Warum braucht man für manche Hunde einen "Waffenschein"?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Weil diese Rassen in einem gewissen Klientel als Statussymbol/Penisverlängerung beliebt sind. Und da diese Leute sich lieber hinter einem "aggressiven" Hund verstecken als hinter einem ausgeglichenen, sind die Beißvorfälle folgenschwerer. Würden diese Kreise auf "Flauschkugeln" stehen, würden wir bei Kampfhunden wohl zuerst an Spitze und Samojeden denken.

Mein Nachbar hat eine Pitbull-Hündin, die mit anderen Hunden nur bedingt verträglich, aber nicht aggressiv ist, dafür Menschen umso mehr liebt. Sie ist nicht unbedingt ein "einfacher" Hund, da sie sehr ...willensstark sein kann, aber für ihr Herrchen eine treue, sportliche Begleiterin. Die Rasse muss charakterlich und von den Anforderungen zu einem passen, sonst werden beide Seiten nicht glücklich. Egal ob man sich einen Dalmatiner, Schäferhund, Malteser oder Bullterrier holen möchte.

Die Grundidee hinter der Rasseliste, dass sich nicht jeder ohne weiteres einen Hund holen darf, finde ich gar nicht verkehrt. Die Umsetzung (und Stigmatisierung) lässt aber leider zu wünschen übrig. Ich wäre für eine Bundesweite, für alle Rassen verpflichtende Mischung aus Auflagen für Listenhunde (wie z.B. in NRW) und "Hundeführerschein" (Wie in NDS).

grembolle 
Fragesteller
 11.07.2022, 18:09

Wie äußert sich denn die Willensstärke der Nachbarshündin?

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Virgilia  11.07.2022, 18:21
@grembolle

Sie kann sehr, sehr stur sein, wenn sie etwas (nicht) will und hinterfragt gerne mal Kommandos. Zu ihrem Pech hat ihr Herrchen einen mindestens genauso langen Atem :D

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Weil es Menschen gibt die Hunde nicht richtig erziehen und es deshalb zu Vorfällen gekommen ist.

Die Menschen die diesen Schein haben sind geprüft und dürfen diese Hunde halten.

Dahika  11.07.2022, 14:43

Stimmt, Ich bin mal Leuten mit drei Amstaffs begegnet, wo ich mich unwillkürlich fragte: wie viele Jahre Knast kommen hier wohl zusammen? Die angeleinten Amstaffs waren aber ganz nett.

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Hallo,

Ganz einfach, weil die Politik keinen besseren Weg gefunden hat. Nicht jeder kommt mit jeder Rasse klar. Das einfachste war anscheinend bestimmte, besonders große oder muskulöse Rassen auf eine Liste zu setzen. Diese sog. Listenhunde darf man nur mit einem Sachkundenachweis bzw. Wesenstest halten. Die Willkür an dieser ganzen Geschichte wird dadurch deutlich, dass alleine jedes Bundesland verschiedene Rassen auf die Liste setzt. Es gibt keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass manche Rassen aggressiver sind als andere (deswegen auch keine einheitliche bzw teilweise gar keine Liste in den verschiedenen Bundesländern). Die Politik stand nach dem Fall volkan im Zugzwang, obwohl sie es damals selbst schon versemmelt haben (die Hunde, die Volkan töteten waren bei Polizei und Gemeinde schon lange bekannt und niemand tat etwas ). Eine Lösung ist das ganze dennoch nicht, da ungeeignete Halter dieser Rassen ihre Hunde nach wie vor nicht anmelden und dadurch den Wesenstest umgehen. Ebenso ist der Wesenstest eine Momentaufnahme, bei uns hat der genau drei Stunden gedauert, danach war die Sache gegessen. Unser gutachter hat damals auch erzählt, dass er schon alles mögliche bei solchen wesenstests erlebt hat. Von anderen Hunden der selben Rasse, die für einen anderen hund den test bestehen sollten bis hin zu Beruhigungsmitteln. Und sind wir mal ehrlich, nach drei Stunden kann man einen Hund dennoch nicht komplett einschätzen und darauf schwören, dass der nichts tut. Es gibt ja durchaus Fälle, bei denen Hunden trotz wesenstest gebissen haben, auch wenn es meistens die Listenhunde sind die beißen, die von irgendwelchen Vermehrern auf hinterhöfen gezüchtet werden. Die landen dann bei dementsprechenden verantwortungslosen Proleten und landen am Ende in der BILD. Andere Halter dieser Hunde, die durchaus Verantwortung dafür übernehmen haben es allerdings extrem schwer, eben weil sie alles richtig machen ... geholfen ist also keinem wirklich. Man sollte eher darauf achten, dass solche Rassen nur von verantwortungsbewussten VDH Züchtern verkauft werden dürfen, diese sehen sich die zukünftigen Besitzer immerhin schon mal genau an. Dann sollten Wesenstest bei auffälligen Hunden JEDER Rasse zur Auflage gemacht werden und diese sollten durchaus länger wie 3h dauern um ein genaues Wesen des Hundes erfassen zu können. Außerdem sollte bei Beschwerden über einen Hund einfach genauer nachgeforscht werden und nicht so wie bei dem Fall Volkan. Aber vermutlich wäre Ihnen das alles zu aufwendig und deshalb lassen sie s so wie es ist.

LG

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Kindheitspädagogin/ Tiererfahren

Die Bundesländer wollten damit erreichen, dass Hunde "bestimmter Rassen" nicht zu Leuten kommen, die sich diese Tiere rein aus Prestigegründen halten und dann Menschen (und Tiere) zu schaden kommen. Über die Rasselisten kann man streiten und die Umsetzung sowieso...

Die Idee ist nicht schlecht, aber gut gemeint ist nicht immer gut gelaufen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 20 Jahren im Bereich Rettungshunde tätig und Tierhalter

ich bin auch mal so einer Knutschkugel begegnet. Ein Stafford. Wenn der wedelte, wedelte der ganze Hund. "Streichel mich, streichel mich" hechelte er begeistert. Er trug aber einen Maulkorb, Ich war platt, denn im Vergleich mit dem HUnd ist meine Hündin - menschenfreundlicher Spitzmix - ein Kampfhund, Ich fragte dann sein Frauchen und sie sagte mir: -"er besteht den Wesenstest nicht," Ich machte fast einen Saltorückwärts vor Erstaunen, "DER??" rief ich, Und sein Frauchen sagte, dass es beim Wesenstest wohl eine Aufgabe gibt, wo Menschen eng an den Hunden vorbeimüssen und die Hunde dürfen dann nicht reagieren. "Er reagiert aber auf sie" meinte sein Frauchen resigniert. "er will ja unbedingt gestreichelt werden."

Und dann gibt es in meinem Dorf noch den jungen Amstaff namens Jack. Auch ein Netter. Er wird noch an der Leine geführt, weil er den Wesenstest noch vor sich hat. Vor kurzem bin ich ihm weit draußen begegnet und sein Herrchen fragte mich, ob er ihn mal von der Leine lassen dürfe. Ich bilde mir ein, dass ich HUnde ganz gut lesen kann und in dem Hund las ich nur Freude und Spiellust. Er durfte also. Etwas Sorge hatte ich schon, denn meine Spitzmixhündin ist nun mal ein Fräulein Rottenmeier, die auf Manieren großen Wert legt. Er, noch jung, 8 Monate, stürmte denn auf sie zu und sie wurde streng, "WAU WAU: WIRST DU DICH WOHL BENEHMEN! ICH DULDE DAS NICHT!!" und er kuschte, entschuldigte sich und es herrschte Friede. Fräulein Rottenmeier hatte mal wieder dafür gesorgt, dass er sich benimmt,

Naja... in meinem Dorf lebt ein Bearded Collie, kein Listenhund, aber das unerzogenste Vieh, das ich je gesehen habe. Wenn man an ihm - im Abstand von 50 m mit einem Hund vorbeigeht, ist der Teufel los. Er kläfft, reißt an der Leine, steigt auf die Hinterhand, reißt sein Frauchen fast um... Aber er ist ja kein Listenhund, sondern nur ein Bearded Collie, 100 % unerzogen, distanzlos und, finde ich, nicht ungefährlich. Meine Nachbarin ,die einen 12 j. Podencoähnlichen HUnd hat, begegnete ihm und seinem hilflosen Frauchen. Leider gelang es ihm da, sich loszureißen und er griff sofort ihre alte Hündin an. Sie stellte sich zwischen dem jungen Collie und ihrer Hündin, um sie zu schützen und bekam eine Biss in die Wade ab.

Aber natürlich braucht der keine Wesenstest. Er ist ja kein Kampfhund, sondern nur ein harmloser collie. Das wäre er auch, wenn er nicht schon als Welpe völlig falsch behandelt worden wäre. Hundeschule kennt der sicher nicht, dabei sind wir die Nachbarn vom Rütter und vielen seiner Hundelehrer,