Bekam Deutschland die alleinige Schuld am ersten Weltkrieg?

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die unkluge undiplomatische politik kaiser wilhelm II. trieb deutschland in diesen krieg. nach der ermordung des habsburger thronfolgers in sarajevo im juni 1914, kam es zu immer stärker werdenden drohgebärden der regierung in wien den serben gegenüber, wohl wissend, daß deutschland zu seinem "treuebündnis" wien gegenüber fest stehen würde. die serben holten sich den schutz russlands, diese wiederum verbündeten sich mit frankreich, die sowieso "noch eine rechnung mit deutschland offen hatten aus dem verlorenen krieg aus 1870/71" österreich-ungarn erklärte serbien den krieg, deutschland mußte mitziehen. frankreich-russland und auch england machten mobil, deutschland greift frankreich an, england erklärt deutschland den krieg usw. schon war der weltkrieg da. der blankoscheck, den kaiser wilhelm den österreichern gab, hat deutschland in den krieg gezogen. man hatte niemals mit dieser "kettenreaktion" gerechnet, aus der das kaiserreich nicht mehr herauskam. es war klar, daß die siegermächte dann mittels versailler vertrag den verlierer entsprechend "knebelten". aber - gelernt haben die deutschen dieser zeit - leider nichts.

erweh  04.04.2010, 12:47

Dem ist nichts hinzuzufügen.

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KHLange  04.04.2010, 13:45
@erweh

Doch, da ist durchaus noch einiges hinzuzufügen; die Fakten sind zwar durchaus korrekt dargestellt, aber auch durch Weglassen einiger auch für Deutschland sprechender Faktoren kann sich das Gesamtbild verschieben. Unbestritten ist Deutschland durch die ungeschickte Politik Kaiser Wilhelms II. und seiner unfähigen oder schwachen Berater in diese fatale Situation geraten. Darüber hinaus hatten die Militärs eine viel zu große Macht im Staate und wurden außerdem von Leuten geführt, denen jeglicher poltitischer vor allem auch technologischer Weitblick fehlte und die die Möglichkeiten Deutschlands in verhängnisvoller Weise überschätzten. Auch der Alldeutsche Verband spielte eine verhängnisvolle Rolle, während die SPD zu schwach war. Nach dem Rückzug an der Marne wäre der Sieg an den Masurischen Seen eine gute Chance gewesen, den Krieg zu erträglicheren Bedingungen als später in Versailles zu beenden. Es wird in der neueren Diskussion um die Kriegsschuldfrage des ersten Weltkriegs, die sich - leider - immer mehr zuungunsten Deutschlands entwickelt, völlig übersehen, dass auch England in total veraltetetem imperialen Denken bestrebt war, Deutschland als kolonialen Konkurrenten auszuschalten, nachdem man sich nach Faschoda mit Frankreich über die Aufteilung Afrikas verständigt hatte. Völlig unbeachtet bleibt auch der Drang Russlands an den Bosporus und sein Vormachtsanspruch hinsichtlich des Panslawismus auf dem Balkan. Nur war die Politik der Entente-Mächte, Deutschland in die Position des Aggressors zu bringen sehr viel geschickter als das tölpelhafte Gebahren in der Wilhelmstraße. Hierin gibt es eine Parallele zu Bismarck, der nach jener Emser Depesche 1870 Frankreichs Napoleon III. in die Falle tappen ließ und vor der Welt zum Aggressor stempelte.

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B6Beamter  15.12.2013, 17:51
@erweh

außer, dass geschichte von siegern gemacht wird, kann man dazu wirklich nichts sagen

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jospe  04.04.2010, 13:04

danke für den stern und die zustimmungen.

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Dave1121  05.04.2010, 12:13

Ein bedeutender Fehler des deutschen Kaisers war die Entlassung Bismarcks, der wohl einiges anders gemacht hätte.

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KHLange  05.04.2010, 13:00
@Dave1121

Die Unbedarftheit des jungen Wilhelm II. wurde, wie Bismarck in seinen "Gedanken und Erinnerungen" schreibt, schon früh von seinem Vater, damals Kronprinz und 1888 Kurzzeitkaiser, erkannt. Man sollte aber nicht verkennen, dass Bismarcks Stärke nicht gerade die Innenpolitik war (welch' eine Parallele zu Willy Brandt, Helmut Kohl und - vielleicht auch - Angela Merkel!). Wilhelm II. wollte Frieden mit der Sozialdemokratie, ohne jedoch etwas von seinen Machtbefugnissen abgeben zu wollen. Das musste letztlich scheitern. Die Reichsverfassung von 1871 war im zeitlichen Kontext durchaus fortschrittlich; im Gegensatz zu den Verfassungen der Nachbarländer wurde sie jedoch nicht zur schrittweisen Entwicklung demokratischer Strukturen weiterentwickelt, und daran war Bismarck nicht ganz unschuldig: Zückerchen für die Arbeiter (Sozialgesetzgebung), Peitsche für die Arbeiterführer (Sozialistengesetze). Nebenbei, 1914 hätte es, so oder so, keinen Bismarck mehr gegeben. Wilhelm II. war kein Despot und kein A.H. (der Name ist gesperrt, über die Moderatoren kann man nur schmunzeln), nur fehlte ihm die Virtuosität, mit der Machtfülle, die er hatte, maßvoll und klug umzugehen, so dass sie ihm, bei aller aufrichtigen Friedensliebe doch hin- und wieder ein unbedarfter Maulheld, letztendlich genommen wurde. Er wurde zum Spielball derer, in deren Kreis er sich am wohlsten fühlte, nämlich der Militärs, insbesondere der Marine, die höchst wirkungslos in Kiel und Wilhelmshafen festsaß, währen vor Verdun die Blüte des Vaterlandes verblutete.

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magni64  07.12.2012, 06:38
@KHLange

Wilhelm sagte zu dem Russischen Diplomaten, der die Friedensverträge erneuern wollte, das sei nicht nötig - man sei doch friedlich... Das war einer seiner groben außenpolitischen Fehler. Damit stieß er einige vor den Kopf und die Waffenindustrie aller Länder jubelte...

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Es ist zwar richtig, daß der Kriegsbeginn selbst nicht allein durch Deutschland verursacht wurde, aber die Verletzung der Neutralität Belgiens hat erheblich dazu beigetragen, Deutschland ins Unrecht zu setzen. Aus diesem Verstoß gegen Völkerrecht wurde dann eben die Kriegsschuld Deutschlands hergeleitet.

LWXTV  18.05.2021, 10:14

Griechenland Neutralität, wurde von Briten verletzt

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Kaiser Wilhem der 2 wollte KEINEN Krieg.Den hat eigendlich alein Östereich-Ungarn angefangen.Da Deutschland mit denen Verbündet war und sich von Frankreich bedroht fühlte haben sie denen den Krieg erklärt.Der Versailler Vertrag war die größte Schweinerei die es je gegeben hat um Deutschland zu demütigen.Deswegen ist auch der 2 Weltkrieg ausgebrochen!

Also um die letzten eintrAege mal zu verbessern.... Deutschland bekam die offiziele Kriegsschuld weil die Franzosen sich auf ene Verhandlungen durch gesetzt haben die Franzosen waren ziemlich geschaedigt. Von diesem Krieg durch die Schlacht in Verdun die deutschen haben sich auf die Punkte von Wilson eingestellt und gehofft das dieser sich durchsetzen wuerde.... So wurden wir zb eine Demokratie,da wilsons vorderung fuer eine Verhandlung ein demokratischer Staat war.... Die deutschen rechteten diese Kriegsschuld so oft sie konnten an u wenn man sich hitlers reden anguckt sokommt dies dort auch oft vor...

Im nachhineinin sehen wir das eig die Österreicher der ausloeser fuer diesen Krieg Waren

zu Bismarck ohne den waere dies alles wahrscheinlich nie passiert da so das buendniss mit Russland und anderem noch vorhanden waere....

Hoffe es hat noch geholfen

alterOpa79  11.10.2018, 11:05

ähm, mit Bismarck wäre es nicht passiert. Er hatte das Bündnis mit Rußland immer erneuert. Der gute Kaiser hat dies dann nicht mehr erneuert.

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na ja, weils verloren hat. aber das haben ja viele schon geschrieben. das es so nicht richtig ist, ist klar, obgleich Deutschland auch alles andere als ein Unschuldslamm war.

Schuld sind irgendwie alle. So ziemlich jeder, mal von den Serben abgesehen, hätte sich raushalten können aber, sie haben alle nach einem Grund gesucht. Es gab so viele neue schöne technische Spielereien die es im 19.Jahrhundert nicht gab, die mussten ausprobiert werden. klingt grausam und dumm, aber scheint wohl so gewesen zu sein. Wenn man sich die Literatur zwischen 1890 und 1913 anschaut kann man das ziemlich deutlich erkennen. Es war eine Mischung aus Angst vor dem was man alles machen kann wenn man richtige Gewehre und Handgranaten und Fahrzeuge und U-Boote etc hat, aber auch der Drang nach dem Wissen danach und natürlich die Gelegenheit zu ergreifen alte Rechnungen zu begleichen und Vorteile aus der Situation zu ziehen. (was zb auf Frankreichs und Englands Beteiligung angeht.) Deutschland umzingelt zu sehen, war doch die Gelegenheit. - Na ja, da spricht jetzt die angehende Literaturwissenschaftlerin aus mir. Aber Literatur kann auch ein Spiegel der Geschichte sein.