Warum gibt es diese "Fehde" zwischen Bayern und Franken?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Nunja, Nachbarn haben immer irgendwelche Streitigkeiten ;)

In diesem Fall ist das aber historisch begründet. Franken bis ins 19. Jahrhundert kein einheitlicher Staat sondern ein fürchterlicher Flickenteppich kleiner und kleinster Herrschaften, teilweise sogar reichsunmittelbar. In Altbayern war das anders, ab dem späten Mittelalter ist Altbayern größtenteils ein Flächenstaat unter den Wittelsbachern.

Naturgemäß versucht jeder halbwegs potente Herrscher in dieser Zeit sein Gebiet zu erweitern, die bayerischen Herzöge waren da freilich keine Ausnahme ("Gefahr" für Franken drohte aber auch von den später aufstrebenden Hohenzollern).

Nach den napoleonischen Kriegen und dem Untergang des alten Reiches kam es zu einem "Komplettumbau" Süddeutschlands. Das inzwischen zum Königreich aufgestiegene Bayern verlor die Pfalz und bekam als "Ausgleich" die Erlaubnis die kirchlichen Herrschaften (insbesondere die Erzbistümer Bamberg und Würzburg) zu säkularisieren, die reichsunmittelbaren Herrschaften (z.B. Reichsstadt Nürnberg und die fränkischen Reichsritter) zu mediatisieren und Kg. Max I. Joseph bekam den fränkischen Herzogtitel.

Das wurde in vielen Teilen Frankens, entgegen landläufiger Meinung, sogar bis zu einem gewissen Grad begrüßt (viele ländliche Herrschaften wo die Moderne noch nicht ansatzweise angekommen war und z.B. Nürnberg - der Laden war total Pleite, es konnte also nur besser werden). In den Erzbistümern gab es dafür massiven Widerstand, insbesondere Würzburg ist dafür gut belegt. Vielfach (z.B. in Bayreuth) war der Widerstand in erster Linie dadurch bedingt, dass Bayern mit Frankreich kooperierte und die Franzosen sich zum Teil fürchterlich aufgeführt hatten.

Ein zweiter Aspekt (insbesondere in den Erzbistümern) waren Montgelas' Reformen. Dort wurde von München aus bis in die tiefste Provinz jede noch so lächerliche Kleinigkeit geregelt, Regierungsbezirke wurden anfangs ohne Rücksicht auf historische Gegebenheiten gezogen, der fränkische Adel zurechtgestutzt und viele Wertgegenstände der kirchlichen Herrschaften kassiert und zum Teil zu Schleuderpreisen verscheuert. Das gilt aber mit Einschränkungen auch für Altbayern. Franken wurde auch kulturpolitisch unter Max I. und Montgelas an der kurzen Leine gehalten, der Streit um das fränkische Herzogsschwert, das nach München gebracht wurde, dauert zum Teil bis heute an. Das änderte sich allerdings unter Ludwig I. (zumindest bis zur Revolution 1848, das ist aber nichts speziell fränkisches)

Einen ernstzunehmenden fränkischen Separatismus gab es aber zu keiner Zeit.

heyyo 
Fragesteller
 01.07.2011, 10:16

Respekt, wenn das selber formuliert ist. Sehr ausführlich und danke für´s Recherchieren... ;)

0

Ja ich finde du hast dem eine tolle Einstellung gegenüber. Ich bin auch aus Oberfranken, doch ich mache immer Urlaub in Südbayern und ich finde dass Bayern ein hübsches Land ist. Ich kann diese Empfindlichkeit von uns Franken auch nicht verstehen. Dass die Franken eben 1806 zum Königreich Bayern und seit 1815 durch den Wiener Kongress neu hinzugekommen ist, ist doch nicht mehr mit heute zu vergleichen.

Ich finde wenn andere uns tollerieren sollen, sollten wir auch in diesen Fall die Bayern tollerieren. Es gibt in Franken und in Oberbayern Leute mit denen man auskommt oder nicht.

Für mich sind wir Franken, Schwaben und Bayern ein gemeinsames Volk.

leonie19090  20.01.2019, 16:15

Sehe ich genauso :)

0

Das ist eine URalte Geschichte und begann im 11. Jhd, als Bayern, Schwaben und Sachsen sich gegen König Heinrich IV. erhoben, Franken aber königstreu blieb.

Siehe Investiturstreit: http://de.wikipedia.org/wiki/Investiturstreit

Bekanntestes Ereignis: "Gang nach Canossa", eine Redewendung, die sich in der deutschen Sprache bis heute erhalten hat.

Später kam dann der 30jährige Kreig, in dem Bayern (katholisch) und Franken (protestantisch) auf gegenüberliegenden Seiten standen. (Siehe Wikipedia: Protestantische Union, Katholische Liga, dreißigjähriger Krieg)

Und als Krönung des Ganzen wurden Teile Frankens unter Napoleon einfach zu Bayern dazugeschlagen (again: Wikipedia, Stichwort: Reichsdeputationshauptschluss, Rheinbundakte).

Der Rest des heutigen Frankens fiel mit dem Wiener Kongress dann an Bayern. (Ich schätze, Du weißt, wo Du das nachschlagen kannst ;-)

Natürlich gefiel das den Franken größtenteils nicht:

In den fränkischen Gebieten herrschten teilweise erhebliche Ressentiments gegen eine Zugehörigkeit zu Bayern. Darunter mischten sich liberale Forderungen nach republikanischen Strukturen. Der Staatsrechtler und Bürgermeister Würzburgs Wilhelm Joseph Behr wurde etwa wegen Hochverrates verhaftet, nachdem er 1832 vor 6000 Teilnehmern die bayerische als die denkbar schlechteste Verfassung bezeichnete. Im Frühjahr 1849 eskalierten die Spannungen als die demokratische Opposition in Franken die Anerkennung der Beschlüsse der Paulskirche forderte und offen mit der Loslösung von Bayern drohte. In Würzburg und Miltenberg wurden Waffenlager gestürmt, in Schweinfurt zählte man auf einer Versammlung sechs Kanonen und 1100 Gewehre. Das fränkische Besitz- und Bildungsbürgertum, aber auch Kirchen und Beamten entschieden sich letztendlich gegen Gewalt und für eine Aussöhnung mit München. Als Bayern im Jahr 1871 Teil des Deutschen Reiches wurde und sich dadurch ganz andere Perspektiven auftaten, milderte sich der Gegensatz zwischen Franken und Bayern deutlich ab.

Jaja, schon wieder Wiki: Franken (Region)

Übrigens: Ach Schwaben (meine Heimat) wurde unter Napoleon in Bayern "integriert". Ich bin also auch ein "Beutebayer".

Zu guter Letzt noch das passende Sprichwort:

"Ma muaß Godd für ois danka, au fia d'Schwoba und de Franka"

So, und jetzt kennst Du die wahre Geschichte!

heyyo 
Fragesteller
 01.07.2011, 10:15

Die wahre Geschichte! Siehst du Schneewitchen, Märchen können auch wahr werden...(Sagt mein Papa immer, aber hier passts i-wie ^^) Danke, Wiki hat halt immer eine Idee. =)

0

Das darfst nicht ernst nehmen, beide können sich doch ganz gut leiden. Es gibt immer diese Hänsleien zwischen den "Gegenden".

heyyo 
Fragesteller
 01.07.2011, 09:35

Ja, die kenne ich.^^ Aber was wäre das Leben ohne Stichelein? Wollte mal wissen, ob das jemand ernst nimmt...

0