Warum sagen viele "wie" statt "als" oder "zumindestens" statt "zumindest"?

14 Antworten

Es gibt immer mehr Menschen, die nicht genau wissen wie's richtig ist. Je mehr Menschen so reden, umso mehr Menschen hören das und benutzen es dann auch falsch.. irgendwann reden so viele Menschen so, dass es in den 'normalen' Sprachgebrauch und in die Konvention aufgenommen wird.

Dann wird es in den Duden übernommen und ist schliesslich auch 'richtig'

Das Ganze nennt sich dann Sprachwandel

Derschnupfen 
Fragesteller
 05.12.2016, 10:56

Mir graut davor, denn manches davon hört sich für mich an wie das Quietschen von Kreide an einer Tafel.

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Thake  05.12.2016, 11:03
@Derschnupfen

Damit bist du nicht alleine.. und jetzt stell dir mal vor, wie sich die Sprache gewandelt haben muss, als der Rundfunk Einzug hielt, mit Radio, Fernsehen und vor allem: Sendungen aus 'MURICA! Da haben wir's heute noch vergleichbar "ruhig".

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Spielwiesen  06.12.2016, 07:47
@Thake

Thake: Meinst du mit 'Murica' vielleicht 'Murcia'? Sonst verstehe ich nicht, was du meinst.

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Thake  06.12.2016, 11:27
@Spielwiesen

"murica" ist eine Verballhornung von "America".. damit wollte ich ausdrücken, dass es sich dabei um Sendungen mit wenig (Bildungs-)Inhalt handelt.

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Maxieu  05.12.2016, 13:41

Du arbeitest gerade am Sprachwandel von "desto" hin zu "umso"...

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Thake  05.12.2016, 18:01
@Maxieu

Der Duden sagt, dass "je" mit "umso" eine proportionale Verstärkung ausdrückt, was in dieser Formulierung absolut Sinn macht. Ich seh grad das Problem nicht?

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Spielwiesen  06.12.2016, 08:09
@Thake

Thake:  Ich denke, gemeint war ('Je mehr Menschen so reden, umso mehr Menschen hören das und'), dass hier 'desto' statt 'umso' hätte stehen sollen. 

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Ich sehe das völlig emotionslos: die einen beherrschen den Komparativ - die anderen nicht. So what?

Seit der Rechtschreibreform gilt, dass viele Varianten gültig sind und verwendet werden können. Da habe ich in meiner Kindheit umsonst die Regeln für Grammatik und Orthographie gelernt, um nicht blöd dazustehen - jetzt ist alles gleich.

Dazu kommt noch das Desaster mit Eingabesoftware, Auto-Vervollständigen  und Autokorrektur, die unsere Sprache weiter verhunzen - und niemanden stört es. Dann die Kasusendungen - futsch, falsch, für die Katz.

Und dann wird - sicher in einer Variante von vorauseilendem Gehorsam - ein stark vereinfachtes Deutsch mit unseren 'Gästen' praktiziert, nur um ihnen nicht das Gefühl zu geben, sie hätten noch nichts groß gelernt  -  das kommt noch dazu.

Man muss dazusagen: nicht jeder hat sprachliches Talent - das ist eine Gabe. Je nach Berufsbild kommen auch nur die einen und nicht die anderen für bestimmte Positionen infrage. Diese Selektion findet gleich beim Bewerbungsschreiben statt. 

Ich habe aufgehört, mich aufzuregen - und dieses Forum ist auch nicht repräsentativ als Bevölkerungsquerschnitt zu sehen. Hier gibt es einige tapfere Deutschlerner, die um Erläuterungen bitten und bemüht sind, sprachlich alles richtig zu machen; vor denen habe ich großen Respekt und dort antworte ich gern. 

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Sprachen machen Spaß!
Deponentiavogel  05.12.2016, 21:53

Die Rechtschreibung hat nichts mit der Grammatik zu tun. Abgesehen von einigen Schreibvarianten bei der Getrennt- und Zusammenschreibung ist die neue Rechtschreibung genauso kompromisslos wie die alte.

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Spielwiesen  06.12.2016, 07:45
@Deponentiavogel

Naja, wie mans nimmt: eine fehlende oder falsch geschriebene Kasusendung = relevant sowohl für Rechtschreibung als auch  Grammatik.

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Als ist ein ziemlich junger Ersatz für wie, der sich zwar in der Standardsprache, aber in den Dialekten kaum oder gar nicht durchgesetzt hat. Es in der alltäglichen Standardsprache mündlich zu verwenden, ist grammatikalisch einwandfrei, beim Schreiben gilt aber die Grammatikkonvention, als zu verwenden.

Als ähnelt wie in sehr vielen Belangen: 

Als er hinschaut, geschieht ein Wunder. 

  Wie er hinschaut, geschieht ein Wunder.

– Sowohl Adam als auch Eva schuf Gott aus Dreck. 

   Sowohl Adam wie Eva schuf Gott aus Dreck.

– Ich bin größer als du.

   Ich bin größer wie du.

_________

Ein Gebot des Sprachwandels ist Redundanz. Sie macht Wörter immer länger und fügt Phrasen überflüssige und doppelte Information hinzu. In der gesprochenen Sprache ist sie ein wichtiges Mittel, um sicher zu gehen, dass man auch richtig (und zwar ganz richtig!) verstanden wird.

Daher hängt man immer mal wieder Silben an Wörter an, um sie einem bestimmtem Schema anzugleichen. Es gibt viele (u.a. von Indefinitpronomina) abgeleitete Adverbien, die auf -ens enden:

– wenigstens, mindestens, höchstens, meistens, letztens, spätestens, …

Die zwei ersten Bestandteile der Silbe -ens wiederum sind bloße Aussprachehilfe. Eigentlich geht es nämlich um das Suffix -s, das man bei Adverbien zuhauf antrifft (oftmals erstarrte Fallendungen):

– abends, abseits, allerdings, auswärts, bäuchlings, bereits, damals, eigens, flugs, innerorts, jemals, jeweils, jenseits, links, nachts, öfters, rechts, schnurstracks,  teils, vergebens, vollends, weiters, …

Adverbien auf -s sind Legion. Für zumindest, das in derselben syntaktischen Rolle wie wenigstens und mindestens gebraucht wird, und das dieser Anzahl von s-Adverbien gegenübersteht, ist es beinah unmöglich zu widerstehen, selbst dieses Suffix anzunehmen.

"Zumindestens" ist aber nicht so häufig.

"Als" und "wie" wird sehr häufig falsch gewählt. Hin und wieder rutscht mir da auch einer raus.

Mir und mich fawechsl ich nicht, das kommt mich nicht bei. ;-)


Weil die meisten Menschen der deutschen Sprache gar nicht mehr mächtig sind. Das Bildungsniveau in Deutschland ist auf einem historischen Tiefpunkt angelangt.

Hardware02  05.12.2016, 10:56

Was fällt dir eigentlich ein, so mit Beleidigungen um dich zu werfen! Stell dir mal vor, man spricht in unterschiedlichen Regionen Deutschland unterschiedlich. Auch wenn du das vielleicht noch nicht gemerkt hast.

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mikke95  05.12.2016, 11:06
@Hardware02

In Deutschland gibt es mehr als 14% funktionale Analphabeten. In Schweden zum Vergleich weniger als 1 %, in Norwegen, Österreich, Schweiz, Frankreich, Niederlande, England sind die Zahlen auch niedriger als in Deutschland.  Demnach sind die Deutschen faktisch blöder als der überwiegende Rest Europas.

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Stellwerk  05.12.2016, 11:13
@mikke95

Funktionale Analphabeten bezieht sich v.a. auf die Schriftsprache und auf ein Defizit bei einem "Handwerkszeug", nicht auf die grundlegende Intelligenz. Das ist eher ein Problem des Schulsystems, das zuviele Schüler durchs Raster fallen lässt als der individuellen Fähigkeiten. Diese Menschen als "blöd" darzustellen, ist schlicht und einfach arrogant. Ich bin wieder beeindruckt von Analphabeten, die auch ohne Schreib- und Lesekenntnisse durch die Schule können. Gleichzeitig müssten Deiner Argumentation zufolge alle anderen 86% der Deutschen intelligent sein und absolut reine Standardsprache sprechen. Was überhaupt nicht stimmt. Man kann auch lesen und schreiben und Hochdeutsch sprechen können und trotzdem nicht viel auf der Kante haben. 

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mikke95  05.12.2016, 11:15
@Stellwerk

Der intelligente Analphabet würde sich darum kümmern, dass er eines der zahlreichen kostenlosen Bildungsangebote zum Erlernen der deutschen Sprache annehmen würde. Der, der das  nicht tut, ist dafür zu dumm, zu faul, zu ignorant - zusammengefasst zu blöd.

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Stellwerk  05.12.2016, 10:58

Ach Gott, ja, das gute Deutsch und sein Weg zum Untergang...

BItte vergleich mal DEIN Deutsch mit dem Althochdeutschen:

Ik gihorta dat seggen,
dat sih urhettun ænon muotin,
Hiltibrant enti Hadubrant untar heriun tuem.
sunufatarungo iro saro rihtun.
garutun se iro gudhamun, gurtun sih iro suert ana,
helidos, ubar hringa, do sie to dero hiltiu ritun.

In dem Vergleich ist das heutige Hochdeutsch eine absolute Verrohung, Verflachung, Verballhornung der eigentlichen / ursprünglichen deutschen Sprache. 

Nennt sich Sprachwandel, ist nicht aufzuhalten und wird durch die gesprochene Sprache vorangetrieben, egal, wie normiert die Schrift- / Standardsprache ist.

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mikke95  05.12.2016, 11:18
@Stellwerk

Althochdeutsch - und speziell das Hildebrandslied - habe ich sogar in der Schule gelernt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die User, die nicht richtig deutsch sprechen, das gar nicht kennen. Ich wiederhole mich ungern, aber das Bildungsniveau in Deutschland ist stark gesunken.

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Stellwerk  05.12.2016, 11:20
@mikke95

Und, schämst Du Dich nicht, dass Du so ein degeneriertes Deutsch sprichst? Obwohl Du das Hildebrandlied kennst und es besser wissen müsstest?

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Maxieu  05.12.2016, 14:06
@Stellwerk

Kannst du mal begründen, warum das moderne Hochdeutsch ganz generell gegenüber dem Althochdeutschen des Hildebrandsliedes (zudem einer literarischen Quelle) eine Verrohung sein soll?

Wie bestimmst du denn die Qualität des althochdeutschen Textes?

Und: Gibt es beim modernen Deutsch deiner Meinung nach überhaupt keine Möglichkeit, das sprachliche Niveau zu qualifizieren?

Und bezüglich der allgemeineren Frage hier:

Hat nicht die Merkfähigkeit (auch die im Bereich der Rechtschreibung) mit sprachlicher und allgemeiner Intelligenz zu tun, so dass man vielleicht noch nicht notwendig schlau ist, wenn man sich die elementaren Grundsätze der Rechtschreibung  merken und sie beherzigen kann, aber umgekehrt - jedenfalls in diesem Bereich der intellektuellen Inanspruchnahme - sicher nicht schlau, wenn es nicht einmal dafür reicht?

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Deponentiavogel  05.12.2016, 22:06

Zwischen Grammatik und Bildung gibt es nur insofern einen Zusammenhang, als hochgebildete Akademiker ihr Sprachgefühl öfter über den Haufen werfen, um gescheit zu klingen.

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