Warum sagen alle Ukra-ine?
Mir fällt immer wieder unangenehm auf, dass alle Nachrichtensprecher*innen das Wort „Ukraine” falsch aussprechen. Alle sagen »Ukra-ine«. Wenn man einen Ukrainer fragt, woher er kommt, sagt er »Ukrai-ne«, also das A mit dem I verbunden.
Woher kommt es, dass wir Deutschen bei dem Wort „Ukraine” das A und das I trennen?
10 Antworten
Im Ukrainischen heißt es etwa "Ukrajina". Das i wird dort also relativ deutlich ausgesprochen, wenn auch hörbar verbunden mit einem j.
Im Deutschen gibt es daher die Form Ukra-ine, die zwar nicht ganz dem Original entspricht, aber sozusagen darstellen soll, dass a und i nicht direkt miteinander verbunden sind. Das ist die Standardaussprache im Deutschen.
Da aber die getrennte Aussprache von a und i sonst im Deutschen eher unüblich ist, ist auch die verschmolzene Aussprache erlaubt.
Das haben wir alle so gelernt: Es heißt Ukra-ine. Es heißt ja auch Meiland - und nicht Milano. Und es heißt ja auch London und nicht Landen. Es heißt Comer See und nicht Lago di Como. Wir haben eben viel eingedeutscht. Das war damals so. Schön finde ich das auch nicht, aber ändern werde ich es auch nicht.
ukrainisch Україна, [ukrɑˈjinɑ] (Ukrajina)
Wenn dies stimmt (wovon ich mal ausgehe), ist das eben kein "ai" wie im deutschen Wort "Laib", was ein Diphthong ist und auf dem a betont wird, sondern kein echter Diphthong, die Betonung liegt auf der Silbe "ji", das Wort hat dort 4 Silben.
Im Deutschen sind aber mehrere Varianten üblich, die korrekt sind.
Ich habe es mir mal angehört auf der englischen Wikipedia, das j- ist kaum zu hören, aber man hört, wie die Betonung auf dem i liegt (nicht auf dem a).
Aber warum machen die Sprecher*innen eine Pause zwischen A und I?
In der ursprünglichen Form wird das A mit dem I durch ein J verbunden und keine Pause eingefügt.
Du irrst! Die "korrekte" Aussprache wäre
укр. Україна [ukrɑˈjinɑ].
Jemanden auf Deutsch nach seiner Heimat zu befragen, bringt dir nicht unbedingt die dort heimische Aussprache.
Frage doch hier einen Türken aus Istanbul, woher er kommt. Wetten, dass er wie alle Menschen um ihn herum Ístanbul sagt? Dann schau hier nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Istanbul
Karl-May-Kenner, bravo! Und "Stambul" ist - nun in der Bedeutung "Stadt" - das Überbleibsel von "Konstantinopolis", und mit dem unbetonten i davor heißt es etwa "in die Stadt", was den Osmanen ja gelang. Doch das weißt du ohnehin sicher schon alles.
Du, Karl May hat mir mal das Kompliment eines Islam-Experten eingetragen. Auf einer Veranstaltung mit anschließender Podiumsdiskussion hatte ich mich aus dem Publikum auch zu Wort gemeldet.
Bei dem anschließenden lockeren Zusammensein an Stehtischen kam der Experte zu mir und fragte mich, woher ich "so fundierte Kenntnisse des Islam" habe. Da habe ich etwas verlegen "Karl May" antworten müssen, worauf er nickte und sagte: "Karl May wusste über islamische Volksfrömmigkeit mehr als so manch ein Professor heute".
Wir sprechen es ja auch U-Es-A aus, und nicht Ju-Äs-Äi. Und?
Und wenn du dir den Namen des Landes von Einheimischen anhörst, heißt das auch nicht U-krei-ne, sondern Uk-ra-ji-na. Beweis: https://de.forvo.com/word/%D1%83%D0%BA%D1%80%D0%B0%D1%97%D0%BD%D0%B0/Da ist die Ukra-ine deutlich näher dran.
Früher hieß die Stadt bei uns Stambul, siehe zB. den Karl May-Titel "Von Bagdad nach Stambul". Da triffst du die Betonung schon eher.