Warum ist es so schwierig als Ausländer in der Schweiz private Kontakte herzustellen?

5 Antworten

Kommt darauf an... Viele, die "frisch" kommen, möchten halt in einem ersten Schritt zeigen, was sie alles mitbringen als dass sie sich zuerst darum kümmern, was es hier schon alles gibt.

Wir haben beispielsweise hier in Basel aufgrund der beiden Multis Roche und Novartis viele Expats. 99% davon sprechen nur englisch und viele davon verbleiben damit mehrheitlich in ihrem Mikrokosmos und damit innerhalb der Gruppe, die sie während der Arbeit kennen lernen. Sie kümmern sich aber wenig darum, beispielsweise während ihrer Zeit hier unsere Sprache zu lernen und erwarten dann, dass alle direkt auf Englsich umsteigen, wenn sie dabei sind. Ist ja schliesslich eine "Weltsprache". Bloss spricht nicht jeder Englisch oder zumindest nicht so, dass man sich immer ohne grössere Anstregungen unterhalten könnte. Das ist nunmal eine Hürde, die so einfach nicht immer zu nehmen ist.

Dann gibt es noch diejenigen, die von Tag 1 an meinen, sie müssten hier allen erzählen, wieviel besser es im Herkunftsland läuft und was man hier alles noch verbessern könnte - bloss ist das dem Schweizer dann irgendwann zu blöd, denn der fragt sich: Wieso nörgelt der andere ständig, möchte alles in den Zustand seines Herkunftslandes versetzen, wenn er doch einen Grund hatte, von dort weg zu gehen und hier her zu kommen? Kommt dann halt auch nicht sehr gut an.

Alles in allem bin ich aber der Meinung, dass es ist wie so oft: Man lässt denjenigen mediale Plattformen, die mit ihren Aussagen für Sensationen sorgen. Und das sind halt die Unzufriedenen. Wenn jemand der Meinung ist, dass es sich hier ganz gut leben lässt - auch in der sozialen, zwischenmenschlichen Frage - dann ist das langweilig und keinen Bericht wert.

Rotfuchs716 
Fragesteller
 01.03.2023, 05:50

wohl nicht ganz falsch, aber klingt insgesamt spekulativ.

0
SarahSchweiz  04.03.2023, 13:24
@Rotfuchs716

Das ist nicht wirklich spekulativ. Das ist mein Alltag und meine Erfahrung seit nunmehr 40 Jahren in der Schweiz. Seit 10 Jahren davon aktiv in der Arbeitsintegration tätig und damit auch extrem aktiv mit Ausländern in Kontakt.

0
Rotfuchs716 
Fragesteller
 04.03.2023, 15:15
@SarahSchweiz

Englander und Amerikaner ziehen sich in den Pubs in ihre Expat Szene zurück.

0

Nicht nur für Deutsche, auch wir Deutschschweizer haben oftmals Mühe mit Kontakte knüpfen.

In der West- und Südschweiz ist das aber ganz anders (wenn man die Sprache kann).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Rotfuchs716 
Fragesteller
 10.03.2022, 02:36

War nie in Südschweiz, aber in Teilen der Westschweiz wie etwa in Genf ist es zumindest tradionnell sehr frostig vom sozialem Klima her. War eher noch schwieriger als in Basel oder Zürich.

0

So verrückt es auch klingen mag, es liegt an der Sprache.

Das "Hochdeutsche" klingt für Schweizer einfach gekünstelt und fremartig. Das wäre so als ob "Säsisch" aufeinmal die richtige Sprache wäre.

Rotfuchs716 
Fragesteller
 09.03.2022, 23:56

es kann jedoch nicht nur daran liegen denn auch im französischsprachihgem Welschland sind Kontakte für Fremde schwierig.

0

Schwierig? Ich habe nie Schwierigkeiten gehabt damit. Aber: Es ist extrem wichtig, in welcher Stadt oder Dorf man wohnt. Da habe ich Glück gehabt.

Konkret: Wieviel Schwierigkeiten es gibt ist von 2 Faktoren abhängig:

  1. Welche Gemeinde wohnt man?
  2. Wie tritt man selbst auf? Betont anderes Verhalten wird wenig geschätzt.

weil der Schweizer eine eigene Mentalität hat:

Er hat wenig Freunde, aber die ein Leben lang.
Und es kommt sehr auf die Zwischentöne an. Mit dem haben die Deutschen halt ihre Mühe.

Hier findest du viele interessante Unterschiede zwischen Schweizern und Deutschen:

http://www.blogwiese.ch/archives/1213

http://www.blogwiese.ch/archives/852

http://www.blogwiese.ch/archives/1383

http://www.blogwiese.ch/archives/284

Ich kenne genügend Deutsche, die hier ihre Freunde gefunden haben.

Und wenn der Wiese zu einem 30- Geburtstag eingeladen wurde in der Innerschweiz, ist das eine hohe Wertschätzung seiner Person.
Wer halt in die Schweiz kommt und meint, es sei ein Deutschland mit komischem Dialekt, der liegt falsch! Hier hast du den gleichen Status, wie ein Türke in Deutschland.

Meine Gotte und meine Mutter und Schwiegermutter stammen aus Deutschland bzw Österreich: Die hatten nie Probleme, obwohl sie nach dem Krieg in die Schweiz kamen! Die lachen über ihre überempfindlichen Landsleute heute!

Rotfuchs716 
Fragesteller
 10.03.2022, 09:18

was meinst du mit Zwischentönen?

0
guru61  11.03.2022, 06:22
@Rotfuchs716

Hallo ist gut beschrieben hier:

(6) Deeskalierend höflich – Schweizer Monat

Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Berliner Eisenbahnfrund schrieb einmal, als er auf der Rhätischen Bahn unterwegs war und das Fenster an einem kalten Tag, zum Fotografieren offen hatte, dass der Kondukteur gekommen ist und ihn gefragt habe, ob er nicht lieber auf der Wagenplattform beim Einstieg, das öffenbare Fenster benützen wolle. Er sage nein, und mokierte sich über das unfreudliche Personal auf dem Zug, als ihm dann gamz klar und deutlich bedeutet wurde, er hätte das Fenster zu schliessen.

Für einen Schweizer wäre die freundliche Frage, im Verein mit der Alternative eine ganz klare Ansage gewesen, das Fenter zu schliessen und sich zu verziehen! Er hätte sich freundlich bedankt und wäre dann nach Aussen gegangen, weil er erkannt hat, dass womöglich aandere Fahrgäste sich gestört fühlten.

Das sind Zwischentöne

0
Rotfuchs716 
Fragesteller
 11.03.2022, 13:06
@guru61

Da fällt mir ein Date mir einer Schweizerin ein die mich während des Treffens mehrfach drauf hin wies, dass mein Auto auf mich warte. Zunächst fand ich das sehr merkwürdig bis mir klar wurde, dass sie damit offenbar zum Abbruch des Treffens drängen wollte.

0
iqKleinerDrache  26.02.2023, 17:37
@Rotfuchs716

das auto hat auch ein gefühlsleben .. das will nicht solange allein bleiiben :-) ... oh du hast recht ... das liebe auto. sorry dass ich dich schon allein lassen muss. wir sehen uns später wieder.

0
Rotfuchs716 
Fragesteller
 28.02.2023, 16:31
@iqKleinerDrache

ich glaub du hast den Sinn nicht ganz erfasst. Es ging ihr wohl darum mich schneller los zu werden. Hatte sich auch im Nachhinein telefonisch bestätigt, dass sie wenig Interesse an mir hatte. War also so ne Art Abfuhrt "Swiss style".

0