Warum ist BMW so "sportlich"?

10 Antworten

Hallo!

"Sportlich" ist bei BMW das Image, aber die Autos sind es lang nicht mehr. Dieses Sport-Image rührt aus Zeiten wie der Neuen Klasse, dem "Null-zwoer", dem E30 oder den motorsportlichen Erfolgen, aber die heutigen BMW Modelle sind kaum noch sportlich. 

Im Gegenzug steht Mercedes auch nicht mehr für komfortabel ausgelegte Langstreckenfahrzeuge oder gemütliche rollende Wohnzimmer für Taxifahrer oder Senioren.

Seit dem W203 werden die Unterschiede immer kleiner -----> stand der W202 (so einen fahre ich) trotz DTM-Erfolgen noch für den gemütlichen und konservativen Mercedes-Stil, mit dem noch bis 2001 im wesentlichen ein typisches Mercedes-Konzept der 80er-Jahre und damit die Tugenden von W124, W126 und anderen Modellen neu erwerblich gewesen sind, versuchte Mercedes mit dem 203er bewusst junge und dynamische Kunden anzuwerben. Das merkte man am Design, am Fahrgefühl und auch am Angebot der sehr "kühlen" aber mMn zu Mercedes unpassenden Ausstattungslinie "Avantgarde". 

Wenn ich aber meinen C180 von 1997 mit einem gleichaltrigen BMW 318i (E36) vergleiche, ist der BMW weder sportlicher noch direkter oder schneller, sondern fühlt sich in direkter Gegenüberstellung eher träger, teigiger und zugeschnürter an -----> dem E46 mit 118 PS fährt der C180 trotz Automatikgetriebe ebenfalls um die Ohren und das bei besserem Komfort.

Für die "Senioren" wurde die B-Klasse ab 2004/05 eine Alternative, nachdem der alte 190er oder der W202 nach der Hüft-OP zu niedrig gewesen sind -----> die C-Klasse avancierte zum beliebten Firmenauto oder zur Wahl extrem traditionsbewusster Opas, die nur ein Stufenheck und den sichtbaren Stern akzeptierten. Die erhoffte "jugendliche" Kundschaft blieb angesichts stattlicher Preise und dem "Rentnerimage", an dem auch der 203 nix ändern konnte, weiterhin bei BMW oder wählte einen Audi A4. Daran konnte auch das Sportcoupé nix ändern -----> das kam in der Zeit raus, in welcher der BMW Compakt schon als ziemlich out galt und nur noch gelegentlich gekauft wurde^^ und das T-Modell war als Kombi für junge Familien nicht nur zu teuer, sondern auch zu klein -----> da kaufte der Papa stattdessen einen Passat-Variant 3B/3BG oder Ford-Mondeo Mk3 Turnier.

Gleichermaßen wurde der 3er BMW komfortabler und gediegener, weil die Kunden älter wurden, mehr Komfort wünschten & die C-Klasse von Mercedes ein immer stärkerer Rivale geworden ist und auch der Audi A4 kein Geheimtipp mehr war. So setzte sich das mit jedem Modellwechsel fort.. sportlich ist beim 3er nur noch das Image, im Grunde ist das ein fetter, schwerer Klotz geworden während die C-Klasse ihr Gesicht verloren hat und der verzweifelte Versuch ist, "trendy" zu sein wie auch der aktuelle A4. 

Heute schenkt es sich im Grunde eigentlich ncihts mehr. "Sportlich" zu sein ist für Autohersteller scheinbar Pflichtprogramm geworden & welches Modell man in der heutigen Mittelklasse wählt ist egal ----> die C-Klasse und der 3er sind sich ähnlicher denn je. 

Eidolon150  05.07.2017, 07:46

Die wechselseitige Annäherung der Marken BMW und Mercedes, teilweise auch Audi, ist offensichtlich. Während ein härteres Fahrwerk und eine direktere Lenkung/Schaltung/Bremse als "sportlich" gelten, geht das Kapitel "Luxus" im Image mehr auf die Qualität des Innenraums oder das Geräuschverhalten des Motors zurück. Eine wenig straffe Federung oder eine eher indirekte Lenkung werden eher als Komfort-Merkmal gewertet. Der Grundgedanke hinter der technischen Machart ist immer, dass man mehr Kunden haben möchte, bzw. die Kunden der direkten Konkurrenz ködern möchte. Damit bleibt allerdings mittel- und langfristig der Grundcharakter der Autos auf der Strecke. Ich glaube, mit einer "eierlegenden Wollmilchsau" ist letztlich niemandem gedient.

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Eidolon150  05.07.2017, 20:23
@Eidolon150

Und ausserdem lässt sich mit Paketen aller Art - ob zweckmäßig oder just for fun - prima Kasse machen. Es gibt für fast jeden Fahrer gleich ein "Paket", das den Preis nach oben treibt. Waren es ganz früher nur Zierleisten und / oder bessere Stoffe im Innenraum so ergibt der Paket-Wahnsinn völlig neue Perspektiven für die Hersteller und Händler. Das grenzt an eine Wissenschaft für sich, wenn ich z.B. ein Schiebedach haben möchte - und deswegen eine teurere Lichtmaschine mitkaufen soll.

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Bevor hier wieder andere mit gefährlichem Halbwissen und anscheinend geschlossenen Augen durch die Welt laufen, räume ich hier mal auf.

Das war nicht nur so, sondern ist weiterhin so. BMW baut in der Gesamtheit (Modellportfolio) die sportlichsten Autos.

Du kannst in jeder Klasse moderner Autos ein sportliches Auto bauen. Bei Fronttrieblern mit vergleichsweise kurzem Radstand (Motor muss auf Antriebsachse), quer eingebauten Motoren und dem Getriebe direkt am Motor, kommen Gewichtsverteilungen jenseits von gut und böse zustande. Ein GTI hat ne beschissene Gewichtsverteilung, genau wie ein Scirocco. 65-70 Prozent vorne sind nicht sportlich. Eine Diff. Sperre macht das Ganze nicht besser. Ein bretthartes Fahrwerk täuscht auch.

Bei einem BMW musst du dir nur mal den Überhang anschauen. Die Vorderachse sitzt vergleichsweise sehr weit vorne und DAHINTER sitzt der längs eingebaute Motor. Nennt man „Front-Mittelmotor“. Der Hinterradantrieb, an dem immernoch (bis auf 2er Active Tourer und Mini-Basis-1er) festgehalten wird, spricht auch klare Worte.

Bei BMW wird/wurde irgendwann sogar bei den „schwereren“ Dieseln die Batterie (mit Halterungen, Verstaugehäuse und Leitungen), die vlt 20 kg ausmacht, ins Heck verlegt. Bei den 6-Endern aufwärts sowieso. So Kleinigkeiten machen eine Menge aus. Selbst ein kleines 1er Coupé (E82) mit kurzem Radstand und 3L 6 Zylinder kommt auf eine Gewichtsverteilung von 51/49. Wenn man dann geradeaus aus einer Kurve schiebt ist es oftmals nicht die Elektronik, die ein sicheres Grenzverhalten gewährleisten will, sondern schlichtweg die Gewichtsverteilung (und das Fahrwerk, die Reifen etc.)

Desweiteren haben BMWs selbst in 08/15 Ausführungen mit der kleinsten Motorisierung schon eine sehr gute, direkte und feedbackgebende Lenkung. Die Fahrwerke sind schon in Serie, ohne M-Performance oder Sportfahrwerk super.

Ich fahre Mercedes und davor hatte ich den „kleinsten“ BMW, den 1er mit kurzem Radstand, M-Fahrwerk ohne adaptive Dämpfer. Trotz des kurzen Radstands war die Kiste in Kurven oder sportlich gefahrenen Streckenabschnitten nie nervös. Außer man will den Arsch werfen. Nicht zuletzt ist DTC (Traktionskontrolle in der ersten Stufe und Traktionskontrolle plus ESP bei längerem Knopfdruck) deaktivierbar. Das ist bei vielen neuen Autos und bei sehr vielen Modellen der Konkurrenz nichtmehr möglich.

Bei Mercedes war es lange Zeit so, dass man ohne ESP-Rollenprüfstand-Modus bei nicht AMGs oder 4 Matic Modellen das ESP, geschweigedenn die Traktionskontrolle nichtmal runterregeln kann.

Bei einem Audi und aber auch bei einem einfachen Mercedes hast du da schnell mal schwitzige Hände.

Weiterhin gilt, wenn wir bei den genannten Herstellern bleiben: Mercedes ist der Gediegene, Audi der Sichere aber Stinklangweilige und BMW der Sportliche.

Im Fall BMW stimme ich rotesand vollumfänglich zu. BMW zehrt nur noch vom Image vergangener Tage, auch wenn das DTM-Engagement immer mal zu einem Rennerfolg führt. Die DTM hat sich von ihren Ursprüngen entfernt zu einer High-Tech-Rennklasse, einer Silhouetten-Formel, wobei nur noch scheinbare Ähnlichkeit mit den Autos in den Verkaufsräumen der Händler vorhanden ist. Mittlerweile gibt es von der DTM eine Classic-Ausgabe. Am Sonntag sah ich mir ein tolles Rennen am Norisring an, mit Autos wie dem Alfa Romeo 155, dem BMW M3 E30, dem Mercedes E190 2,5 Evolution und dem Mercedes C-Klasse W202. Vor der DTM und den diversen Marken-Pokalen konnte man die Sportlichkeit von Fahrzeugen anders bestimmen. Da gab es noch richtigen, echten Breitensport bei den Motorsport-Veranstaltungen, vorwiegend in Form von Bergrennen, Slalom etc. Welche Autotypen als sportlich galten, konnte man der Startaufstellung in den einzelnen Hubraumklassen entnehmen. Als Beispiele seien genannt:
BMW 2002 mit und ohne ti, NSU TT und NSU TTS, Simca Rallye 2/3, Renault Alpine A5, Renault Alpine A110.

Was sich die Privatfahrer zugelegt haben, konnte man getrost als sportlich bezeichnen. Ich glaube, heute versteht man unter Breitensport nur noch die Carrera-Turniere, die von Automobil-Clubs ausgetragen werden. Das ist zwar weniger gefährlich als echter Rennsport, aber im Grunde keine Alternative!


Eidolon150  05.07.2017, 17:50

Weitere (sportliche) Autos von früher: Opel Rallye-Kadett, Opel Kadett GT/E, Opel Ascona A/B, Opel Manta A/B, Ford Escort I/II, Ford Capri I/II/III, Ford Fiesta, VW Polo/Audi 50, Audi 80 (besonders der GTE).

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Bei Bmw gibt es die M Modelle die sind für sportliches fahren abgestimmt

Es gibt gewisse Modelle bei denen du das Fahrwerk einstellen kannst und die Lenkung.usw LG.Hannes

Keine Ahnung, wie sich ein Mercedes fährt. Habe einen 340i und der ist schon eher sportlich. Das Fahrwerk ist auch im Comfort-Modus recht hart und vom Lenkverhalten ist er überaus direkt. Glaube aber nicht, dass ein Mercedes Irgendwas AMG oder ein RS4 weniger sportlich sind.

RefaUlm  01.01.2020, 23:26

Du kannst keinen 340i mit einem RS4 vergleichen! Eher mit einem S4!

Der RS4 hat nochmal 124PS mehr Leistung wie der 340i 🤨

Der ist auf M4 Niveau!

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Marbuel  02.01.2020, 00:07
@RefaUlm

Ich weiss, wie viel PS ein RS4 hat. Es ging hier nicht um reine Leistung, sondern wie sich etwas fährt. Die S-Klasse von meinem Kollegen hat auch viel mehr PS und fährt sich dennoch nicht sportlich.

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RefaUlm  02.01.2020, 00:27
@Marbuel

Eine S-klasse ist auch nicht mit einem 3er BMW vergleichbar! Ein Audi A4 schon und auf dem Niveau vom Fahren her ist nunmal der S4, der RS4 ist das Gegenstück zum M3 von Audi 🤨

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