Warum mag ich meine Mutter nicht?

7 Antworten

Leider ist deine Frage schon drei Jahre alt. Ich wünschte, ich hätte sie früher gelesen und darauf antworten können:

Die Gründe für deine Gefühle sind aus der Ferne nicht klar zu benennen. Und eine Psychotherapie könnte Abhilfe schaffen, aber ich persönlich bin da eher skeptisch, weil Therapeuten (genauso wie die Antworten hier) dazu neigen, die Mutter immer in Schutz zu nehmen und ausschließlich vom Kind Verständnis und Nachsicht zu erwarten. - Wenn du tatsächlich professionelle Hilfe suchst, wende dich daher unbedingt an einen Trauma-Experten. Der sollte nicht in diese Falle tappen.

Deine Abneigung gegen deine Mutter hat nämlich Ursachen. Du hast nur vermutlich keine Erinnerung daran. Das passiert, wenn du als Säugling schlechte Erfahrungen gesammelt hast (so dass du keine bewusste Erinnerung mehr, aber trotzdem noch das damals empfundene Gefühl in dir hast), aber auch wenn der Schmerz über das Erlebte so groß ist, dass du ihn (und jede Erinnerung daran) verdrängst.

Schmerzhaft sind für ein Kind nicht nur Schläge und körperliche Misshandlungen, sondern auch Lieblosigkeit, emotionale Abwesenheit und mangelnde Einfühlsamkeit. - Mach dir bitte folgendes bewusst: Für ein Kind bedeutet eine lieblose Mutter Lebensgefahr. Du warst womöglich damals in Todesangst!

Dass deine Erinnerung fehlt, führt leider letztendlich dazu, dass sowohl in deiner Frage als auch in den Antworten du selbst systematisch zu kurz kommst. Es geht nie um dich, sondern immer nur darum, was du für deine Mutter tun kannst.

Ich komme zu dieser Behauptung, weil mir zum Beispiel auffällt: Du hast nicht erwähnt, dass deine Mutter sich für deine Gefühle interessiert. Stattdessen fordert sie von dir Liebe und Rücksichtnahme. Und versucht sogar, dies mit Weinen durchzusetzen. (Das könnte man übrigens emotionale Erpressung nennen ...)

Und bitte missverstehe mich nicht: Deine Mutter ist garantiert kein böser Mensch. Sehr wahrscheinlich hat sie selbst psychische Probleme. Deshalb konnte und kann sie dir keine gute Mutter sein. - Genau das spürst du: Sie tut dir nicht gut. Aber gleichzeitig tut sie ja ihr Bestes und bemüht sich. Dadurch steckst du in einem Dilemma, weil dein Recht auf ein liebevolles, ein gutes und erfülltes Leben mit deiner (ursprünglich vorhandenen) Liebe zur Mutter kollidiert.

Dieses Dilemma hat dir faktisch deine Mutter aufgebürdet. Dass sie es nicht besser geschafft hat, hat dein Mitgefühl verdient, bedeutet jedoch nicht, dass du dazu verpflichtet wärst, ihre Versäumnisse auszugleichen und wiedergutzumachen!

Und was sollst du stattdessen tun? Du kannst eigentlich nur an dir selbst arbeiten. Dazu gibt es viele Möglichkeiten, die aufzuzählen hier zu weit führen würde. Deine eigenen emotionalen Probleme - für die die fehlende Liebe zu deiner Mutter nur ein Symptom ist! - müssen irgendwie bewältigt werden.

Erst dadurch kannst du selbst eine gute Lebensqualität entwickeln. Und erst danach - wenn du selbst ein eigenes Leben in Fülle und Liebe lebst - kannst du auch anderen (z. B. deiner Mutter) helfen.

Und ob du dann auf deine Mutter zugehst und ihr mit Nachsicht und Milde begegnest, wird sich also zeigen, wenn es so weit ist. Jetzt musst du erst mal dein eigenes Leben ins Reine bringen.

Das ist kein Egoismus! Sondern die einzige Lösung, die funktioniert. Falls du Zweifel daran hast und dich selbst für egoistisch hältst, wenn du so handelst, dann bedenke folgendes:

In einer Lebenskrise ist es so ähnlich wie bei einem Flugzeugabsturz. Du musst - das sagt dir jede Stewardess - immer zuerst dir selbst eine Sauerstoffmaske aufsetzen, bevor du deinem Sitznachbar hilfst. Wenn das versäumst, kriegst du keine Luft mehr, wirst ohnmächtig und kannst niemandem helfen. Dann sterbt ihr beide.

Es ist also besser, wenn du nicht vor lauter Selbstlosigkeit das Wohlergehen aller Beteiligten (auch das deiner Mutter!) gefährdest, sondern dich erst einmal um dich selbst kümmerst, weil du erst danach in der Lage bist, für andere da zu sein.

Achte auf dich, und ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich stelle mir vor, dass auch Deine Mutter unter dieser Situation leidet.

Eine Aussprache zwischen Dir und Deiner Mutter würde unter einem enormen Druck verlaufen, mit Tränen und vielleicht auch Wutausbrüchen.

Ich schlage vor, einen neutralen Mittler zu finden, den Deine Mutter bestimmen sollte. Das Gespräch solltest Du dann nur mit ihm/ihr allein führen. Das Ergebnis dieser Unterredung sollte Deine Mutter aber nicht erfahren.

So konnte ich im Freundeskreis bei einer ähnlichen Kind/Mutter-Situation erleben, wie sich alle Vorbehalte und Vorwürfe durch einen Vermittler lösen ließen. Heute nach paar Jahren besteht ein gute emotionale Bindung zwischen der Tochter und der Mutter.

Nadine894 
Fragesteller
 15.05.2020, 16:35

Danke für deine Antwort. Das klingt gut und ich schau mal was wir da machen können.

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Ich verstehe dich total, aber ich finde du solltest dich vielleicht mal in ihre Position hineinversetzen.Da sie dich wahrscheinlich sehr gerne hat und merkt, dass du dich zurückziehst, hat sie vielleicht angst und verfällt sich deswegen so. Sonst rede mit ihr. Die Beziehung zwischen Mutter Tochter ist wichtig und ich wünschte meine Mütter würde sich so um mich kümmern!

Du hast keine schwerwiegenden Gründe für Deine Antipathie zur Mutter nennen können. Mit dem letzten Satz gibst Du Dir selbst die Antwort auf die Frage.

Emotionale Kompetenz ist wichtig für Dein weiteres Leben, auch ich empfehle Dir daher eine Psychotherapie.

Nadine894 
Fragesteller
 15.05.2020, 14:12

Ja, ich sollte das wahrscheinlich echt in Angriff nehmen und mir eine Therapie suchen.

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Mit einigen Leute kann man einfach nicht klar kommen,man passt einfach nicht zusammen zwischenmenschlich,das passiert auch innerhalb von Familien einfach so ohne einen erheblichen Grund

Monika67333  01.01.2022, 17:31

Das sehe ich anders: Die Mutter-Kind-Beziehung ist ein Band, das sich im Laufe des Lebens immer mehr stärkt, wenn es grundsätzlich vorhanden war! Wenn die Tochter die Mutter ablehnt, dann ist da noch ein anderer Grund vorhanden, der die Beziehung auf die Probe stellt ... und dieser Hauptgrund müsste gefunden werden!

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