Warum sind die Apostel Evangelien nicht die ältesten?
Meine Frage wäre, warum das Matthäus und das Johannes Evangelium nicht die ältesten Evangelien sind? Ich meine beide waren ja Jünger Jesu, also müsste man ja davon ausgehen dass sie zur Lebenszeit Jesu bereits einiges notiert haben und so die Evangelien schneller verfassen konnten. Was könnte das für Hintergründe haben?
6 Antworten
Der Überlieferung zufolge stammt das zuerst geschriebene Evangelium tatsächlich von Matthäus. Es ist vermutlich das älteste. Johannes war unter den Aposteln der jüngste. Er hat seinen Text verfasst, als er schon alt war. Vermutlich hat er zunächst aus Bescheidenheit nichts schreiben wollen. Der Überlieferung zufolge ist er von anderen dazu gebeten worden, bevor er stirbt. Es war damals auch so, dass der mündliche Unterricht bevorzugt wurde. Schriften wurden nicht so wichtig genommen wie heute.
Was könnte das für Hintergründe haben?
Der Hintergrund ist, dass die Evangelien nicht von Jüngern Jesu geschrieben wurden. Alle vier wurden ursprünglich anonym verfasst und bekamen ihre Namen und Autorenzuschreibungen erst im 2. Jhdt wahrscheinlich durch Papias (zumindest ist er unsere älteste erhaltene Quelle dazu). Und diese Zuschreibungen haben sich mittlerweile als unzutreffend erwiesen.
Alle vier Evangelien wurden zu Lebzeiten der Augenzeugen geschrieben, sodass diese noch gefragt werden konnten. Das sollte ausreichend sein.
Auffällig ist, obwohl der jüdische Wanderprediger Jeschua von Nazareth lesen und schreiben konnte, sind keine Aufzeichnung von ihm gemacht worden. Das was wir die Evangelien nennen sind wohl eher ausgeschmückte und re-konstruierte Berichte, die aus (z.T. falschen) Erinnerungen, vom Hören sagen und eigenen, subjektiv veränderten Sichtweisen entstanden sind.
Das ist die Sicht der Theologen. Natürlich kann man diese jüdischen Reformschriften im Konvolut des jüdischen Berit hadashah 'al pi Mashiah als quasi vom jüdischen Gott jhwh inspiriert und diktiert ansprechen. Allerdings bewegen wir uns dann im Feld eines (fiktiven) Glaubensaktes.
Es war damals wohl nicht üblich, dass man Protokoll geführt und alles sofort aufgeschrieben hat. Es waren weder Papier noch Tinte verfügbar. Es konnte auch nicht jeder lesen und schreiben.
Man legte deshalb das Augenmerk darauf, dass Erlebnisse zuverlässig weitererzählt wurden.
Kann man so sehen, muss man aber nicht.