Warum lehnen wir es ab, afrikanische Tiere zu jagen, haben bei heimischen Tieren aber kein Problem?

12 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Wir sind uns wohl alle einig, dass man Elefanten, Löwen und Co. nicht jagen sollte.

Nein, sind wir uns nicht.

Du wirfst damit diverse Tierarten und einen ganzen Kontinent pauschal "in einen Topf". Das ja eine Entscheidung, die von der jeweiligen Situation dort vor Ort abhängt.

Es kann auch in Afrika gute Gründe geben, eine bestimmte Menge einer bestimmten Tierart (oder auch nur bestimmte einzelne Exemplare) zu jagen. Und das kann "hier von uns" keiner pauschal bewerten und bestimmen, der die jeweilige Situation vor Ort und die Hintergründe nicht genau kennt.

Hier mal ein ganz konkretes Beispiel:

Es ging vor ein paar Jahren ein Aufschrei durch das Internet , als der Chef einer großen amerikanischen IT-Firma für sehr viel Geld in Afrika einen großen Nashorn-Bullen einer seltenen Nashorn-Art geschossen hat. Alle schrieen in den sozialen Medien gleich "Tiermörder!" und waren empört. "Wie kann man nur eines der letzten Exemplare dieser seltenen Tiere schiessen, aber Geld macht ja wohl alles möglich". So und ähnlich war es zu lesen.

Hintergrund war aber, dass dieser Nashorn-Bulle alt und nicht mehr zeugungsfähig war. Er war andererseits aber immer noch stark genug, die jüngeren Bullen zu verscheuchen. So hat er selber nicht mehr für Nachwuchs sorgen können, aber die theoretisch verfügbaren jüngeren Bullen kamen bei den Nashorn-Kühen nicht zum Zuge und die Menge dieser Nashorn-Art nahm immer weiter ab.

Da beschloss man den alten Bullen zu schiessen, damit die jüngeren Bullen eine Chance haben und wieder für Nachwuchs sorgen bevor auch die letzten Exemplare dieser Art aussterben.

Und die sehr große Menge an Geld, die der Firmenboss dafür bezahlt hat, dass er den alten Bullen schiessen durfte ist in die Kasse der Nationalparkverwaltung gewandert, so dass die Wildhüter wieder genug Geld hatten, um sich ordentlich weiter um den Park und die darin lebenden Tiere kümmern zu können.

Das ist nur ein Beispiel und eine bestimmte Situation, klar. Aber daran kannst Du gut erkennen, dass man Dinge eben nicht so pauschal beurteilen sollte.

Auf der anderen Seite haben aber viele kein Problem damit, wenn bei uns Hirsche, Füchse oder Luchse gejagt werden. Warum ist das so?

Erst einmal: Der Luchs unterliegt zwar dem Jagdrecht, ist aber ganzjährig geschont, das bedeutet er wird nicht gejagt (siehe https://schonzeiten.de/jagdzeiten-hessen-jagd/).

Und dann: Wir haben eine räumlich begrenzte Kulturlandschaft. Die verträgt eine bestimme Menge an Tieren (abhängig von der jeweiligen Tierart und der Landschaft im Revier). Die Tiere vermehren sich aber. Also muss man welche abschiessen, um die Menge der Tiere in der Revieren auf einer (auch für die Tiere selber) gesunden Zahl zu halten.

Wenn wir das nicht täten, dann hätten wir vielfältige Probleme und die Natur würde es irgendwann durch Verhungern, Krankheiten etc. regeln.

Was ist wohl sinnvoller:

(a) Ich habe zu viele Rehe im Wald und warte einfach "dass sich das regelt" und schaue zu, wie die Tiere an Unterernährung und Krankheiten elend sterben oder auf der Suche nach neuen Revieren vermehrt auf die Strassen drängen, wo sie dann angefahren werden und sich wiederum quälen bis der dazu gerufene Jäger es erlöst.

oder

(b) Da ich aus Beobachtungen weiss, dass die Tiere allgemein schwächer werden wenn es mehr als xx Rehe in diesem Revier gibt, da schiesse ich die überzähligen Rehe. Dabei achte ich bevorzugt darauf, schwache oder kranke Stücke zu schiessen, da diese ohnehin zuerst sterben würden oder (im Falle einer Krankheit) die anderen Tiere mit dieser Krankheiten anstecken könnten. So müssen sie sich nicht lange quälen, denn eine schnelle, unerwartete Kugel ist deutlich humaner als das Tier langsam im Wald verrecken zu lassen. Und da es selbst dann immer noch mehr als genug Rehe gibt, kann ich auch noch ein paar "schöne" Stücke schiessen und wir haben noch gutes Wildfleisch, das wir verwerten können.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Jäger

Unser hufetragendes Wild und die Wildschweine vermehren sich wie irre, weil natürliche Predatoren fehlen. In Afrika sind große Ökosysteme noch intakt und die Ausmerzung von charismatischen Arten wie Löwen und Geparden oder Rhinos ist existenzbedrohend. Bei uns ist keine Rehart oder Hirschart bedroht. Kleiner Unterschied, oder? Jäger jagen bei uns nicht aus bloßer Mordlust um Trophäen zu erhalten, aber die afrikanische Wilderei gefährdet ganze Arten und deren komplexe Ökosysteme.

Und wer sich um Tiere sorgt, der muss auch Hühner, Schweine, Kälber, Lämmer, Rinder, etc. in seine persönliche Schutzliste mit aufnehmen.

guitschee  14.12.2019, 08:47

Ergänzend: und auch sowas wie Fliegen und Mücken - aber Mücken zu töten hat irgendwie sogar kaum ein Veganer Skrupel ....

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Fuchssprung  14.12.2019, 09:10

Ich bin hier auf GF ganz oft deiner Meinung. Aber in dieser Frage liegst du falsch.

Jäger jagen bei uns nicht aus bloßer Mordlust um Trophäen zu erhalten, aber die afrikanische Wilderei gefährdet ganze Arten und deren komplexe Ökosysteme.

Unsere Wölfe, Elche, Wisente, Luchse und Bären sind nicht aus Deutschland ausgewandert. Sie haben sich auch nicht dazu entschlossen einfach so aus zu sterben. Sie wurden aus reiner Mordlust und für Trophäen von unseren Jägern ausgerottet.

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So kann man es nicht sehen, bei uns gibt es für die Jagd einen gesetzlichen Rahmen wie z.B. Schonzeiten und Abschussquoten. Ich war über 50 Jahre als Treiber mit auf der Jagd und ich habe von unseren Jagdpächtern und den zur Jagd eingeladenen Gastjägern Respekt, die Jagden liefen immer in legaler Weise ab. Bei uns habe die Wildtiere im Wald kaum natürliche Feinde, so kommt es dass beim Rehwild und bei den Wildschweinen vom Jäger regulierend eingegriffen wird, um den Waldverbiss und Schäden in den Kulturen der Landwirtschaft möglichst in einem veranwortlichen Rahmen bleiben. Die Jagd auf Feldhasen wurde bei uns schon vor ca. 30 Jahren aufgegeben, da die Bestände im Gegensatz der vor 50 Jahren viel zu klein sind. Die Feldhasen haben einfach zu wenig Lebensraum in unseren Agrarflächen.

Ich war noch nie in Afrika, aber ich kann mir vorstellen, dass die Popilation einiger Tierarten im Verhältnis zum verfügbaren Lebensraum explodiert und diese dann zur Jagd freigegeben werden und dass andere Tierarten leider immer weniger vorkommen und deshalb geschütz werden müssen was ja sinnvoll ist.

Könnte wenn daran liegen das Löwen, Nashörner Elefanten zb vom Aussterben bedroht sind. Luchse sind bei uns aber auch recht selten. Löwen zb gab es einnst in ganz Indien und weiten Teilen des nahen Ostens sogar in Europa gab es sie mal zb Griechenland und dem südlichen Serbien. Überall wurden sie vom Menschen ausgerottet. Die letzen asiatischen Löwen wurden aber wirklich von einen Jäger gerettet der erst mal wissen wollte wie viele es noch gibt und dann stellte man sie unter Schutz. Wirklich seltene Arten sollte man nicht jagen auch keine einheimischen Auch bei uns sind Tiere von Menschen ausgerottet worden zb der Auerochse, der Tarpan (Wildpferd). der Wisent von ihnen überlebten nur eine wenige in Gefangenschaft Wisente zb wurden wieder ausgewildert zb in Polen die sollte man auch in Ruhe lassen. Tiere wie Füchse, Wildschweine, Rehe sind nicht bedroht dennoch sollten auch sie nur von erfahrenen Jäger geschossen werden Rothirsche sind auch nicht bedroht und ein erfahrender Jäger schießt auch nicht einfach auf jedes Tier. Es ist da schon gut überlegt welche Tiere man schießt. Es kommt auch auf die Art der Jagd an . Die reine Trophäenjagd finde ich nicht gut. auch die Gatterjagd nicht egal wo.

Aussterbende Löwen: Der König der Tiere verliert sein Reich Der pazifische Blauflossen-Thunfisch stirbt bald aus - VICE

Aber zb hätte kaum einer Probleme damit Thunfischsteaks vom Blauflossen Thunfisch zu essen obwohl diese Art so bedroht ist daß die wahrscheinlich nciht mehr zu retten ist. Aber wer schreit schon auf wenn man so einen seltenen Thunfisch tötet.? Genau wie Schillerlocken vom Dornhai. Auch er ist stark bedroht aber das scheint vielen egal zu sein. Gilt auch für Tiere wie den Riesensalamander oder bei uns seltene Insekten wie zb den Hirschkäfer. Etwas spielt da auch Doppelmoral eine Rolle

Hessen001 
Fragesteller
 14.12.2019, 13:31

Ich bisher weder Blauflossen noch Schillerlocken gegessen. 🤷‍♂️😅

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Doch, Elefanten jagen sie auch, wenn die Population zu groß wurde und sie Dörfer drangsaliert haben. Hirsche und Rehe richten reichlich Schäden an im Wald, wenn es zu viele sind, sprech mal mit einem Waldbesitzer.