Warum blieb die Schweiz von Hitler verschont?

14 Antworten

Wenn man die geschichtlichen Abläufe und vor allem die Kriegshandlungen genauer betrachtet, dann war die Schweiz, wie auch andere neutrale Staaten deshalb nicht in Kriegshandlungen verwickelt, weil sie weder mit den Achsenmächten (Deutschland-Italien) noch mit den Alliierten verbündet war oder einer der Seiten zugeneigter.

1. Polenfeldzug -> Deutschland erklärte am 01.09.1939 Polen den Krieg. Daraufhin stellten England und Frankreich ein Ultimatum. Schweiz = draußen. 

2. Am 03.09. erklärten England und Frankreich Deutschland den Krieg. Es wurden aber nicht unmittelbar Kampfhandlungen aufgenommen. Schweiz = wieder draußen

3. 1941 erklärte Deutschland Rußland den Krieg und später den USA. Den USA deshalb, weil diese massiv an der Seite Englands bzw. der Alliierten in die Kriegshandlungen eingriffen und damit de facto nicht mehr "neutral" waren.

Sämtliche Besetzungen "kleinerer" Länder ergaben sich hauptsächlich aus den o.g. Konfliktherden. Zum Beispiel Norwegen: England wollte in Norwegen landen um so eine weitere Front zu eröffnen. Deutschland bekam davon Wind und besetzte Norwegen nur wenige Stunden früher. Oder Belgien: da Belgien offiziell "neutral" war, jedoch mit den Alliierten sympathisierte wurden dort Kampfhandlungen ausgetragen und Belgien besetzt.

Kurzum: die Schweiz hielt sich aus alledem raus, und war deshalb auch kein Kriegsgebiet.

Mastrodonato  09.10.2016, 14:04

Belgien wurde wie schon im ersten Weltkrieg als Aufmarschgebiet benutzt - wider jedes Völkerrecht. Sie waren auch neutral und bis zum Überfall durch die Wehrmacht war kein einziger aliierter Soldat in Belgien. Mit Sympathien hatte das nichts zu tun.

Ausserdem erklärte Hitler der Sowjetunion (und schon gar nicht Russland) NICHT den Krieg, er überfiel sie, genauso wie Polen. Dass  er den USA den Krieg erklärte, war seine Dummheit, er wollte aber damit Japan dazu bringen, gegen die Sowjetunion Krieg zu führen.

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Siegward  10.10.2016, 05:44
@Mastrodonato

@Mastrodonato, na ja man könnte da viele Dinge ins Unendliche diskutieren, meine Intention war eigentlich, den Fragesteller dahin zu bringen, den Krieg nicht nur als Gesamtereignis zu betrachten, sondern in eine zeitliche Handlungskette zu zerlegen, und diverse Motivationen zu Überfällen / Kriegshandlungen im Einzelnen zu betrachten.

Wenn zwei Staaten gegeneinander Krieg führen, die nicht unmittelbare Nachbarn sind, so ist das Landgebiet dazwischen "immer" Aufmarsch- bzw. Durchmarschgebiet, und zwar für beide Seiten. In der Regel wissen das auch _beide_ Seiten, und beide Seiten beobachten sehr genau, wie sich der neutrale Staat verhält. Zwischen Dtl. und Frankreich gab es ein halbes Jahr nach Beginn des Krieges keine bzw. kaum Kampfhandlungen, in dieser Zeit wird man auf beiden Seiten schon ausgelotet haben, welches Land sich im Ernstfall wie verhalten würde. Der Hauptangriff auf Frankreich erfolgte dann auch via Luxemburg und durch die direkte dt.-frz. Grenze im Elsaß, denn Frankreich hatte durch die Erfahrungen im 1. WK tatsächlich seine Truppen alle im Norden an der belgischen Grenze postiert. 

Was die Sowjetunion (in der Tat nicht Rußland) angeht, so erfolgte die Kriegserklärung wie auch in Polen _nach_ Beginn der Kampfhandlungen um den Überraschungseffekt zu nutzen, richtig. Diese Wortklauberei ist bzgl. der Ausgangsfrage aber nicht zielführend.

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Die meisten Schweizer sind heute noch überzeugt, dass Hitler sich nicht getraut hat, die Schweiz anzugreifen, weil er sich eine blutige Nase geholt hätte. Da ist ein klein wenig Wahrheit dran. Hitler kannte natürlich die Schweizer Verteidigungsstrategie. Die Schweizer hätten die Ebenen preisgegeben und sich in die Bunker in den Bergen zurückgezogen, die kaum zu knacken waren. Der Aufwand eines solchen Krieges hätte sich also niemals gelohnt, die Nachteile wären weit größer gewesen als die Vorteile.

Wir haben keine Bodenschätze und unsere Industrie und Banken waren für Deutschland interessant. Zusätzlich boten sich unsere intakten Schienenwege zur Versorgung des Achsenpartners Italien an.

- Die Schweiz war Abnehmer des Raub-Goldes aus den besetzten Gebierten und von ermordeten oder geflüchteten Juden.

- Die Schweiz war sehr darauf bedacht, Deutschland zu Nutzen zu sein (und Nutznießer zu sein) und auf deren Wünsche Rücksicht zu nehmen.

- Als hochentwickeltes Industrieland, aber praktisch ohne Bodenschätze, war die Schweiz für Deutschland unbesetzt von grösserem Nutzen. 

- Der Krieg mit Russland band zu viele militärische Kräfte um Angriffspläne (die es auch gab) in Bezug auf die Schweiz zu verwirklichen. 

- Die freie Fahrt von Gütern von Italien durch die Schweiz nach Deutschland wäre bei einem Einmarsch zumindest über Monate unmöglich gewesen.

 - Es gab in der Schweiz eine Bewegung "Die Fröntler" die das Gedankengut der Nazis teilten. 

Es gab, so kann man sagen, keinen Grund - die Schweiz allein konnte ihm nicht gefährlich werden und auch nicht als Aufmarschgebiet einer anderen Macht dienen - sie war nach Juni 1940 von besetzten und mit Hitler verbündeten (Italien) Gebieten umgeben.

Umgekehrt konnte sie ihm verschiedentliche Dienste leisten - vor allem im Bankenbereich, auch durch Lieferungen von Rüstungsgütern (am bekanntesten die Oerlikon Kanonen).

Auch als Transitland stand sie zur Verfügung: Im Falle einer Besetzung hätten die Schweizer die Alpenpässe blockiert.

Es gab ein Lied von Deutschen Soldaten, das da lautete, die Schweiz, das kleine Stachelschwein, das nehmen wir auf dem Rückweg ein.