Warum muss der große Unterschied zwischen Arm und Reich nicht zwangsläufig ungerecht sein?

9 Antworten

Man müsste erst ein mal deutlich zwischen "Vermögen" und "Einkommen" unterscheiden, wenn man diese Fragen diskutiert. Ein großes Vermögen bedeutet ja nicht unbedingt auch ein hohes Einkommen; zudem werden Einkommen relativ hoch besteuert und das sollte zur Einkommensgerechtigkeit ausreichen.

Bei Vermögensunterschieden sehe ich keine echte Gerechtigkeitsfrage. Zufall (Glück & Pech) gehört zur Existenz und ich gönne jedem eine Erbschaft genauso wie den Lottogewinn. Wenn man an zufällige Ereignisse einen Gerechtigkeitsmaßstab anlegen will, steht man bei der genetischen Lotterie etwas dumm da (gesund/behindert/begabt/dämlich je nachdem was die Genlotterie auswirft).

Speziell zum Erben gilt auch, dass viel Menschen mehr zu leisten bereit sind, eben weil sie ihren Kindern mehr hinterlassen wollen

Ein großes Problem (nicht unbedingt eine Frage der Gerechtigkeit) sehe ich eher bei sehr großen Vermögen, die keinen Bezug zum Produktionsvermögen bzw. einem realen Markt mehr haben und lediglich durch immer komplexere Finanzprodukte vermehrt werden. Hier besteht die Gefahr, dass alles oder zuviel Geld nur noch einen virtuellen Markt bedient und für wichtige Investitionen / Produktionsanlagen / neue Technologien / Forschung & Entwicklung fehlt.

Das was da ge - vererbt wird wurde auch erst einmal erworben, durch Arbeit, Fleiß und Geschäftssinn. Was Leute mit dem was sie erwirtschaftet haben letztlich tun - auch vererben - ist immer deren Sache.

Wenn es keine "Oberschicht" gäbe sondern alle wären gleich - dann fehlt jegliche Motivation irgend etwas zu tun, es rentiert sich schließlich nicht ob Du etwas leistest oder nicht.

Das ist auch in linksorientierten Systemen nicht anders, auch dort gibt es mehr oder minder hoch Gestellte/Privilegierte. Leistung muß belohnt werden, das ist nicht ungerecht. Und Andere zu führen zum allgemeinen Wohl ist eine unverzichtbare Leistung, denn ohne Führung herrscht die Anarchie zum Schaden Aller.

LtLTSmash  16.11.2019, 19:32
Das was da ge - vererbt wird wurde auch erst einmal erworben, durch Arbeit, Fleiß und Geschäftssinn.

Das wäre zwar schön, aber das ist keineswegs immer der Fall.

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Dieses "Arm und Reich" - ist doch im Grunde Mentalwichserei.

Da wird irgend etwas irgend jemand zugewiesen und zugeschrieben, um dann alle davon in einen Topf zu werfen.

Was heißt 'reich'? Bitte definiere das für Dich selbst. Denke dabei aber nicht nur an Dich und den Nachbarn, sondern an den ganzen Globus.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – ich beschäftige mich seit 25 Jahren mit Börsenthemen
Georg193  16.11.2019, 19:16

Reich ist wer für andere Menschen etwas brauchbares leisten kann.

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Georg193  16.11.2019, 19:20
@Mauritan

Ja. Es sind halt einige mehr und einige weniger reich.

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Boehnchen1999  17.11.2019, 02:12
@Georg193

Ja. Manche Menschen sind für die Gesellschaft wertvoller als andere das stimmt. Bestreite ich auch nicht. Ich hab nicht mal gesagt, dass jeder etwas leistet, sondern nur, dass jeder könnte.

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Johannesfa  17.11.2019, 15:38

@Mauritan Deine Antwort gibt mir recht wenig.

Ich finde sie recht schwammig.

Gibt es etwas, dass Du konkret sagen möchtest?

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Das große Problem an der Sache ist, das die Frage, was gerecht ist äßerst subjektiv und (leider) häufig davon abhängt in welcher Situation man sich selbst befindet, sprich der Erbe wird das naturgemäß wohl anders als der Nicht-Erbe sehen.

Das Leistungsargument ist auch so ein Ding, was bedeutet denn Leistung konkret und wer legt das fest? Hier geht das ja mit dem Erben weiter, wenn ich in den richtigen Kreisen groß werde und somit die richtigen Leute kenne werde ich es deutlich leichter haben einen lukrativen Job zu haben als wenn ich Kind einer H4 Familie bin.

I.d.R. wird das Argument aber als Totschlagargument von Neoliberale verwendet als moralische Legitimation dazu jeden anderen Ausbeuten zu dürfen wie es geht, denn schließlich ist ja jeder seinen Glückes Schmied. Aber die Leistungen kompeltt auszublenden wäre ja auch nicht wirklich gerecht.

Auf der anderen Seite gibt es aber natürlich auch Leute deren Motivation eher Neid ist gepaart mit dem Unwille selbst was dafür zu tun und deswegen gerne Umverteilen würden (wovon sie selbst natürlich dann profitieren).

Ein schwieriges Thema, die "Wahrheit" so es sie denn gibt, liegt vermutlich irgendwo dazwischen, aber das eigentliche Problem ist, das die wenigsten sich an die goldenen Regel halten. Würden sich alle ernsthaft versuchen in die Rolle des anderen zu denken, wären wir wohl schon deutlich näher beisammen was die Unterschiede in der Gesellschaft angeht, aber leider ist sich ja jeder selbst der Nächste.

tausend1783 
Fragesteller
 16.11.2019, 20:31

Vielen Dank!

Sehr gut!

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Georg193  17.11.2019, 02:37

Die Leistung wird im Vertrag festgelegt, also durch den Tausch.

Unverdient und ohne entsprechende Fähigkeiten einen "lukrativen Job" zu haben bedeutet Korruption und hat grundsätzlich nichts mit Vererbung zu tun.

Sie vergessen den natürlichen Sinn der Familie - für Kinder und Enkelkinder zu sorgen, ihre Zukunft vorzubereiten.

Erben ist kein Glück. Vererbung (nicht nur vom Materiellen) ist die Grundlage des Überlebens.

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LtLTSmash  17.11.2019, 09:02
@Georg193
Die Leistung wird im Vertrag festgelegt, also durch den Tausch.

Wodurch es aber nicht zwangsläufig gerecht wird. Kannst ja mal versuchen etwas ganz dringend verkaufen zu müssen, wirst sicher sehr gute Angebote bekommen, wenn die Gegenseite das weiß.

Unverdient und ohne entsprechende Fähigkeiten einen "lukrativen Job" zu haben bedeutet Korruption und hat grundsätzlich nichts mit Vererbung zu tun.

Ich habe von Chancen geprochen und das hat sehr wohl etwas damit zu tun, wo man geboren wird.

Sie vergessen den natürlichen Sinn der Familie - für Kinder und Enkelkinder zu sorgen, ihre Zukunft vorzubereiten.

Und wer hat das negiert?

Erben ist kein Glück.

Was man erbt ist kein Glück? Also kann man sich seine Eltern aktiv aussuchen bzw. welche das sind ist eine eigene Leistung?

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Georg193  17.11.2019, 20:02
@LtLTSmash

Umgekehrt. Natürlich suchen sich die Kinder nicht die Eltern aus, sondern die Eltern suchen sich aus - also erziehen die Kinder. "Wie die Mutter, so die Tochter."

Zu der Chancenungleichheit die nicht auf Korruption beruht - ja die gibt es auch, dass nennt man "Kulturkreis". Entscheidend ist das Vertrauen: natürlich werde ich jemanden nicht nur anhand seines Schulzeugnisses anstellen, denn die Motivation und letztendlich die Leistung hängt von auch von vielen anderen Faktoren ab. Das Vertrauen im Kulturkreis ist die wichtigste Ressource der Wirtschaft. Dieses Vertrauen erbt man aber nur bedingt, vielmehr ist die Einschätzung der gegenwärtigen, konkreten Beziehungen und Abhängigkeiten ausschlaggebend.

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Ob jemand etwas hat, weil er es sich erarbeitt hat oder ob er stirbt und das Geld an sein Kind weitergibt, ist für mich das selbe. Da hatte das Kind halt Glück. Wenn du Leuten ihr Erbe wegnehmen willst, weil sie es nicht selbst erarbeitet haben, sondern Glück hatten, musst du auch allen Lottospielern ihr Geld wegnehmen. Und bei den Lottospielern hat es wirklich niemand erarbeitet. Das war wirklich pures Glück.

Nein zur Erbschaftssteuer

(von jemandem wie mir, der jung ist und nicht viel erben wird)

tausend1783 
Fragesteller
 16.11.2019, 20:30

Okay, aber ist das nun gerecht, so viel zu erben?

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Boehnchen1999  17.11.2019, 02:01
@tausend1783

Die Welt ist nicht gerecht, aber es ist gerechter, dass jemand etwas erbt, was nicht er, sondern seine Eltern erarbeitet haben, als dass man es ihm wegnimmt und an alle verteilt. Das ist bereits versteuertes Geld.

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Georg193  17.11.2019, 02:10

Das Kind hatte nicht "Glück" sondern Eltern die an die Zukunft glaubten.

Früher haben Leute Bäume gepflanzt wo sie gewusst haben, dass sie selber nie etwas ernten werden, sondern erst ihre Kinder und Enkelkinder.

Das ist kein Glück sondern Weisheit, Arbeit, Familie und Leben.

Was passiert wenn diese Art von Verantwortung und Lebensaufgabe gestört wird?

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Boehnchen1999  17.11.2019, 02:15
@Georg193

Das Kind hatte Glück, weil es solche Eltern hat. Gibt auch Eltern, die ihre Babys im Park entsorgen.

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tausend1783 
Fragesteller
 17.11.2019, 10:41

Vielen Dank, das hilft mir sehr!

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Johannesfa  17.11.2019, 15:45
@tausend1783

@tausend1783 Ehrlich gemeinte Frage: Hilft Dir das weil es die Antwort ist, die Du gerne hören wolltest?

Aus Statista:

"Im Jahr 2019 besaßen 0,9 Prozent der Weltbevölkerung 43,9 Prozent des weltweiten Vermögen. 56,6 Prozent der Weltbevölkerung besaßen hingegen lediglich 1,8 Prozent des weltweiten Vermögens."

Januar 2018, Oxfam:

"Das reichste Prozent der Menschen strich 82 Prozent des im vergangenen Jahr erwirtschafteten Vermögenswachstums ein, während die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung leer ausging."

Die von dem einen Prozent haben alle einfach an die Zukunft geglaubt und Bäume gepflanzt und die 99 anderen Prozent nicht?!

:D Das glaubt Ihr doch selber nicht.

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