Warum war Deutschland schuld am 1 Weltkrieg?

2 Antworten

Die These einer „deutschen Hauptschuld“ vertritt seit etwa zehn Jahren in den westlichen Ländern kein seriöser Historiker mehr. Deutschland hatte bis 2010 noch Zahlungen für das Versailler Diktat zu leisten. Daher hat man zuvor auch in westlichen Ländern Historiker, welche die etablierte Kriegsschuldlüge auseinandernahmen und darlegten, dass die primäre Schuld bei den Westmächten lagt, gezielt torpediert und ihrer Lehrstühle beraubt (z. B. gleich nach dem Weltkrieg Harry Elmer Barnes).

Erst seit gut zehn Jahren darf im Westen frei geforscht werden und unabhängige Historiker werden nicht mehr an der Aufdeckung der Versailler Kriegsschuldlüge gehindert. Ausgenommen in Deutschland selbst, wo systemkonforme Schreiberlinge bis heute an dieser masochistischen Großlüge festhalten.

Als Einstieg in die tatsächliche geschichtliche Wahrheit empfehle ich den renommierten australischen Historiker Prof. Christopher Clark, der in einem Buch „Die Schlafwandler“ darlegt, dass Deutschland von den Großmächten das wenigste Interesse an einem Krieg hatte. Allerdings geht Clark, der selbst angelsächsischer Abstammung ist, noch nicht weit genug. Er stellt die diplomatischen Verwicklungen als ein problematisches Geflecht dar, das aufgrund von Fehlentscheidungen, Fehlinformationen, falschen Projektionen (etwa die britische Projektion des „Imperialismus“ auf Deutschland) und nationalen Vorurteilen wider den Willen der Großmächte zu einem Weltkrieg geführt hatte.

Das halte ich aber für falsch und für den Versuch eines britischstämmigen Historikers in einer Zeit, in der sich die Wahrheit langsam ihre Bahnen bricht, diese nicht voll durchkommen zu lassen, sondern die nach Gerechtigkeit für Deutschland rufenden Stimmen mit eben diesem „Schlafwandler“-Narrativ zu beschwichtigen.

Tatsächlich aber gab es ganz klare Schuldige am Weltkrieg und diese heißen in folgender Reihenfolge:

1. Großbritannien

2. Frankreich

3. Russland

Russland hatte zunächst gar kein genuines Interesse an einem Krieg mit Deutschland. Der Zar Nikolaus II. war selbst deutscher Abstammung und hatte zu unserem Kaiser Wilhelm II. eigentlich ein gutes Verhältnis. Doch Russland hatte einen Gegensatz zu Österreich-Ungarn auf dem Balkan. Die dort lebenden, politisch noch schwachen Völker (Serben, Rumänen, Bulgaren usw.) hatten nach ihrer Befreiung vom osmanischen Joch keine gefestigten Staaten aufzubauen vermocht und sowohl Österreich, dass schon als k. u. k. Monarchie seine Macht auf Ungarn (einschließlich Siebenbürgens) und Böhmen / Mähren ausgedehnt hatte als auch Russland schielten darauf, diese Gebiete ihre Einflussbereich einzuverleiben. In Russland war es namentlich die Ideologie des Panslawismus, die in dieser Richtung Druck auf den Zaren ausübte, also den Gedanken, dass Russland als Vormacht aller Slawen den gesamten Balkan seinem Einflussbereich unterstellen solle. Die Nachwirkungen dieser Ideologie findet man bis heute: Zum einen haben die Bolschewiki unter Stalin 1945 dieses Ziel letztlich erreicht und auch heute zeigt die Außenpolitik von Präsident Wladimir Putin, dass man die in der Perestroika verlorenen Ostblockgebiete gerne wieder zu „besten“ Sowjetzeiten dominieren möchte.

Da Deutschland aber im Zweibund bereits seit 1879 fest an der Seite Österreich-Ungarns stand, rutschte es dadurch eben doch in einen Gegensatz zu Russland. Zwar bestand das außenpolitische Zusammengehen zu Russland noch in Bünden wie dem Dreikaiserbund (Deutschland im Bund mit Russland UND  Österreich-Ungarn trotz dessen Balkangegensatz) sowie dem Bismarckschen Rückversicherungsvertrag noch bis 1890 fort, doch zerbrach dieser in diesem Jahr aufgrund des Gegensatzes Russlands zu Österreich-Ungarns und dessen Bündnis mit Deutschland: Russland schloss 1894 mit Frankreich den Zweibund gegen Deutschland und  Österreich-Ungarn. Zehn Jahre später einigten sich England und Frankreich in der Entente Cordiale auf die diplomatische Lösung ihrer kolonialimperialistischen Streitigkeiten und verbinden sich in einem Militärpakt gegen Deutschland. Da Frankreich bereits mit Russland gegen Deutschland verbündet war, folgte drei Jahre später als logische Folge die Erweiterung dieses Kriegspaktes zur Triple Entente. Nun waren Deutschland und Österreich von den damals drei größten Imperien der Erde eingekreist!

Frankreich hingegen hatte ein vitales Interesse an einem Krieg gegen Deutschland. Der wichtigste Punkt war die Revanche für die schmachvolle Niederlage von 1871 und die erneute Annexion des Elsass und Lothringens. Diese beiden Gebiete hatten die Franzosen ursprünglich im Westfälischen Frieden 1648 vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation geraubt, musste diese aber 1871 wieder zurück in deutsche Hände geben. Doch es ging hier nicht nur um nationale Ehre, sondern diese Gebiete zählten auch zu den wohlhabendsten Europas und hatten eine fortschrittliche Industrie und Infrastruktur. Sie liegen mitten im Gebiet der „blauen Banane“, also dem hochentwickelten kerneuropäischen Wirtschaftsraum. Alle französischen Regierungen seit 1871 wollten den Krieg gegen Deutschland und in Frankreich kursierte der Satz Gambettas: „Toujours y penser, jamais en parler.“ („Niemals davon sprechen, immer daran denken.“) Gemeint war der Revanche für 1871 und der erneute Raub der erwähnten beiden deutschen Provinzen. Da Frankreich aber alleine zu schwach war, um dem Deutschen Kaiserreich trotzen zu können, suchte es nach Verbündeten, die es 1894 in Russland und zehn Jahre später auch in Großbritannien fand (s. o.)

Großbritannien schließlich war mit Abstand die aggressivste Großmacht der Welt damals. Es hatte das größte Imperium aller Zeiten aufgebaut und Mühen, dieses an allen Fronten gegen innere Aufstände oder gegen Bedrohung durch andere Kolonialmächte zu verteidigen und weiter auszudehnen. Hunderte Millionen Afrikaner, Araber, Inder usw. wurden von den Briten damals unterjocht und mussten in der britischen Armee dienen. Als langfristig größten und gefährlichsten Rivalen im Ringen um die Weltherrschaft sahen die Eliten in London damals nicht mehr Frankreich (das nach dem Dämpfer von 1871 eigentlich schon auf dem absteigenden Ast war und als erstes Land Europas seit etwa der Jahrhundertwende unter niedrigen, unter dem Bestanderhaltungsniveau liegenden Geburtenraten litt), auch nicht Russland, den eigentlichen Gegenspieler im imperialistischen Ringen um Asien („great game“), sondern mehr und mehr das Deutsche Kaiserreich, das bald nach der Reichsgründung zur wirtschaftlich stärksten Macht in Europa wurde. Deutschland hatte durch seine zentrale Lage in der Mitte Europas in Friedenszeiten den enormen Vorteil, dass es dadurch praktisch mit allen anderen europäischen Staaten ohne Überwindung allzu großer Distanzen leicht Handel treiben und dadurch prosperieren konnte.

Die Briten glaubten, ein wirtschaftlich immer stärker werdendes Deutschland würde schließlich auch aggressive Absichten gegenüber dem britischen Imperium zeigen. England hatte sich sein Weltreich ja selbst durch permanente Überfälle, Angriffskriege und brutale Unterdrückung zusammengeraubt, dabei nicht nur die farbigen Kolonialvölker ausgeplündert und ausgemordet, wo es nur ging, sondern auch bereits bestehende europäische Kolonialmächte wie Frankreich (etwa in Nordamerika oder Indien), Portugal oder die Niederlande (im südlichen Afrika) verdrängt und sich selbst an deren Stelle gesetzt. Es zählt nun zur Psychologie von Verbrechern, dass diese ihre eigenen Methoden stets auch bei allen anderen vermuten und daher im Laufe ihres Lebens genau in dem Maße misstrauisch und paranoid werden, in dem sie selbst erfolgreich waren. Aus der britischen Projektion ihres eigenen Herrenmenschenwahnes und ihrer imperialistischen Rücksichtslosigkeit auf die Deutschen entstanden um die Jahrhundertwende in den politischen Eliten Englands lauter krude Verschwörungstheorien, die dem deutschen Kaiser ein Streben nach Weltherrschaft unterstellten.

Man beteiligte sich an dem Kriegsbündnis mit Frankreich und Russland 1907 gegen Deutschland also aus dem wesentlichen Grund, einen vermeintlichen Rivalen, das deutsche „Imperium“ („German Empire“, in Wahrheit nur ein Nationalstaat) aus dem Weg räumen zu müssen, um sich ungestört weiter die Erde unter den Nagel reißen zu können.

Bereits in den 1920ern, also nur kurz nach Ende des fürchterlichen Weltkrieges, erkannte der namhafte US-amerikanische Historiker Prof. Harry Elmer Barnes, dass „Deutschland von allen kriegsführenden Mächten die einzige gewesen ist, die am Ausbruch des Krieges (1914) überhaupt keine Schuld trägt“. (in: The Genesis of the World War, 1929). Auch britische und französische Historiker der damaligen Zeit wie der angesehene E. D. Morel und der renommierte Prof. George Demartial schlossen sich den Erkenntnissen von Barnes an und auch die deutschen Historiker durften in der Weimarer Republik noch die Wahrheit schreiben.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sich eine ideologisch-rassistische motivierte antideutsche Geschichtsschreibung durchgesetzt, die Deutschland für alles Übel der Welt verantwortlich zu machen suchte. Das Märchen vom „hässlichen Deutschen“ und andere Propaganda-Tropen wurden ersonnen, etliche Hollywood-Filme gedreht und pausenlos „historische Dokumentationen“ produziert, die diese Lüge im Bewusstsein der westlichen Völker verankern sollten.

Bei uns war es der unselige Fritz Fischer, der die Lüge von der deutschen Kriegsschuld 1914 erfolgreich verfestigte und von dem systemkonforme Büttel-„Historiker“ später fleißig abschrieben. Dieser „wichtigste Historiker“ des 20. Jahrhunderts war deshalb so wichtig, weil durch seinen Einfluss an deutschen Hochschulen die Lüge als Garant der Versailler Zahlungen bis 2010 weiterleben konnte und somit der Westen alle die Jahre immer noch ein wenig an der deutschen Wirtschaftskraft mitverdienen konnte.

Doch langsam dringt auch zu uns die Erkenntnis vor, die Barnes schon vor hundert Jahren formuliert hatte. Unabhängige und mutige Historiker wie der angesehene Dr. Daniele Ganser aus der Schweiz oder der namhafte Bundeswehr-General a. D. Gerd Schultze-Rhonhof haben die Fischerschen Scheuklappen längst abgelegt und gehen zu Recht teilweise sogar hinaus über die grundsätzliche Entlastung unseres Landes durch Christopher Clark. Ob die Primärschuld mehr bei England oder eher bei Frankreich lag, kann ernsthaft debattiert werden, nicht aber darüber, ob nicht doch Deutschland eine wesentliche Mitschuld habe. Damit ist jetzt endgültig Schluss. Ich selbst neige mehr zu der Anschauung der beiden renommierten britischen Historiker Gerry Docherty und Jim MacGregor, dass Großbritannien der wesentliche Kriegstreiber war. Diese Anschauung wird auch durch neuere Erkenntnisse über den Briefwechsel des britischen Premiers Asquith mit seiner Frau gestützt, wie sie der umsichtige Helmut Roewer hier gegenüber dem angesehenen Historiker Prof. Michael Vogt vorträgt:

https://www.youtube.com/watch?v=2gKuxI6cBA8

Mirkomania  25.07.2022, 19:45

Ja, die Erkenntnisse über die wahren Kriegsursachen brechen in den letzten Jahren immer mehr durch. Bin auch gespannt, ob das dann auch politische Konsequenzen haben wird. Ich fürchte nicht.

Übrigens sollte man mal auch die Rolle Italiens bei Kriegsausbruch kritisch betrachten. Der italienische Imperialismus hat schon damals auf Tirol geblickt und den Süden später trotz der kolossalen italienischen Niederlagen beim Isonzo geraubt.

https://lupocattivoblog.com/2015/07/08/ein-unzuverlassiger-verbundeter/

Geschichtsfälscher wie Ettore Tolomei haben dann dem Süden Tirols einen angeblich "italienischen" Ursprung andichten wollen.

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Flagon705  02.08.2022, 16:37
@Mirkomania

Nun ja, italienisches Mogeln und Tricksen ist ja nichts Neues – vielmehr eine bekannte Erfahrungswahrheit, die bereits zum Klischee geworden ist.

Ich halte aber die westliche Propaganda aus London, New York und Los Angeles (Hollywood) für gefährlicher, da sie systematischer und subtiler vorgeht und mehr finanzielle Mittel zur Verfügung hat, um alle geschichtliche Wahrheit nach Belieben zu verdrehen – bei Bedarf auch mehrfach.

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Es gibt keine Alleinschuld Deutschlands. Die Hauptverantwortung tragen Österreich-Ungarn und Russland, dann auch Deutschland, England und Frankreich.

Deutschlands Mitschuld besteht darin, dass man Österreich-Ungarn freie Hand gab, Serbien zu betrafen, was die Gefahr eines großen Kriegs bedeutete, weil Russland hinter Serbien stand.

Razorcrest0277  17.07.2022, 19:30

Nein Frankreich und England tragen lange nicht so viel Schuld wie Deutschland (eigentlich haben sie nur sich und ihre verbündeten verteidigt und unterstützt). Deutschland und Österreich haben zusammen den Krieg erklärt beide wollten ihn haben aber nach vorwänden gesucht

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