Warum sehen Demenzkranke Personen, die gar nicht da sind?

9 Antworten

Menschen in Pflegeheimen werden alleine gelassen, sie haben den ganzen Tag keine Beschäftigung, und hängen eigenen depressiven Gedanken hinterher und bauen körperlich und geistig ab. Ihnen wird alles vorgelegt (Essen, Tabletten) sie müssen nichts mehr eigenständig machen. Sie werden in einen Rollstuhl gesetzt und an den Tisch gesetzt wie ein kleines Baby, dort dürfen sie dann Musik hören oder sich mit was beschäftigen was gerade auf den Tisch herum liegt. Lebensqualität sieht anders aus!

Es gibt keine großartige Möglichkeit etwas zu tun, was man früher gerne getan hat: z.B. kochen, Zeitung lesen, Rätsel lösen, Sport, Wanderschaften, Spazieren gehen, Hab und Gut hat man ja auch nicht mehr, in alten Erinnerungen oder Fotos stöbern, stundenlang mit Enkeln oder eigenen Kinder beschäftigen und zusammen sitzen, ist nicht möglich.

Alte Menschen brauchen kein Altersheim, sondern in der Regel die eigene Familie, die ständig da ist, 24 Stunden am Tag, und sie fit und aktiv hält. Viele stecken ihre Eltern oder Großelten eben in ein Heim - ist praktisch und man hat wieder Zeit für eigenes Belangen. Aber das ist im Prinzip nicht korrekt.

Demenzkranke muss man fördern, die Krankheit mit guten Medikamenten stoppen und Körper und Geist permanent fit halten, die Krankheit schreitet sonst unweigerlich voran. Alte Menschen ernähren sich furchtbar schlecht, dadurch geht auch die Sehkraft zurück und man sieht aus einem Tannenbaum eben einen Einbrecher. Hier hilft es nicht, das ganze abzuhaken in Form von : "der Opa spinnt/die Mutter spinnt", sondern man muss mit ihnen hingehen und ihnen zeigen, dass da ein Baum steht, dann macht man gleich noch was für die Füsse. Laufen (das weiß man mittlerweile) fördert die Gehirntätigkeit. Alte Menschen sollten ständig und viel laufen, sonst geht die Denkleistung zurück und man wird dumm. Wer zudem keine sinnvolle Tagesbeschäftigung hat, der sucht sich Beschäftigung fürs Gehirn, z.B. den ganzen Tag aus dem Fenster starren und überall gucken, was der Nachbar so anstelt. Viele werden dadurch aggressiv, misstrauisch und hegen einen Hass über andere Menschen - eben weil man nichts mehr im Leben zu tun hat. Man erfindet Geschichten im Kopf, Verstorbene "erwachen" wieder und werden Teil der Geschichte, viele machen Selbstgespräche und sprechen vor sich hin. Wer was zu tun hat, der hat keine Zeit, solchen Gedanken hinterher zu hängen.

Hier hilft nur, eine viel bessere Betreuung und Umpflege der älteren Menschen. Die Menschen sind meist den ganzen Tag untätig und brauchen einfach nur eine sinnvolle Arbeit, womit sie sich beschäftigen können. Z.B. laut Musik hören (wegen Schwerhörigkeit), einen riesen Stapel Zeitungen oder Bilderbücher, Bastelkisten mit allem möglichen Kram darin, womit sie sich einfach nur bißchen beschäftigen können. Alte Menschen resignieren sonst oft. Legen sich ins Bett und schlafen und werden dadurch noch aggressiver, unausstehlicher und erfinden noch mehr Hirngespinste.

HasteMalNeMark  23.10.2012, 09:28

Tip: bringe deiner Mutter jedes Mal etwas neues ins Altersheim mit. Z.B. gemalte Bilder von Enkeln. So kann sie für sich rekonstruieren, da sie selbst sehr alt ist, die eigene Mutter schon verstorben ist, und sie eine Tochter hat, die wiederum eine Tochter hat. Das hält die Realität aufrecht.

Alte Fotos mit nummerierten Daten ist auch ganz praktisch. Bilder von verstorbenen Personen sollten ebenfalls gekennzeichnet sein mit dem Sterbedatum.

0

Es ist einfach nur ihre Erinnerung. Kurzzeitgedächtnis ist weg, aber ganz oft lebt die Vergangenheit und Bilder aus vergangenen Zeiten werden wieder lebendig.

Das Gehirn entwickelt sich zurück, so weiß man ziemlich wie alt die dann waren als sie das erlebt haben,und so alt fühlen die sich dann auch, daher kennen die auch die jüngeren Angehörigen nicht mehr.Irgendwann wollen die nach hause zu ihren Eltern usw. Die sehen Dinge die nicht da sind, es wäre nicht schlecht wenn du alte Bilder aus ihrer Vergangenheit laminierst und sie als Ringbuch zusammenfasst und sie da drauf immer zurückgreifen kann, so hat sie Erinnerungen und kann Erinnerungen auffrischen die sonst verloren gehen,

die armen haben halluzinationen und leben in der vergangenheit. oft wird auch (aufgrund der schlechten sehkraft, die viele alte menschen betrifft) zb ein kleiderständer als fremder mensch identifiziert. manche krankenhäuser bieten kurse für angehöriger demenzkranker an. erkundige dich doch mal, ob es sowas auch in deiner nähe gibt. da wird einem viel zum umgang beigebracht, weil es eben grade für angehörige eine unheimlich belastende situation ist. bis dahin: laß sie in ihrer "fantasiewelt" und versuche nicht ihr zu erklären, daß das was sie sieht nicht sein kann ("deine mutter ist seit 20 jahren tot!"). damit verunsicherst du sie oder machst sie vlt auch wütend. alles gute!

Butterfly36 
Fragesteller
 30.07.2010, 18:29

an solche Kurse oder Selbsthilfegruppe hab ich in der Tat schon gedacht, weil sie ja auch erst durch einen Sturz seit kurze Zeit im Heim lebt und ich auch mit der ganzen Situation mehr oder weniger alleine da stehe und quasi auch manchmal damit überfordert bin. Nur es gab auch mal ne Situation, da wollte sie ständig eine neue Armbanduhr und fragte auch ständig danach, wenn ich sie besuchen kam. Hab ihr dann eine mitgebracht und dann war es für sie okay. Aber dann muss sie solche Sachen auch noch irgendwie im Gedächtnis speichern oder?

0
Bulbul  30.07.2010, 18:34
@Butterfly36

ja, manche sachen bleiben tatsächlich hängen (wenn man bedenkt, daß das kurzzeitgedächnis ausfällt). warum gerade sowas (scheint ja eher unwichtig), weiß ich leider auch nicht.

0

Demenzkranke leben zwischendurch ganz in der Vergangenheit und "sehen" dann eben auch das, was sie im Kopf haben. Man kann sie dann nicht von der "richtigen Realität" überzeugen, weil für sie dieses Erleben ja auch real ist. Es tut ihnen dann eher gut, wenn man auf die Gefühle eingeht, die man dann bei ihnen wahrnimmt (Trauer,Zufriedenheit, Angst) und sie damit akzeptiert. Dann lösen sich diese Vorstellungen meistens rasch auf. Ich denke, es handelt sich dabei um eine Art Aufarbeitung der Vergangenheit.