Warum treffen die bergmannsche und allensche regel nicht immer zu?

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Die Bergmannsche und die Allensche Regel beziehen sich in erster Linie auf endotherme ("warmblütige") Tiere, also Säugetiere und Vögel. Bei ektothermen ("kaltblütigen") Organismen, z. B. Amphibien, Echsen oder Insekten, gibt es nur wenige Untersuchungen zur Bergmannschen Regel. Die allometrische Beziehung zwischen Körpervolumen und Körperoberfläche gilt zwar auch für wechselwarme Tiere, aber ektotherme Organismen produzieren ja keine eigene Körperwärme, sondern müssen z. B. durch Sonnenbäder Wärme von außen aufnehmen. Das geht natürlich am besten, wenn die Fläche, über die die Wärme aufgenommen wird, im Verhältnis zum Körpervolumen möglichst klein ist. Man kann aber nicht davon ausgehen, dass bei allen ektothermen Organismen die umgekehrte Bergmannsche Regel zutrifft. Tatsächlich gibt es nach einem Review-Artikel bei verschiedenen Ektothermen ganz unterschiedliche geographische Klinen: manche sind gegenlâufig zur Bergmann-Regel, andere wiederum haben einen u-förmigen Verlauf (sind am Äquator groß, werden dann polwärts erst kleiner und schließlich wieder größer). In einer Studie von 2018 wurde bei Mitten sogar festgestellt, dass ihre geographische Kline der Bergmannschen Regel folgte.

Auch bei warmblütigen Tieren trifft die Bergmannsche Regel nicht immer zu. Die Regulation der Körperwärme ist ja nicht die einzige Herausforderung, vor der ein Tier steht. Oft stehen andere Herausforderungen der Bergmannschen Regel entgegen. Beispielsweise gab es auf Sizilien im Pleistozän eine Elefantenart, die nur etwa so groß wie ein Schaf war (Palaeoloxodon falconeri), also viel kleiner als die am Äquator lebenden Verwandten. Auf Inseln ist das Nahrungsangebot oft sehr begrenzt, es gibt dort einfach nicht so viel Futter, dass ein Elefant mit ähnlicher Größe wie z. B. ein Afrikanischer Elefant überleben konnte. Man nennt dieses Phänomen auch Inselverzwergung.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig