Warum hatten wir früher 220V Stromnetz und jetzt 230V im Haushalt?

3 Antworten

Von Experte tunik123 bestätigt

https://www.verivox.de/strom/themen/230-volt/

Warum kommt aus der Steckdose eine Spannung von 230 Volt?

Es ist kein Zufall, dass die Spannung im Stromnetz mittlerweile bei 230 Volt liegt. Beim Aufbau seines Stromnetzes entschied sich Deutschland – wie auch Österreich und die Schweiz – zunächst für 220 Volt. Im Vereinigten Königreich lag die Netzspannung dagegen bei 240 Volt. Um ein europaweit einheitliches Stromnetz verwirklichen zu können, legten die europäischen Länder 1983 in der internationalen Norm IEC 60048 eine Standardspannung von 230 Volt fest.

Die Tatsache, dass die Spannung ursprünglich bei 220 Volt lag, lässt sich mit einem Verweis auf die Vereinigten Staaten von Amerika gegen Ende des 19. Jahrhunderts erklären. Die ersten für die Fernübertragung von Strom genutzten Kraftwerke erreichten eine Spannung von 110 Volt. In den ersten Jahren der Elektrifizierung diente die erzeugte Energie zudem vorrangig zur Beleuchtung von Straßen. Zunächst kamen Kohlebogenlampen mit 55 Volt paarweise zum Einsatz und später Bogenlampen mit 100 Volt und einem Vorwiderstand von 10 Volt.

In Europa erfolgte der Bau der ersten Stromtrassen etwas später als in den USA. Ausgehend von den Erfahrungen der Amerikaner entschieden sich die hiesigen Elektroingenieure dazu, mit einer höheren Spannung zu arbeiten. Gründe dafür sind vor allem, dass eine höhere Netzspannung eine effizientere Übertragung von Strom ermöglicht. Damit die für die Straßenbeleuchtung genutzten Lichtquellen trotzdem mittels Reihenschaltung Verwendung finden konnten, legten die Entscheidungsträger einen Wert von 220 Volt fest.

Wann erfolgte die Umstellung von 220 auf 230 Volt?

Die europäischen Nationen begannen 1987 damit, die Netzspannung stufenweise anzupassen. Zunächst lag der Toleranzbereich bei -23 Volt bis +13,8 Volt. Seit dem Jahr 2009 darf die Spannung 230 ± 23 Volt betragen. Prinzipiell kann die Netzspannung demnach im Bereich zwischen 207 Volt und 253 Volt liegen. Diese Toleranzbedingungen sorgten dafür, dass sich auch auf 220 Volt ausgelegte Geräte problemlos betreiben ließen.

Wie viel Watt Leistung können einer mit 16 Ampere abgesicherten Steckdose entnommen werden?

Da sich die Leitungen durch den Fluss von Strom erwärmen können, lässt der Sicherungskasten bei konventionellen Haushaltsteckdosen nur eine Stromstärke von höchsten 16 Ampere zu. Die maximale Leistung in Watt ergibt sich aus dem Produkt aus Stromstärke und Spannung. So ergibt sich folgende Rechnung:

newcomer  17.09.2022, 22:32

vielen Dank fürs Sternchen ;-)

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Von Experte newcomer bestätigt

Es wurden die 380V im Zuge einer Harmonisierung auf 400V angehoben. Die Netze anderer Länder wurden von 415V auf 400V gesenkt.

Die Spannung an der Steckdose ergibt sich daraus über 400V/sqrt(3)=230.94V.

Die ist also starr über den Faktor sqrt(3) an die verkette Spannung gebunden.

Mit der Umstellung auf 230 V Strangspannung wurde vor Jahren das europäische Netz vereinheitlicht, vorher herrschte ein uneinheitliches Chaos.

Das führte hierzulande zu einer kleinen Erhöhung der Spannung, andernorts zu einer Absenkung. Die Erhöhung bringt für den Netzbetreiber den Vorteil der günstigeren Übertragung und für den Verbraucher eine höheren möglichen Leistungsbezug über die installierten Stromkreise.

Sicherheitstechnisch bringt die Erhöhung zunächst einen kleinen Nachteil. Der wird aber mittlerweile mit dem durchgehenden Schutzleiter samt FI-Schutzschalter überkompensiert.

Die Amerikaner turnten uns den Streit um Spannung und Stromart im Netz im letzten Jahrhundert vor. Der Streit zwischen Edison und Tesla führte angesichts der divergierenden Investitionen zu Bankenzusammenbrüchen. Letztlich einigte man sich dort auf 120 V Wechselstrom.