Warum ist der Autor der Meinung, dass Schüler in der Schule nicht Shakespeare lernen sollten?

1 Antwort

Von Experte earnest bestätigt

Der entscheidende Punkt steht im letzten Absatz: Es geht ja bei der Behandlung von Literatur im Unterricht nicht nur darum, sich mit dem Text zu befassen, sondern es sollen auch Werte und ein Verständnis für literarische Techniken vermittelt werden. Auch wenn der Verfasser Shakespeare durchaus schätzt, macht er darauf aufmerksam, dass dessen Texte für die Schüler sehr schwer zugänglich sind. Die Sprache ist ja eine ganz andere als heute. Ein Verständnis für Literatur und die Werte, die diese transportieren soll, ließe sich den Schülern vielleicht besser mit zeitgenössischer Literatur vermitteln, deren Sprache die Schüler verstehen. Daher auch der Vergleich mit der geschlossenen Schatzkiste: Der Inhalt ist durchaus wertvoll, aber er nutzt nichts, wenn man den Schlüssel dazu nicht hat, und der Schlüssel ist hier das Verständnis des Textes. Der Unterschied zwischen dem Shakespeare-Englisch und dem zeitgenössischen Englisch ist eine hohe Hürde für den Zugang zum Text, für viele wohl eine zu hohe. Wobei sich der Text wahrscheinlich vor allem auf die Vermittlung von Literatur an jüngere Schüler bezieht, da der Autor am Ende "Kinder" schreibt, und in der Oberstufe wäre man ja schon ein junger Erwachsener.

Kurz gesagt könnte man das Hauptargument des Verfassers so zusammenfassen: Man kann Kindern schwer ein Verständnis für Literatur und die dadurch transportieren Werte vermitteln, wenn man sie dazu mit Texten konfrontiert, die sie nicht verstehen. Andere Texte sind vielleicht nicht so literarisch "wertvoll" oder "gehaltvoll", ermöglichen es aber dafür den Kindern eher, einen Zugang zur Literatur zu finden.

(Nebenbei bemerkt finde ich den Ansatz gar nicht so verkehrt. Ich mag Shakespeare selbst sehr gerne, denke aber, dass er eher etwas für höhere Klassen ist und dass es durchaus auch sinnvoll und wichtig ist, zeitgenössische Bücher zu besprechen, die näher an der Lebenswelt der Schüler sind, einfach um ihnen zu zeigen: Literatur kann sich durchaus auch mit Dingen befassen, die im eigenen heutigen Leben relevant sind.)