Warum kritisierte Karl Popper den Marxismus?

4 Antworten

Der Hauptunterschied dürfte das Weltbild sein. Für den Marxisten gibt es beispielsweise "Klassen", sie sind für ihn Realität. Für Popper gibt es "Klasse" nur als Definition. Man könnte auch anders, wie "Schichten" definieren. Das führt bei Marx zu einem festgelegten Geschichtsbild. Die Geschichte ist vorgegeben.

Für Popper ist die Geschichte ein offener Prozess. Wir wissen nichts über die Zukunft, weil sie von zukünftigen Entwicklungen und Erfindungen abhängt, die wir nicht kennen.


Rin21  09.07.2022, 14:43

Mal eine Frage: Geschichte ist für Poper doch ein kontinuierlicher, geordneter Prozess mit feten Regeln, oder?

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Geraldianer  09.07.2022, 14:48
@Rin21

Nein, das ist die Vorstellung von Marx. Popper lässt nur die Regel gelten, dass menschliches Wissen wächst.

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Wie Popper in seinem Werk  Die offene Gesellschaft und ihre Feinde kritisiert, führe Marx’ Denken in eine „geschlossene Gesellschaft“. Diese sei dadurch gekennzeichnet, dass sie sozusagen am Reißbrett geplant werde von Eliten, die sich im Besitz angeblich wissenschaftlicher Erkenntnisse über die „objektiven Interessen“ der Unterworfenen glaubten, auch wenn diese von deren subjektiv empfundenen Interessen deutlich abwichen. Die geschlossene Gesellschaft sei also eine  totalitäre Diktatur. In seiner Schrift  Das Elend des  Historizismus kritisierte Popper 1957 die Vorstellung des historischen Materialismus dahingehend,
  • dass Geschichte zielgerichtet verlaufe,
  • dass bestimmte Muster in ihr durch bestimmte darauffolgende Muster begründet würden,
  • und dass die nur vermeintlich objektive Erkenntnis dieser Grundmuster Prognosen des Geschichtsverlaufs und normative Aussagen darüber erlaube, wie er zu beeinflussen sei.
Insgesamt sei der „ wissenschaftliche Sozialismus“ aber keineswegs wissenschaftlich, da er nicht  falsifizierbar sei. 

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kritik_am_Marxismus#Nichtmarxistische_Kritikans%C3%A4tze_und_Gegenpositionen

Ich habe noch nie von Karl Popper gehört, aber er hat recht wenn er behauptet, dass der Marxismus zum Totalitarismus führt. Das ist so etwas wie ein Naturgesetz.


karimalen 
Fragesteller
 14.01.2022, 14:46

aber warum führt der marxismus zum Totalitarismus? es geht ja um eine klassenlose Gesellschaft

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Fuchssprung  14.01.2022, 14:49
@karimalen

Da liegst du falsch. Es geht nicht um eine klassenlose Gesellschaft, sondern um die absolute Macht einer kleinen Clique von gewissenlosen Menschen.

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Kuhlmann26  14.01.2022, 15:07
@karimalen
es geht ja um eine klassenlose Gesellschaft

Nein, es geht um die Abschaffung des Individualismus. Aber es klingt natürlich schön, wenn behauptet wird, in einer fernen Zukunft würde man die gesellschaftlichen Unterschiede der verschiedenen sozialen Gruppen abschaffen. Davon ausgenommen ist nur die Gruppe, die die Macht hat. Die bleibt natürlich unangetastet.

Noch etwas ist dieser Gesellschaftsform wesenseigen. Alle vermeintlich positiven Errungenschaften liegen in weiter Ferne. Um sie zu erreichen, müssen wir jetzt Verzicht üben und die individuellen Freiheiten beschneiden. Und wer damit nicht einverstanden ist, muss weggesperrt, wenn nicht gar beseitigt werden.

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Fuchssprung  14.01.2022, 15:13
@Kuhlmann26

Das ist ganz genau wie im Christentum. Da ist es das Paradies und das liegt ebenso in weiter Ferne und es ist ebenso unerreichbar wie der Kommunismus. Im Islam gibt es auch ein Paradies und im Faschismus hieß dieses Paradies "Endsieg". Immer muss man alles dafür geben, selbst wenn es das eigene Leben ist. Man muss fest an die Ideologie glauben, darf nicht vom Weg abweichen, keine ketzerischen Fragen stellen und unter keinen Umständen den eigenen Kopf gebrauchen. Das macht einen zu einem Feind und als ein Feind wird man dann auch behandelt.

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Kuhlmann26  14.01.2022, 15:20
@Fuchssprung

Ich bin in der DDR großgeworden. Ein ständig wiederholter Satz der Abteilung Agitation und Propaganda lautete: "Der Sozialismus ist die Vorstufe des (ach so schönen) Kommunismus". Damit war klar, bis der Kommunismus - in dem alle gleich sind - erreicht ist, vergeht noch eine lange Zeit.

Ein zweiter (Leit)satz lautete: "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns." Mit anderen Worten: Kritik unerwünscht!

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Fuchssprung  14.01.2022, 15:23
@Kuhlmann26

Daran erinnere ich mich gut. Ich habe es in der Schule oft genug selbst gehört und schon damals musste ich jedes Mal meinen Brechreiz bezwingen, wenn dieser Mist über mir ausgeschüttet wurde.

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