Warum leben wir unnatürlich?
In der Stadt hat alles seinen Preis. Wenn du kein Geld hast, kannst du nicht leben. aber für die Menschheit ist der Wald der Supermarkt. Dort haben die Dinge keinen Preis.
10 Antworten
Na, dann mach mal:
Im MOMENT ist sogar Erntezeit.
Ich neulich ab in den Wald, natürlich ohne Eimer, wollte ich im Wald finden (gabs nicht, wie blöd) und ohne Beerenkamm: Heidelbeeren! Tisch reich gedeckt, aber mein einziges Gefäß: der Magen, irgendwann bis zum Platzen voll,
na gut jetzt geht es an die Pilze, fand Maronen und Birkenpilze- ohne Gefäß (o.k. da ich dort nirgendwo einen Eimer fand bastelte ich mir mehr schlecht als Recht einen Korb, konnte sogar einige transportieren, im Gegensatz zu den Mini- Heidelbeeren die einfach durchfielen, dann zuhause! Mist: die sind ja roh giftig, ich wieder zurück, will noch einen Topf finden, finde aber einfach keinen und überhaupt: ich brauch Feuer! Ich finde sogar noch die Materialien dazu, Holz, baue mir eine Kurbel für das Drehen (was man als Faden verwenden könnte, ist mir aber immer noch nicht klar, also jetzt ab in die Utopie: ich finde was geeignetetes) und mir gelingt ein Feuer! Uops jetzt 1. mögliche Ende der Geschichte. Es kommt zu einem Waldbrand, ich verbrenne auch- Geschichte aus
Variante 2: ich schmeiße die supertollen Pilze weg, weil ich keine Möglichkeit habe die zu erhitzen, weil ich weder ein Feuer hinbekomme und die Regalreihe mit den Töpfen leer ist.
Ich überlege: O.k. Kohlenhydrate habe ich schon gegessen, ich brauche noch Eiweiß, Fett und ein paar mehr Vitamine. Mein Magen knurrt schon wieder! Ich esse ein paar Wildkräuter (die jetzt aufzuführen spare ich mir) , immer noch kein Fett und kein Eiweiß: Hurra ich finde Brennesseln und schlage mir den Bauch mit den Samen voll- immer noch kein Fett? soll ich jetzt noch ein paar fette Maden essen? Es schüttelt mich.
Ein paar Monate später: Utopie: ich lebe immer noch : aber zurück in die Realitätes ist Herbst und ich finde unendlich viele Pilze, aber das Topfregal ist immer noch leer )-;,jetzt finde ich einiges mehr, ich ernähre mich hauptsächlich von Haselnüssen, Bucheckern und finde sogar Eßkastanien(Kohlenhydrate) , habe aber immer noch keinenTopf, obendrein ein Eiweißproblem. Ich esse jede Menge Steinpilze, die kann man auch roh essen, aber werde trotzdem immer dünner. Mein Vitaminversorgung ist o.k. gibt auch immer noch Wildkräuter
Januar: totale Utopie: ich lebe immer noch, aber der Supermarkt ist einfach nur leer, ich finde noch ein paar vergessenene Hagebutten, aber es reicht vorne und hinten nicht, ich fange an Baumrinden zu essen- gegenden Hunger, nur die Verdauung braucht fast mehr Kalorien als da drinn sind. Silo 123 RIP spätestens.
Und nun stelle Dir das gleiche nochmal mit vielen Menschen vor, z.B. .mein gesamtes Dorf plündert den Supermarkt Wald der Umgebung, alle müssen nur davon leben. Die letzte Heidelbeere wurde schon unreif geerntet...... Ich als Zugezogene habe schon lange bemerkt, daß meine netten Nachbarn 0 mehr nett sind, meinen, daß ich als zugezogenene keinen Anspruch auf den Wald habe. Anfangs ernte ich nur feindliche Blicke, bald ist eine offene Feindschaft da.
Da ist es mir, wie es jetzt ist, doch viel angenehmer. Ich begegne Leuten im Wald, sie sehen mich sammeln. Es folgt eine freundliche Begrüßung, man fragt mich, was ich gerade sammle. Ich antworte genauso freundlich und zeige auch gerne meine Eimer, Körbe.... Dann kommt ein: "Ah dieses Jahr sind die..... schon so früh oder halt spät... ja haben wir auch mal gesammelt(in Zeiten, wo es auch schon Supermärkte gab), aber ist echt mühseelig, wir machen das nicht mehr, zu viel Arbeit. Wir sammeln nur noch"......." Oder, sind es mal ganz junge Leute, kommt auch mal: Was, das gibt es hier? Ach , könnten wir ja auch mal sammeln....oder"wir kennen uns damit nicht aus", dann biete ich spontan Hilfe an, erkläre......Man begegnet im Wald auch anderen Sammlern. Nur wenige gehen ziemlich verstohlen vor, um bloß ihre Fundorte nicht zu verraten. Man schnackt normal miteinander, tauscht sich aus und alle sind happy. Es wird nicht der letzte Fietzel an Essbarem aus dem Wald rausgetragen. Es ist genug für alle da. So soll es sein, so ist es gut und es wird auch kein Raubbau betrieben.
Der Wald ist kein Supermarkt, sondern ein Dorfladen mit kleinem Angebot und oft leeren Regalen...
Auch die Dinge im Wald haben ihren Preis, der ist sogar sehr hoch, denn sie kosten sehr viel Zeit und je mehr Menschen es im Wald gibt, desto kleiner ist das ohnehin sehr schwankende Angebot und desto schlechter ernährt sind die Menschem - und auch dann sind diejenigen am schlechtesten ernährt, die sich die Zeit nicht nehmen können oder die nur an schlechten Orten sammeln dürfen, zb weil sie in der Hierarchie ganz unten stehen.
Dann versuch dich mal vom Wald zu ernähren. Da wirst du einige Überraschungen erleben, abseits von romantischen und realitätsfernen Vorstellungen.
Alles hat seinen Preis.
Im Supermarkt lädst du alles in deinen Einkaufswagen und bezahlst dann. Nach 10 Minuten hast du für ein paar Tage Essen.
"Im Wald" suchst du dich dumm und dämlich nach Beeren und so Zeug. Jagen musst du auch erstmal lernen. Und dann Wild finden - und treffen. Dann musst du es ausnehmen. Das dauert alles etwas länger als 10 Minuten - wenn es überhaupt an dem Tag klappt.
Aber ok, du hast deinen Hirsch geschossen und einen leckeren Wildbraten gehabt. Was machst du mit dem restlichen Fleisch? Du könntest noch tagelang davon essen - aber morgen/übermorgen wird es schon gammelig sein - du hast nämlich keine Gefriertruhe im Wald gefunden.
Und den kommenden Winter - der wird vielleicht nicht so warm, wie die letzten - wie lange wirst du bei -10 Grad durchhalten, in deiner aus Ästen und Blättern gebastelten Hütte? Hast du genug Feuerholz gesammelt, oder warst du zu beschäftigt, den Hirschen hinterher zu laufen?
Die Menschen haben "Zivilisation" nicht umsonst "erfunden". Wir leben mit vielen anderen Menschen zusammen in einer Gesellschaft. Da ist es effizienter, wenn man sich die notwendigen Arbeiten aufteilt (Arbeitsteilung) und nicht jeder alles können muss. Um aber allen alles Notwendige zur Verfügung zu stellen, muss man tauschen - ich habe Hirsch, du hast Kühltruhe ... und damit das einfacher ist, haben wir schließlich Geld erfunden.
Ja das ist ja auch Teil vom unnatürlichen Existieren.
Dann wandere in die Antarktis aus - da gibt es tatsächlich bisher kein staatliches Recht.
Dann viel Spass im Wald.
Nebenbei darf man sich im Wald auch nicht "einfach so" bedienen, da gibt es beispielsweise das Jagdrecht ...