Warum ist apostasie und Christ, Jude sein etwas anderes im Islam?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo. Wenn man sagt, dass wir Muslime davon ausgehen, dass jeder Mensch als Muslim geboren wird, was ja nur das arabische Wort für Gottergebener ist, dann muss man auch die ganze Version erzählen.

Denn wir gehen von einem Hadith des Propheten Muhammad aus, wo der Satz ja noch weitergeht:

........, erst seine Eltern machen aus ihm einen Juden, Christen oder Feueranbeter.

Das steht stellvertretend für alle Weltanschauungen, die die Eltern außer dem Islam vermitteln.

Also ja, wir gehen davon aus, dass jeder Mensch mit der Veranlagung geboren wird, Gott zu erkennen und ihm zu dienen. Das hat auch eine Forscherin, die keine Muslima ist, so in etwa festgestellt. Ich habe mir leider nicht den Namen aufgeschrieben. Aber man kann ihn finden in einigen Videos auf YouTube vom Kanal: ImanTV.

Nein, sie haben ja den Islam nicht verlassen. Sie machen das ja gar nicht bewusst. Es sagt ihnen ja gar keiner als kleines Kind, dass er ein Muslim ist. Er wird ja so erzogen, wie die Eltern es wollen.

Die sagen ihm dann, was er ist. Oder einige sagen auch gar nichts. Die überlassen es den Kindern selbst, das zu finden, was sie sein möchten.

Der Unterschied zwischen einem, der gar nicht weiß, dass er Muslim war und einem Apostaten ist, wie ich es schon sagte. Der eine weiß es gar nicht, was er tut. Er wurde gelenkt, indoktriniert, was auch immer. Und der Apostat ist ja bei vollem Verstand und bei vollem Bewusstsein. Er weiß genau, er ist ein Muslim. Er weiß ganz genau, was er tut. Ein Baby weiß doch nichts... Welchen Vorwurf will man ihm machen?

Wenn er erwachsen ist und er mit dem eigenen Verstand recherchieren kann und dann sagt, der Islam ist nichts für ihn, ja, dem könnte man höchsten einen Vorwurf machen. Aber man kann ihn ja auch nicht zum Islam zwingen. Jeder Mensch hat einen freien Willen bekommen.

Und die Sünden werden erst ab Eintritt der Pubertät geschrieben. Also das kann man doch nicht miteinander vergleichen, diese beiden Personen. Vergleichen schon, ja, aber nicht in den selben Pott werfen.

Nein, das ist nicht wahr. Einem Apostaten droht nicht die Todesstrafe. Nicht nur dafür, dass er sich gegen den Islam entschieden hat. Wenn eine Regierung sowas angeordnet hat in einem Land, dann ist das jedenfalls nicht islamisch. Aber so schaut es für den Rest der Welt dann aus, jedenfalls für die, die keine Ahnung vom Islam haben. Denen kann man natürlich alles verkaufen, weil die meisten nicht nachprüfen, was behauptet wird.

Wenn jemand ganz still in seinem Kämmerlein den Islam verlässt und Christ wird oder was auch immer, dann passiert ihm gar nichts.

Die Todesstrafe steht dann darauf, wenn Apostasie mit Hochverrat verbunden ist. Und für Hochverrat gibt es in vielen Ländern auch heute noch die Todesstrafe, die sie sonst gar nicht mehr anwenden.

Also für den, der den Islam öffentlich verlässt, ihn verunglimpft und anschließend bekämpft.

Den Vers über diese Todesstrafe offenbarte Gott zu einer ganz bestimmten Situation. Werde ich dir erklären:

Damals, zur Zeit des Propheten Muhammad, gab es auch schon Islamfeinde. Sie haben Pläne geschmiedet, um dem Islam zu schaden. Sie haben sich vorgenommen, den Islam geheuchelt anzunehmen. Heute würde man sagen: Fake-Glaubensbekenntnis.

Sie wollten nur einige Wochen, vielleicht ein paar Monate sogar im Islam bleiben, damit es nicht so auffällt, was sie spielen, um den Islam dann wieder zu verlassen. Es hat ihnen nicht gepasst, dass so viele Menschen den Islam annahmen. Das wollten sie verhindern.

Und sie haben dann ihren Plan umgesetzt. Sie haben den Islam angenommen, paar Wochen geheuchelt und haben dann den Islam wieder verlassen. Sie sind öffentlich aufgetreten und haben es laut verkündet, dass die den Islam aus den und den Gründen verlassen, weil das und das so schlecht am Islam wäre. Das war natürlich gelogen. Und einige Menschen sind darauf reingefallen. Mit solchen Sachen schadet man der muslimischen Gemeinschaft, und das akzeptiert kein islamischer Staat.

Diese Menschen, die den Islam dann wieder verließen, haben somit Gründe vorgetäuscht, warum sie die Muslime nun bekämpfen müssen, wegen angeblich so und so....

Daraufhin hat Gott dann den Vers offenbart, dass für solche Apostaten die Todesstrafe steht.

Ein Kind, das von klein auf an unislamisch erzogen wurde, ist doch kein Apostat. Es kann doch dafür nicht.

In übrigen war ich selbst so ein Kind. Wurde völlig atheistisch erzogen und auch durch Schule und Gesellschaft so indoktriniert. Damals in der DDR.

Ich war über 35 Jahre lang atheistisch. Aber ich bin nicht dabei geblieben. Ich bin nun schon über 13 Jahre Muslima. Gott sei Dank! Wir sagen immer: ich bin konvertiert. Aber das ist ja eigentlich falsch. Ich bin ja nicht von einer Religion zur anderen gewechselt. Ich bin zu meiner Ur-Religion zurückgekehrt. Sozusagen. Und das heißt eigentlich: reviertieren.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Autodidakt Islam seit 2010 und Online-Studiengang Tauhid
Alskoil12 
Fragesteller
 29.09.2023, 23:47

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort!

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Goldlaub  01.10.2023, 00:05
  • Jeder Mensch wird als Gottergebener geboren. Dieses Wort "Gottergebener" heißt übersetzt Muslim. Ergo wird auch jeder Atheist als Muslim/Gottergebener geboren. Da also jeder Mensch auch ohne Koran (bevor er durch ihn indoktriniert wurde) gottergeben ist, kann der Koran zu dieser von Geburt an vorhandenen Gottergebenheit nichts beitragen.
  • Den Satz muss man nicht nur weiter lesen, sondern richtig verstehen: "........, erst seine Eltern machen aus ihm einen Juden, Christen oder Feueranbeter". Hier fehlt, dass seine Eltern ihn auch zu einem Korangläubigen machen.
  • Im Laufe seines Lebens wird jeder gottergebene Mensch von der Umwelt indoktriniert; je nach Tradition, Kultur und Religion. In manchen Ländern vom christlichen Glauben oder vom jüdischen.
  • Aber auch der Koran indoktriniert jeden "Gottergebenen! Denn Gottergebener geboren heißt nicht koranergeben geboren!
  • Ich weiß nicht ob sich viele Muslime schon mit diesen Überlegungen objektiv Gedanken gemacht haben! Du?

Muslim ist ein neutraler Begriff. Er weist keine Religion aus. Muslime setzen allerdings Muslim mit Korangläubiger gleich. Und das ist nicht sehr intelligent gedacht, ja per se sogar falsch!. ;-)

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Apostasie (Abfall vom Glauben) wird für gewöhnlich als Sünde betrachtet und oft bereits im Diesseits bestraft. Im Alten Testament:

... 5 so sollst du den Mann oder die Frau, die eine solche Übeltat begangen haben, zum Tor hinausführen und sollst sie zu Tode steinigen

https://www.bibleserver.com/LUT/5.Mose17%2C2-5

Und natürlich im Islam:

Nach der Scharia wird öffentlich verkündeter Abfall vom Islam mit dem Tode bestraft, wenn die Aufforderung zur Rückkehr (istitāba) zum islamischen Glauben nicht befolgt wird.

https://de.wikipedia.org/wiki/Apostasie

Warum sehen Muslims jetzt einen Unterschied

Nicht nur Muslime, sondern auch viele andere Monotheisten. Sie sehen das als Verrat an die Glaubensgemeinschaft: ein Verräter unter ihnen. Und das ist gefährlicher, als andere Ungläubige außerhalb der Glaubensgemeinschaft.

Schau hier:

Viele Muslime lehnen den Begriff der Konversion zum Islam ab, da jeder Mensch nach dem Fitra-Konzept als Muslim geboren sei und daher durch einen Aufruf (arabisch: Da'wa) lediglich zur Rückkehr zum wahren Glauben an Gott (Allah) bewegt werde.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Konversion_(Religion)#Islam

Die Eltern machen dann aus den Kindern Juden, Christen oder Sabäer (gibt Hadithe diesbezüglich). Das hat aber nichts mit Apostasie zu tun. Die "Leute der Schrift", also Juden und Christen, können dann den Dhimmi-Status (Sure 9:29) annehmen und leben dann in einem islamischen Staat.

Wenn aber ein Muslim den Islam verlässt, so gilt er als Apostat. Nach überwiegender Auffassung gibt es hierfür die Todesstrafe, auch wenn man diesen Punkt differenzierter betrachten kann:

Ausführlicher diskutiert wird insbesondere der Problemkreis des Abfalls vom Islam (ridda; vgl. oben I. Teil IV.7.b)gg). In den meisten islamischen Staaten ist er nicht strafbar, wenngleich noch weitestgehend sozial geächtet. Viele moderne Autoren verweisen darauf, dass die Verfolgung Glaubensabtrünniger auf die historische Sondersituation der frühen islamischen Gemeinde in den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den heidnischen Mekkanern und nach dem Tode Muhammads zu beschränken sei. Damals waren viele zum Islam Bekehrte wieder abgefallen, so dass sich das junge Staatswesen existentiell gefährdet sah. Man deutet also den Vorwurf im weltlichen Sinne als Fahnenflucht oder Hochverrat. El-Awa stützt sich hierbei auch auf die hanafitische Lehre, wonach Apostatinnen nicht der Todesstrafe anheimfallen sollen, weil Frauen nicht in der Lage seien, gegen den islamischen Staat zu kämpfen.
Ein eng an die klassische Doktrin angelehnter, exemplarischer Ansatz ist der des vormaligen Rektors der Azhar-Universität Mahmud Saltut. Er führt aus, dass die Überlieferung, auf die sich die Todesstrafe (die Strafandrohung also) stützt, nicht von hinreichendem Gewicht für diese Sanktion sei (sunnat al-ahad, Überlieferung von nur wenigen Gewährsleuten, vgl. oben I. Teil II.3). Nicht der Unglaube sei Strafgrund, sondern nur die Bekämpfung der Gläubigen, der Angriff auf sie sowie der Versuch, sie vom Glauben abzubringen. Der Tatbestand wird damit - wie bei anderen Autoren - zum Staatsschutzdelikt. Außerhalb des islamisch beherrschten Territoriums kann er überhaupt nicht verwirklicht werden.
Die Koranstellen, auf die sich klassische Autoren zum Teil beziehen, werden heutzutage spezieller gedeutet und auf die historische Situation zur Zeit Muhammads beschränkt, so dass sich nach dieser Sicht keine diesseitige Strafe auf den Koran stützen lässt. S. A. Rahman fasst die klassischen einschlägigen Korankommentierungen zu Sure 5,54 ("Ihr Gläubigen! Wenn sich jemand von euch von seiner Religion abbringen lässt und ungläubig wird, hat das nichts zu sagen") mit den Worten zusammen: "Der wichtigste Schluss, der aus diesem Vers abgeleitet werden kann, ist derjenige, dass es für Apostasie keine im Diesseits vollstreckbare Strafe gibt, da solche menschlichen Irrungen Gottes Ziele nicht beeinträchtigen können". Zudem wird darauf hingewiesen, Muhammad habe zu Lebzeiten selbst in Fällen evidenter Apostasie keine Todesstrafe verhängt.

Quelle: Das islamische Recht von Prof. Dr. Mathias Rohe, S. 268-269

JTKirk2000  29.09.2023, 21:33
Die Eltern machen dann aus den Kindern Juden, Christen oder Sabäer (gibt Hadithe diesbezüglich). Das hat aber nichts mit Apostasie zu tun. Die "Leute der Schrift", also Juden und Christen, können dann den Dhimmi-Status (Sure 9:29) annehmen und leben dann in einem islamischen Staat.

Na dann habe ich ja trotzdem diese Apostasie begangen, weil ich in meinem Fall selbst als Kind entschieden habe, Christ geworden zu sein, denn meine Eltern waren fair genug, mir meine Wahl selbst zu überlassen, und im Erwachsenenalter bin ich dann sogar noch von einer christlichen Konfession zu einer anderen gewechselt.

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Wo der Koran geschrieben wurde war es nicht möglich alle Ungläubigen gleich zu töten. Deshalb musste es hier andere Maßstäbe geben.

Außerdem ist Apostasie im Islam Verrat, da es eine bewusste Entscheidung zum Ungunsten des Islams ist.

Christen und Juden sind anerkannt. Sie dürfen aber ihre Religion nicht verlassen, nur wenn sie zum Islam übertreten. Auch diese erhalten eine Strafe. In Ägypten z.B. eine Gefängnisstrafe auch für ehemalige nun abgefallene Christen. Das ist von Land zu Land unterschiedlich. Ausländischen Touristen passiert nichts, sie sollten aber nicht erwähnen wenn sie Atheisten sind. Die Religionszugehörigkeit darf ohnehin in den westlichen Ländern nicht im Ausweis stehen, so gehen die als "Christen" durch. Das kann von Land zu Land unterschiedlich sein. Nicht alle sind gleich streng, aber in einigen gibt es die Todesstrafe. Wenn man als Ausländer in ein solches Land einreist, sollte man sich dringend die Reisewarnungen durchlesen.