Warum ist Rache ein schlechter Ratgeber?

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Während die meisten Antworten unter der Kategorie "politisch korrekt" abgelegt werden können, gehört meine Antwort nicht dazu.

  1. Als Schüler wurde ich längere Zeit gemobbt. Seit dem Tag, an dem ich mich am Redelsführer gerächt habe, wurde ich nie wieder gemobbt und er und alle anderen waren plötzlich fast nett zu mir.

  2. Ich habe (toi toi toi) noch keinen näheren Angehörigen durch ein Gewaltverbrechen verloren. Aber ich weiß nicht, ob ich noch politisch korrekt handeln könnte, wenn sich jemand an meiner Tochter verginge. Und ich weiß auch nicht, ob ich mich nach einer Rache wirklich schlechter fühlen würde. Wohl eher, wenn ich es unterlassen würde.

  3. Nach meiner Erfahrung wirkt Rache auch präventiv. Wenn jemand, der einem anderen Leid antun will, ernsthaft mit Rache rechnen müsste, entscheidet er sich eher dagegen.

  4. Und noch etwas: Ich empfinde Rache als gutes Gefühl. Ein sehr sehr gutes. Rache hat etwas Befreiendes. Danach kann ich wieder viel besser schlafen.

Und jetzt sage ich dir, warum Rache "bei den meisten Menschen als nicht gut angesehen wird".

Wir leben in einem Rechtsstaat. Rache und somit Selbstjustiz ist nicht nur verpönt, sondern sogar verboten. Selbst im Strafrecht spricht man nicht von Rache, sondern von Strafe, Sicherungsverwahrung, Vollzug, etc. Daher "schickt" es sich auch nicht, wenn jemand Klartext redet und die Meinung vertritt, dass z. B. einem 3-fachen Kinderschänder, der immer wieder auf freien Fuß gesetzt wird, irgendwann mal etwas abgeschnitten werden solle. Aber wehe dem, der so etwas äußert, ... so wie mir.

In Einzelfällen finde ich Rache gut und sinnvoll. Nicht pauschal, aber in Einzelfällen ja.

Rache ist eine Form von Selbstjustiz.

Gerecht ist sie nie, denn diese Form von (streng verbotener) Justiz wird nicht von unparteiischen Richtern sondern meist von den Opfern oder deren Angehörigen ausgeübt. Diese "Richter" sind nicht unvoreingenommen sondern emotional stark aufgewühlt, sie halten sich an keine Strafprozessordnung, kennen keine Zeugenvernehmungen oder sachlich ermittelte Beweise, sie pfeifen auf die im Laufe der Jahrhunderte bitter erkämpften Rechte eines Beschuldigten (der auch Mensch ist und Menschenrechte hat) und folgen nur ihren Gefühlsaufwallungen. Letztlich wollen sie auch keine Gerechtigkeit sondern Vergeltung. Würde man solche Rache in Eigenregie zulassen, gäbe es unendlich viele Fehden und viele unbeteiligte Opfer.

Doch es ist gar nicht so, dass es keine "legale Rache" gäbe. Tatsächlich soll die Strafe, die ein legales Gericht in einem rechtsstaatlichen Prozess am Ende verhängt neben Abschreckung und Resozialisierung auch das Bedürfnis nach Vergeltung befriedigen. Das ist durchaus eine offizielle Funktion der Strafe.

Aber in eine geschichtliche Epoche mit Selbstjustiz, improvisierten Galgen am nächsten Baum, nächtlichen Umzügen mit Fackeln und Forken, sollte sich niemand zurück wünschen. Stattdessen sollte jeder seinen Beitrag dazu tun, dass unsere rechtsstaatliche Justiz korrekt arbeiten kann.

Es steckt jedem im Blut und muß gesellschaftlich tabuisiert werden, damit Ruhe herrscht.

Als Nebenwirkung haben alle ein schlechtes Gewissen, die Rackephantasien haben und halten sich für schlechte Menschen = schlechtes Selbstwertgefühl = gut regierbar.

das siehst du an den famiienfehden in italien... keine gibt nach, bist die ganze familie ausgerottet ist. was soll daran gut sein? verletzter stolz und eitelkeit bringen nicht weiter. das zeugt von kleingeist und wenig weitsicht.

Wo hast du denn den Spruch her?! Natürlich ist Rache ein guter Ratgeber. "Das ist GERECHT", und "er ist GERÄCHT worden" klingt nicht nur ähnlich, sondern hat denselben Ursprung. Wer durch einen Menschen geschädigt worden ist hat sogar eine moralische Verpflichtung sich zu rächen. Diese Verpflicht besteht gegenüber der Gesellschaft, um den Schädiger künftig zu sozial verträglichem Handeln anzuleiten.

ABER die Rache muss maßvoll sein. Was als maßvoll gilt, entscheiden die Gesetze. Deshalb vollzieht die Gesellschaft stellvertretend für den Einzelnen an dem Schädiger eine maßvolle Rache. Diese Rache ist gerecht. Nur wenn der Racheakt gesellschaftlich gestört wird, darf und muss sich der Einzelne (dürfen und müssen im moralischen Sinn) MAßVOLL rächen.

Urelsor  26.11.2011, 21:33

Gerecht und gerächt klingt lediglich ähnlich, allerdings gibt es keinen etymologischen Zusammenhang zwischen beiden Wörtern. Es ist lediglich Zufall das diese ähnlich klingen.

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