Warum gibt es immer mehr Scheidungen?

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Es ist bedeutend einfacher geworden, sich scheiden zu lassen (es war früher ein riesiger Behörden-Hickhack) und viele sind inzwischen auch zu bequem, Probleme gescheit auszudiskutieren um wieder neu zu beginnen - sie lassen sich lieber mal eben flugs scheiden oder "trennen sich", weil es einfacher ist als sich Problemen zu stellen und diese vernünftig und getreu der unter Erwachsenen zu erwartenden Norm zu klären. Meist kommen dann hinterher zwar doch Zweifel "ob des richtig war" und abends fängt die Sehnsucht wieder an, aber eigentlich sollte man das vorher überlegt haben... naja egal.

Außerdem war die Scheidung früher gerade auf dem Land weitestgehend der gesellschaftliche Exitus für zwei Menschen und vor allem für die Frau der Schuss ins soziale und finanzielle Abseits (deswegen wurde auch eine Ehe in meiner Verwandtschaft wirklich bis zum Tod des Mannes nach 43 Jahren Ehe aufrecht erhalten, das waren halt andere Zeiten) - und man hatte viel mehr Gottvertrauen, d.h. man traute sich nicht, sich zu trennen, weil der Herrgott einen ja bestrafen und als treulos brandmarken könne. Heute ist das nicht mehr so schlimm, die Leute sind zu weiten Teilen weniger kirchlich/katholisch/christlich eingestellt und solche Werte sind nicht mehr ausschlaggebend.

Die Dunkelziffer von Paaren, die nur der Gesellschaft wegen/des Ansehens wegen oder zuliebe ihrer Kinder unglücklich verheiratet sind, dürfte dennoch weitaus höher sein als die Zahl der Scheidungen. Man kann halt nicht hinter die oftmals schillernden Fassaden blicken. Speziell auf dem Land dürfte hier noch Einiges im Argen liegen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich bin in der DDR aufgewachsen. Da waren zwar die Scheidungszahlen nicht niedrig laut Statistik, aber bei uns in der Provinz waren sie das doch.

Ich schreibe mal, was ich da als Kind so mitbekam:

Da wurde über Leute gelästert, die 18 waren und noch keinen abbekommen hatten. Selbst deren Eltern machten Druck: nimm den jetzt, einen anderen bekommst du nicht mehr.

Waren Ehen dann unglücklich, bekam man gesagt: Du hast A gesagt, dann musst du auch B sagen. oder: Du hast ihn jetzt, da musst du sehen, wie du mit ihm fertig wirst.

Ein paar Einzelfälle von Scheidungen gab es hier auf dem Dorf auch damals. Da wurde heftig geredet: Die haben sich wohl nicht vertragen? Die sollte mal nachgeben!

Ich habe aber auch oft gemerkt, dass die Leute dann fremd gingen, das wusste auch jeder, aber getrennt haben sie sich nicht. Ansage: Wo wollen sie denn hin? Denn damals war Wohnungsnot.

Singles wurden mitleidig angeschaut: Sprüche: Er /sie sitzt wohl nur allein zuhause und kommt nirgends hin! Da hat der/die aber Geld gespart und da freuen sich die Erben!

Wollte sich jemand scheiden lassen, hieß es schnell: Die sind ja alle verheiratet, da bekommst du keinen anderen mehr!

Ich habe mehrere Bekannte, wo ich weiß, dass die ein Leben lang schlechte Ehen geführt haben. Aber keine hat sich scheiden lassen.

Ich habe auch mal eine Unterhaltung über eine geschiedene Frau mitbekommen. Da wurde eine Frau, wohl deren Mutter, ganz laut in der Runde: "Sie war ja nicht Schuld!" Darauf achtete man auch in der DDR.

An meiner Schule in den 80ern wurde Geld für Kinder ausgezahlt, die nur bei einem Elternteil lebten. Das war in meiner Klassenstufe (a und b-Klasse, gesamt ca. 60 Schüler) ein einziger Junge, dessen Eltern geschieden waren. Alle anderen lebten bei ihren verheirateten Eltern.

Berufstätig waren fast alle Frauen in der DDR. Trotzdem ließen sich hier in der Provinz kaum Paare scheiden. Da wurde Angst gemacht, dass man als Frau allein im Haus nicht zurecht käme, da es schwer war, einen Handwerker zu bekommen und man selber ja einiges nicht können würde. Alles Sprüche, die ich damals auffing. Denn ich kenne keinen Mann, der damals im Haushalt aktiv war. Deshalb sagte man auch zu den Männern, dass sie ohne Frau nicht zurecht kämen.

Weil es einfacher geworden ist und Frauen einfach mehr Rechte haben. Es wurde früher sogar noch deutlich seltener aus Liebe geheiratet als heute. Selbst in Disneyfilmen wird es angedeutet. Mulan zb sollte heiraten um der Familie Ehre zu machen und sie sollte einen Mann vermittelt bekommen den sie kaum kannte. Merida, Aurora( Dornröschen) und Pocahontas sollten heiraten und Stämme, Clans und Königreiche zu vereinen. Aurora war sogar von Geburt an dazu bestimmte den Prinzen zu heiraten und die Liebesgeschichten zwischen John Smith und Pocahontas ist frei erfunden. Sie heiratet mit 16 und starb mit nur 22 Jahren an den Pocken. Auch Sisi wurde regelrecht verkauft. Sie selbst sagte zur Ehe" Die Ehe ist ein widersinnige Einrichtung. Als 15 jähriges Kind tut man einen Schwur den man nicht versteht und ann 30 Jahre und länger bereut und nicht mehr lösen kann" Frauen hatten auch hier lange nicht viele Rechte. Sie durften weder ein Konto haben noch ohne Erlaubnis des Mannnes arbeiten und selbst wenn verwaltete der Mann ihren Lohn. Frauen hatten lange keine Wahl ob der Mann nun gut war oder schlecht. Die ach so romantische Hochzeit aus Liebe ist nur eine Variante von vielen und sowieso ist die Ehe oder Hochzeit auch nichts als ein menschliches Ritual. Bis heute wird in weiten Teilen der Welt nur selten aus Liebe geheiratet. Das wahre Leben ist keine Fernsehschmonzette oder Liebesroman. Auch wenn es sie wahre Liebe selten man gibt . Der Mensch ist von Natur aus nicht mal monogam veranlagt.

Was meinst du mit "früher" ? Vor über 50 Jahren und noch davor? Da ließ man sich nicht scheiden (selten), weil die Gesetze anders waren. Eine Heirat war für ein ganzes Leben lang. Und wer da ausbrechen wollte, mußte einen triftigen Grund haben, ansonsten ging das gar nicht. Und wenn ein triftiger Grund vorhanden war, dann konnte sich nur der "Unschuldige" scheiden lassen und nicht der "Schuldige'".

Beispiel: Ein Ehemann lernt nach 10 Jahren eine junge Frau kennen, in die er sich verliebt. Jetzt will er sich von seiner Ehefrau trennen. Hier konnte er sich nicht scheiden lassen, nur die Ehefrau konnte es. Denn sie war ja die "Unschuldige". Diese Ehefrau ließ sich bekanntermaßen aber nicht scheiden, wegen Unterhalt und Rente.

Selbst wenn die Ehefrau (in seltenen Fällen) der Scheidung zugestimmt hätte, hätte sie weiter Unterhalt und Rente bekommen und der Ehemann hätte seine neue Freundin nicht heiraten können, da es verboten war, den "Ehebruch" zu heiraten.

Du siehst also, es war schwer aus einer Ehe herauszukommen. Fast unmöglich.

Wicht678  19.07.2020, 11:57

Auch früher konnte man den "Ehebruch" heiraten.

Früher versuchte jeder dem anderen zu unterstellen, dass er/sie an dem Scheitern der Ehe verantwortlich war.

zum gelingen einer Ehe müssen beide beitragen.

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adelaide196970  19.07.2020, 12:35
@Wicht678

da irrst du dich. Früher galt das Schuldprinzip und da mußte einer schuldig sein und nur der Unschuldige konnte sich scheiden lassen.Da schob keiner dem anderen was unter, sondern vor Gericht wurde das festgestellt, wer schuldig war. Und der Schuldige konnte gar keine Scheidung einreichen. Und den sogenannten Ehebruch, den durfte man nicht heiraten. War nun mal so.

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Wicht678  19.07.2020, 13:33
@adelaide196970

Komisch dass mein Vater wieder heiraten konnte (1956). Bei der Scheidung (1953) wurde viel dem anderen in die Schuhe geschoben. Jeder versuchte da dem anderen Ehebruch nachzusagen. Die Scheidungsakte ließt sich sehr interessant.

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adelaide196970  19.07.2020, 14:41
@Wicht678

die Freundin meiner Mutter hatte keine Chance, sie war der "Ehebruch" und somit gings nicht.

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In Krisenzeiten ist das nicht so weil jeder den anderen braucht,nur dort wo es den Leuten zu gut geht,da nimmt die Gier kein Ende auch die Gier nach ständig etwas neuem!