Warum ist Schweizerdeutsch für Deutsche zu SPRECHEN so ein No-Go?

8 Antworten

Es ist viel einfacher etwas zu lernen, wenn es eine Standardsprache gibt die im ganzen Land benutzt wird und es tausende Kurse dafür gibt, als ein Dialekt wo jedes Dorf anders spricht. Welche Wörter soll man jetzt genau lernen? Vielleicht möchte man später woanders in der Schweiz hin, wieder deren Dialekt lernen? Natürlich sollte man auch mal was sprechen können, aber fließend, ich bitte dich. Dafür müsste man schon an diesem Ort aufgewachsen sein.

Ich bin mir sicher dein perfektes "Österreichisch" ist ein Mix aus mehreren österreichischen Dialekten, wenn du dort nicht aufgewachsen bist. Wenn du nein sagst, glaube ich dir das nicht, weil das auch Österreichern passiert, die zu einem anderen Ort ziehen. Wenn man kein Österreicher ist, wird das wohl noch mehr vorkommen, weil es kaum Kurse gibt die diesen einen Dialekt eines kleinen Dorfes einem beibringt.

Eigentlich heißt das übrigens "Bairisch", damit sich Österreicher aber mit gemeint fühlen geht aber auch "Bairisch-Österreichisch". Nur Österreichisch gibt es nicht. In Österreich spricht man Mittel- und Südbairisch.

Übrigens ist Plattdeutsch nicht ausgestorben. Manche Dialekte eines Ortes existieren nicht mehr, aber manche sind schon noch vorhanden.

Englisch und Spanisch sind ganz andere Sprachen. Da musst du dich nicht umgewöhnen, sondern lernst es von Anfang so.

Einen Dialekt zu lernen, nur weil man in der Region ist, ist deutlich unnatürlicher, einfach weil man es nicht unbedingt braucht zu Verständigung.

Lukas1990 
Fragesteller
 22.04.2024, 22:11

Da bringst du einen sehr interessanten Punkt zur Sprache. In der Tat braucht man es nicht zur Verständigung. Aber ist Sprache nicht viel mehr als nur ein Mittel zur Verständigung? Es ist auch ein Kulturgut. Und wer dauerhaft in der CH wohnen will, aber dauerhaft nur deutschländisches Hochdeutsch spricht, wird auch immer als Fremder wahrgenommen werden. Dass die Menschen sich nach einem Zugehörigkeitsgefühl sehnen, sieht man ja bereits daran, dass sich vor allem Jugendliche alle kollektivlich und einheitlich kleiden.

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CarkbilO  22.04.2024, 22:15
@Lukas1990

Diderot2019 hat ja einen guten Punkt gemacht.

Die Bayern mögen es auch nicht, wenn Norddeutsche sich in Bayrisch versuchen. Sachsen glauben oft, sie werden verarscht, wenn ein Nicht-Sachse sich in sächsisch versucht.

Man kann die Sprachkultur auch anders wahren und schützen. Kulturprogramme, Förderung von Schriftstellern oder ähnliches.

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Lukas1990 
Fragesteller
 22.04.2024, 22:18
@CarkbilO

Bayerisch wird kaum noch gesprochen. Ich habe selbst in München an der Kasse gearbeitet. Und ein bayerisch sprechender Kunde kam da höchstens 2x/Woche. Das war vor 20 Jahren. Heute wird sicher NOCH weniger bayerisch gesprochen. Und Schuld daran sind eben genau die Nicht-Bayern, die nach Bayern eingereist sind, ohne den Dialekt zu lernen. Das haben wir jetzt davon.

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CarkbilO  22.04.2024, 22:29
@Lukas1990

Das Problem ist doch, dass es dann offiziell gemacht werden müsste.

Also dann muss Bairisch an Schulen gelehrt werden, es muss Regeln geben. Wie ist das aber vereinbar? Bairisch variiert von Region zu Region. Ähnlich ist es vermutlich auch in der Schweiz.

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Es ist nicht notwendig, dass ein Deutscher den CH-Dialekt annimmt. Wieso denn auch? CH-Deutsch IST Deutsch, es ist lediglich ein anderer Dialekt - und das mehrheitlich nur gesprochen. Geschrieben wird hier gleich wie in Deutschland auch.

Wenn eine deutsche Person den CH-Dialekt versteht, gibt es keine Notwendigkeit, den CH-Dialekt anzunehmen. Einen Vergleich mit Spanisch und Italienisch oder einer anderen Sprache ziehen zu wollen, ist Blödsinn.

...besteht ja durchaus diese Gefahr, dass auch in der CH bald nur noch Hochdeutsch gesprochen wird.

Nein, diese Gefahr besteht mit Sicherheit nicht.

Die Schweizer schätzen das nicht besonders, wenn Deutsche sich im Schweizerdeutsch versuchen. Das klingt anbiedernd. In der Schweiz haben wir verschiedene Dialekte. Wenn man mit Leuten aus einem anderen Kanton zusammen ist, passt man sich allenfalls ein bisschen an. Einen Walliser oder einen Bündner würde ich als Zürcher nur teilweise verstehen, wenn er seinen Dialekt pur spricht. So sollten es die Deutschen auch tun: Allzu extreme Dialekte ein bisschen in Richtung Standardsprache anpassen, so dass wir mitkommen.

Lukas1990 
Fragesteller
 22.04.2024, 22:15

Die Schweizer haben es aber auch nicht besonders, wenn deutsches Hochdeutsch gesprochen wird. Sie wollen ihre Kultur eben pflegen. Und da ist es doch nicht zu viel verlangt, wenn man sich als Ausländer den Gepflogenheiten anpasst. Wenn sogar ein Afghane Schweizerdeutsch sprechen kann, dann sollte ein Deutscher das doch erst recht können.

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adabei  22.04.2024, 22:23
@Lukas1990

Es ist weder erforderlich noch gewünscht.

Für uns Bayern klingt es auch meistens etwas Anbietern und lächerlich, wenn Deutsche aus anderen TelennDeutachlsnds versuchen, einen bairischen Dialekt zu imitieren.

Wenn man nicht mit diesem Dialekt aufgewachsen ist, gelingt das normalerweise sowieso nicht.

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Lukas1990 
Fragesteller
 22.04.2024, 22:28
@adabei

Warum soll das nicht gelingen? Übung macht den Meister! Wenn die Leute es sogar schaffen, eine völlig fremde Sprache wie Spanisch oder Italienisch zu sprechen, dann sollte doch so ein Dialekt, der 90% Ähnlichkeit mit Hochdeutsch hat, das Leichteste überhaupt sein.

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adabei  22.04.2024, 22:42
@Lukas1990

Eine Fremdsprache ist viel leichter zu lernen als ein Dialekt der eigenen Sprache. Noch dazu ist es völlig unnötig und von den Dialektsprechern auch nicht unbedingt gewollt.

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Lukas1990 
Fragesteller
 22.04.2024, 22:43
@adabei

Also ich lerne einen Dialekt 10000 mal leichter als eine ganz neue Sprache, wo ich mir erst mal 20.000 neue Wörter mit ganz anderer Grammatik aneignen muss.

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adabei  22.04.2024, 22:47
@Lukas1990

Das glaubst du nur. Einen Dialekt müsstest du perfekt sprechen, eine Fremdsprache nicht.

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Ich habe es ehrlich versucht. Und bitte glaube mir, meine Schweizer Arbeitskollegen und Freunde waren nicht wirklich begeistert von meiner Sprachkunst. Also habe ich es bleiben lassen :)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung