Warum essen buddhistische Mönche (teilweise) Fleisch?

4 Antworten

Sei gegruesst,

vielen Dank fuer deine bedeutende und wichtige Frage. Ich bin selber buddhistischer Moench (jedoch nicht aus der tibetischen Tradition) und versuche dir hier meine Perspektive, basierend auf dem fruehen Buddhismus, anzubieten.

Also der Buddha erlaubte die Annahme von Fleisch seiner Moenche nicht unter allen Umstaenden. So mussten die Moenche beispielsweise darueber Klarheit besitzen, dass das Fleisch nicht von einem Tier stammt, welches fuer sie persoenlich getoetet wurde, selbst bei lediglichem Zweifel oder nach Hoerensagen zu urteilen, war ihnen die Annahme untersagt.

Es ist buddhistischen Moenchen eigentlich auch nicht erlaubt selber zu kochen oder Essen fuer sich selber bis nach Sonnenhoechststand aufzubewahren, als Nebenbermerkung.

Ein Wichtiges noch. Der Buddha meinte, es sei sehr unheilsam, und Enthaltung hier ist Teil der grundlegenden Tugen fuer Laien im Buddhismus, wenn man mit Fleisch handle. Nach meiner Vorstellung wird es in buddhistisch-monastischen Kreisen nicht genug betont, dass eventuell auch der Kaeufer an einem Handel beteiligt ist und die Toetung von Massen an Tieren somit mehr oder weniger direkt oder indirekt gefoerdert wird. Ist fuer mich offensichtlich, dass wenn beispielsweise Millionen Buddhisten in Thailand und andernorts standardmaessig Fleisch kaufen, weil sie denken, dass es ethisch problemlos sei, die Toetung von Tieren proportional steigt ...

Hoffe die Antwort war hilfreich, wenn auch nur ein wenig.

Herzliche Gruesse.

Ich bin Soto-Zen-Buddhist und möchte gerne meine Meinung äußern.

Zunächst einmal muss man sich klar machen, dass es im Buddhismus keine göttlichen Gebote gibt, sondern lediglich Empfehlungen zum richtigen Handeln.

Geschichtliches

Ursprünglich mussten die Schüler Buddhas bei ihren Bettelgängen alles als Speise akzeptieren, was ihnen gegeben wurde - auch wenn die Speise Fleisch enthielt.

Außerdem richten sich die Verhaltensregeln des Vinaya in erster Linie an Mönche - man könnte also argumentieren, für Laien gebe es gar keine Beschränkungen.

Erst in China wurde ein konsequenter Vegetarismus aufgrund des dort veränderten Lebensstils der Mönche überhaupt möglich.

Die ersten "Aufforderungen" zum Vegetarismus in buddhistischen Schriften, die teilweise sogar sehr dogmatisch klingen, tauchten ebenfalls erst in China auf.

In Japan hob die Regierung später mit einem Edikt sowohl das Zölibat, als auch den Vegetarismus für buddhistische Mönche offiziell auf.

Buddhismus der Gegenwart

Da der Buddhismus keine "Gebote" hat, ist jeder Buddhist selbst für sein Handeln verantwortlich, wobei er sich an den fünf Sittlichkeitsgelübden orientieren soll

  • Kein Leben nehmen
  • Nicht gegebenes nicht nehmen
  • Die Sexualität nicht missbrauchen
  • Die Rede nicht missbrauchen
  • Den Geist nicht betäuben

Ob man "kein Leben töten" als moralische Verpflichtung zum Vegetarismus ansieht, muss jeder für sich selbst entscheiden, da gibt es kein Dogma.

Demzufolge ist es eine Frage des eigenen Bewusstseins, ob man sich vegetarisch, vegan oder als Mischköstler ernährt und nicht einer religiösen Regel.

Vegetarismus und Egoismus

Viele Menschen die vegetarisch leben, glauben auf diese Weise besonders selbstlos und mitfühlend zu sein - doch in Wirklichkeit sind sie teilweise sehr egoistisch.

Sie bilden sich ein, moralisch "höherstehend" zu sein und fühlen sich den "grausamen" Fleischessern auf eine gewisse Weise überlegen.

Außerdem folgen sie nicht dem "Geist der Gabe" (dana paramita) der zufolge sie für jede Gabe dankbar sein sollen, da sie dabei hilft, ihre Praxis fortsetzen zu können.

Wer seinem Gastgeber also Schwierigkeiten bereitet handelt zum einen egoistisch und ist zum anderen nicht dankbar für das Gegebene.

Daher sollte sich jeder vegetarisch lebende Buddhist fragen, mit welcher Geisteshaltung er die gegebene Speise empfängt.

Ich selbst bin beispielsweise Lacto-Vegetarier, aber wenn ich zum Geburtstag ein Stück Kuchen mit Eiern erhalte, werde ich es nicht zurückweisen.

Stattdessen entwickele ich bewusst Dankbarkeit für den Gastgeber, den Bäcker, den Tierzüchter, das Huhn und alle weiteren Wesen, die mich so unterstützen.

Das ist aus meiner persönlichen Sicht besser, als sich moralisch zu empören.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

Wenn du gut Englisch kannst dann interessiert dich bestimmt diese Diskussion zwischen einem Buddhisten und einem veganen Tierrechtsaktivisten:

https://www.youtube.com/watch?v=uXOr1ItPyUc

beyond77 
Fragesteller
 10.02.2018, 20:04

Danke. Aber da würde mich mehr die Meinung eines gelehrten Buddhisten interessant.

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BerwinEnzemann  10.02.2018, 20:08
@beyond77

Ja, mich auch. Ich hatte die Diskussion mal mit einer buddhistischen Arbeitskollegin. Sie hat mir erzählt sie isst trotz ihrer Überzeugungen Fleisch weil Leben nun mal Leiden bedeutet. Das fand ich extrem zynisch und es war vermutlich auch nicht wirklich ehrlich. Aber sie ist sicher auch weit von einer buddhistischen Gelehrten entfernt. Vielleicht kommen ja noch ein paar gute Antworten hier.

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Die Buddhisten haben generell angefangen mehr Fleisch zu essen :( In Indien boomt gerade das Geschäft mit der Massentierhaltung. Die fangen gerade erst so richtig damit an, während wir in Europa versuchen es zu reduzieren.