kollegen, im schlechtesten Fall für offene Ablehnung.

Ein vollständiger Notfallrucksack für den Privatgebrauch hat einfach etwas von "Rettungsrambo" und "Blaulichtgeilheit" - je geringer die Qualifikation und die Erfahrung, umso mehr.

Ich möchte ehrlich sein: in einigen Jahren hauptamtlich im Rettungsdienst bin ich nicht ein einziges Mal auch nur annährend in die Verlegenheit gekommen, einen solchen privat zu brauchen.

Ich rate schlichtweg davon ab, wenn man nicht Gespött der Wache werden will. Einen Effekt, außer eine Profilneurose zu befriedigen, hat solches Privatequipment nicht.

Das Geld - wir reden ja von mehreren hundert Euro - kann man problemlos in passende Fachliteratur oder zertifizierte Kurse stecken (z.B. AMLS, PHTLS, ERC-ALS...), wovon man tatsächlich auch einen Nutzen hat.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent
OutdoorMan01 
Fragesteller
 19.05.2022, 14:56

Ich habe tatsächlich auch Zweifel, ob der Preis von bis zu knapp 800 € für einen leeren Rucksack seine Berechtigung hat. Wenn er wenigstens gefüllt wäre... aber selbst dann wäre das ein Preis "jenseits von gut und böse".

Schöner Vergleich mit Audi und VW und er passt auch. Dass man bei PAX allerdings einen Porsche bezahlt und einen Audi bekommt, ist natürlich nicht so erfreulich.

Bzgl. Rettungsrambo, übertriebene private Notfallausstattung etc. gehe ich mal nicht weiter darauf ein, da dazu glaube ich schon vieles wesentliche gesagt wurde.

Dass das Geld in zertifizierte Kurse besser angelegt wäre sehe ich auch so.

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SaniOnTheRoad  19.05.2022, 15:15
@OutdoorMan01

PAX liefert durchaus gute Qualität am oberen Ende der Bandbreite, die man bekommen kann - das unterschreibe ich.

Ich würde aber nicht unterschreiben, dass andere Hersteller nicht ähnliche Qualität liefern können. Und ich würde schon dreimal nicht unterschreiben, dass die "PAX-Qualität" die extreme Preisdifferenz zu anderen Herstellern irgendwie rechtfertigt.

Qualitativ macht man mit PAX sicher nichts verkehrt, dass Verhältnis zum Preis stimmt aber meines Erachtens hinten und vorne nicht mehr. Diese mehreren hundert Euro, die man für einen PAX-Rucksack on top ausgeben muss, merkt man in der Anwendung...überhaupt nicht.

Da würde ich eher etwas aus dem "mittleren" Preissegment - das kann im Vergleich zu PAX auch einfach mal die Hälfte des Ganzen sein - schauen. Qualitativ macht man kaum Abstriche, spart aber einen Haufen Geld und hat ein wesentlich "gesünderes" Preis-Leistungs-Verhältnis.

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OutdoorMan01 
Fragesteller
 21.05.2022, 09:40
@SaniOnTheRoad

Zumindest mal bezogen auf die PAX Produkte die ich kenne, kann ich die Aussage mit der Qualität am oberen Ende der Bandbreite bestätigen. Auch wenn sich meine Erfahrung mit deren Produkten bisher nur auf das große Erste Hilfe Pack zum an die Wand hängen und inzwischen auch eine Wasserkuppe beschränkt. Ja, tatsächlich haben wir mal wenigstens zur Ansicht eine Wasserkuppe kommen lassen, mit der Option wenn die Qualität nicht überzeugen sollte oder dem Preis nicht gerecht wird, sie wieder zurückzusenden. Wir haben uns für das Planenmaterial und die Variante tagesleuchtgelb entschieden. Ich war erstmal erstaunt, wie groß (hoch) die Wasserkuppe doch ist, auch wenn die Maße auf der Herstellerseite genannt werden. In der Version mit zwei frontaschen hat sie natürlich auch noch einmal mehr Tiefe und somit etwas größere Ausmaße, als das absolute Basismodell. Es wirkt schon alles sehr wertig, robust und stabil, aber für einen leeren Rucksack, und wenn er auch noch so gut verarbeitet ist, über 500 €... das ist schon eine echt heftige Hausnummer. Wir werden mal besprechen, ob wir das Ding tatsächlich behalten und verschenken, nachdem es sich jeder, der sich daran beteiligen würde, angesehen hat. Falls man im Zweifel etwas mehr Platz, bzw. Stauraum haben möchte, ist es denke ich auf jeden Fall empfehlenswert, die Variante mit zumindest einer oder idealerweise zwei Fronttaschen zu bestellen. Allerdings ist der preisliche Unterschied zwischen keine und mit zwei frontaschen wirklich gewaltig und auch hier finde ich, dass die Preise doch etwas sehr hoch angesetzt sind.

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SaniOnTheRoad  21.05.2022, 12:51
@OutdoorMan01

Es ist hier die Frage, ob man die Fronttaschen tatsächlich will/braucht - durch die Bank weg landen bei diversen Rettungsdiensten und Schulen eigentlich nur Ampullarium und Infusionen/Infusionssysteme dort drin.

Das sind zwei Sachen, auf die man privat durchaus gut verzichten kann bzw. auch muss.

Ansonsten: wir fahren mit der Wasserkuppe in der Basisausführung Regelrettung und es passt - trotz Infusionen und Ampullarium - alles rein.

Wenn ich rein nach der Ausstattung gehen würde, die man sich privat zulegen kann, sollte die Basisversion eigentlich problemlos reichen.

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OutdoorMan01 
Fragesteller
 21.05.2022, 22:24
@SaniOnTheRoad

Genau das ist der Knackpunkt. Brauchen wird man die Fronttaschen, gerade für eine private Verwendung der Wasserkuppe, wohl nicht. Ob man sie dennoch will, um einfach etwas mehr Platz zu haben, frei nach dem Motto "besser haben als brauchen" steht natürlich auf einem anderen Blatt.

Auch dass man sich bestimmte Ausrüstung, die im Regelrettungsdienst Standard ist, nicht aufs private Auto parken darf, sollte absolut klar sein und auch deswegen ist ein sehr großer Bedarf an Platz für die Ausrüstung einfach nicht gegeben. Da würde problemlos auch eine kleinere Tasche reichen. Das weiter oben bereits erwähnte Pax Erste Hilfe Pack, das zwar nicht unbedingt dafür vorgesehen ist im Auto mitzufahren, sondern eher in einem Betrieb oder an einem Veranstaltungsort an der Wand hängt, würde ich für geeignet halten. Aus eigener früherer Erfahrung damit kann ich sagen, dass man dort gut den Inhalt von drei Kfz-Verbandkästen unterbringen kann und so eine sehr üppige Menge an Verbandmaterial, welches ja Hauptbestandteil der Kfz-verbandkasten ist, dabei hat. Ergänzen würde ich es dann noch durch ein paar Dinge, wie Wunddesinfektionsspray, oder auch eine bessere als im Kfz-Verbandkasten vorhandene Schere, die auch problemlos Kleidung schneidet. Ich persönlich habe mir zu Hause und auch in meinen Kfz-Verbandkasten ergänzend zu dem vorhandenen Material zwei große Aluderm Verbandpäckchen gelegt, die dank ihrer alubedampften Oberfläche für bestimmte Wunden, aber auch bei harmlosen Dingen etwas besser verträglich sind, da sie vor allem nicht mit der Wunde verkleben.

Ich denke wir werden noch mal mit dem Herrn sprechen und versuchen ihn zu überzeugen, das es keine Wassergruppe sein muss. Vielleicht lässt er sich ja auf das Pax Erste Hilfe Pack ein, das ja wie zuvor beschrieben ebenfalls schon eine stattliche Menge an z. B. Verbandmaterialien fast.

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Es ist halt Markenpolitik, eine Rolex ist auch teuer und ist eigentlich bloß eine Uhr.

Zudem ist der Markt für solche Ausrüstungsgegenstände relativ klein, kleiner als zum Beispiel der Markt für normale Wanderrucksäcke.

Welchen Rucksack mein Dienstherr mit zur Verfügung stellt, ist mir ehrlich gesagt volligstens egal, er sollte nur nicht zu voll sein.

Angehende Notfallsanitäterazubis mit eigenem Notfallrucksack im PKW haben übrigens extrem schnell einen ziemlich schlechten Ruf, weil diese Nummer nur von mangelndem Fachwissen und zu großer Motivation zeugt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
OutdoorMan01 
Fragesteller
 19.05.2022, 11:42

Vielen Dank für deine Antwort. Es ist wohl richtig, dass der Markt für gerade solche Notfallausrüstung ein ganz anderer und bei weitem nicht so groß ist, wie für andere Dinge. Da ergibt sich dann natürlich eine ganz andere Preiskategorie. Erstaunt hat es mich trotzdem, als ich mir die Wasserkuppe in der Basisausführung ohne extra Taschen und ohne Inhalt angeschaut habe und dort der oben genannte Preis stand. Das ist schon ziemlich hoch angesetzt, und ich denke bei solchen Preisen darf man auch getrost ziemlich sicher davon ausgehen, dass die Qualität stimmt. Sollte dem nicht so sein, würde es wahrscheinlich haufenweise Rücksendungen geben. Man möchte ja schließlich für sein Geld auch einen entsprechenden Gegenwert haben.

Ja in der Tat, dem angehenden Notfallsanitäter wurde bereits nahegelegt sich nicht zu gut auszustatten, damit er nicht schneller als ihn lieb ist in die Kategorie "Rettungsrambo" gesteckt wird - und das vor allem mit seiner noch nicht fertigen Ausbildung.

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iwaniwanowitsch  19.05.2022, 11:57
@OutdoorMan01

Das sind echt abgehobene Preise, ein Rettungsrusack ist ja einfach nur Plastik, gut, Plastik, welches gegen Desinfektion beständig ist (das gebe ich zu). Manche Hersteller nutzen ihre Quasimonopolstellung halt aus.

Die Qualität stimmt bei Pax, DAS ist korrekt! Allerdings erwarte ich das von einem Produkt für den professionellen Markt auch. Das ist ja kein Wanderrucksack von Real.

Absolut! Darum geht es nämlich! Man muss sich die Fragen:

-was DARF ich mit meiner Qualifikation nutzen,

-was KANN ich allein benutzen, Infusion kann man natürlich allein anlegen, aber lohnt der Aufwand, das alles allein zu machen, wenn mach kurzer Zeit mindestens zwei Kollegen kommen?

-was mach SINN mit mir herum zu schleppen, (Kosten/Nutzen), zB ein eigener AED, der eh innerhalb von fünf Minuten mit RTW oder Löschfahrzeug da ist oder inzwischen an jeder U-Bahn Station hängt, Diagnostik wiederholt die RTW- Besatzung eh, weil sie dem Rettungsrambo mit eigenem RTW nicht traut,

-wie muss das Medizinprodukt gelagert (Medikamente), gewartet (Geräte) werden (STK zB),

-darf ich den Gegenstand überhaupt frei erwerben? Medikamente sind verschreibungspflichtig.

-möchte ich das Risiko eingehen, eigenverantwortlich ohne jegliche Deckung von Dienstherr und ärztlichem Leiter ein Medizinprodukt, worauf ich keine Einweisung nachweisen kann, anwenden? Als privater Anwender besteht 100% Verantwortung bezüglich Schäden am Patienten. Wenn man Pech hat und was schief geht: tschüss NFS- Ausbildung!

Ich habe eine kleine Tasche im Kofferraum, worin sich neben dem genormten KFZ- Verbandkasten noch ein Ambubeutel (eigener Schutz für mich und besseres Outcome für einen potentiellen Patienten, weil Beatmung möglich ist) und ein Tourniquet (weil es wirklich Leben retten kann) befindet, mehr nicht. Über die dafür notwendige Ausbildung und Einweisung verfüge ich und da beides Mittels der Ultima Ratio sind, bestehen kaum Kontraindikationen. Zudem ist noch Block und Stift für eine Anamnese darin. Für mich selber führe als noch ein Wunddesinfektionspray und Salbutamol mit, welche aber nicht am Patienten angewendet werden.

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Warum sind "PAX Bags" so teuer?

Genauso gut könnte ich mich vermutlich darüber aufregen, dass das neuste iPhone plötzlich mehr kostet als mein PC - und da am Ende noch nicht einmal ein Netzteil-Adapter mit bei ist. Grundsätzlich würde ich mal vermuten, dass PAX einfach eine gewisse Marktposition im Rettungsdienstbedarf genießt und sich diese auch entsprechend bezahlen lässt.

Ansonsten: Erfahrungen mit PAX Taschen und Zubehör habe ich bisher nur aus dem ehrenamtlichen Bereich, gerade im Regelrettungsdienst werden die Anforderungen an das Material noch höher sein: Täglicher Einsatz, eventuell ein unbewusster, nicht gerade pflegvoller Umgang (z.B. beim Transport oder Absetzen), Einsatz auch bei ungünstigen Wetterlagen, etc. Wenn du dir privat einen Wanderrucksack zulegen möchtest, fällt sowas ja beispielsweise schon weg - das erklärt für mich auch den deutlich höheren Preis, da diese Anforderungen im Einsatzfall erfüllt sein müssen.

Man könnte noch durchaus überlegen, ob es für einen Privat-Notfallrucksack unbedingt der standardmäßige PAX-Rucksack in vollster Ausführung sein muss. Ein kleineres Modell oder ggf. eine komplett andere Marke (auch wenn PAX in bestimmten Bereichen evtl. Marktführer ist, gibt es ja durchaus Alternativen) tut es sicherlich auch, der Privatrucksack kommt ja nicht täglich bei ihm zum Einsatz. Ob ein Notfallrucksack im Kofferraum bei Auszubildenden überhaupt sinnvoll ist, hat iwaniwanowitsch ja schon erwähnt.

OutdoorMan01 
Fragesteller
 19.05.2022, 11:54

Vielen Dank für deine Antwort. Ich denke auch, dass sich die Marke PAX eben schon einen gewissen Ruf erarbeitet und sich als Hersteller von diversen Notfallrucksäcken-, und Taschen etc. sehr gut etabliert hat. Das ist vermutlich vergleichbar mit anderen Marken, die ebenfalls einen sehr guten Ruf genießen und bei denen man wenn etwas gekauft wird auch genau weiß, dass man zu einem wahrscheinlich nicht gerade geringen Teil einfach nur den guten Markennamen bezahlt. Dennoch ist es zumindest bei mir so, je höher der Preis desto höher auch mein Anspruch an die Qualität.

Wie mit den Rucksäcken, vor allem bei mehrfachrm täglichem Einsatz im Regelrettungsdienst wahrscheinlich umgegangen wird, was ja nicht zwangsläufig bedeuten muss, dass jeder, der damit arbeitet sie absolut grob behandelt, hast du recht gut beschrieben. Das ist natürlich auch bei den Herstellern bekannt und die Produkte sollten dahingehend aus Materialien gefertigt sein, die auch über längere Zeit mal einen nicht so sorgsam und pfleglichen Umgang abkönnen und trotzdem keine allzu großen Verschleißerscheinungen zeigen. Ich denke, dass das der Firma Pax recht gut gelungen ist, da ich zB. deren großes Erste Hilfe Pack zum an die Wand hängen von meinem alten Arbeitgeber kenne, bei dem ich als betrieblicher Ersthelfer tätig war. Besagte Erste Hilfe Tasche besteht aus einem planenartigen Material, das sehr robust zu sein schien und sich nebenbei auch noch gut reinigen lässt.

Wahrscheinlich macht eine umfangreichere Notfallausrüstung bei einem Azubi im Auto nicht ganz so viel Sinn, mal sehen, ob er sich doch noch davon abbringen lässt ;)

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