War Nietzsche ein Nihilist?

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Friedrich Nietzsche ist kein echter Nihilist (der in Verneinung stehenbleibt) gewesen, weil er Nihilismus für ein zu überwindendes Zwischenstadium gehalten hat.

Friedrich Nietzsche hat seine Überzeugung in moralphilosophischer ethischer Hinsicht als »Immoralismus« bezeichnet, hat alles vermeintlich selbstlose Verhalten als in Wirklichkeit egoistisch zu zeigen versucht und den Gedanken vertreten, alles Leben sei »Willle zur Macht«.

Es könnte daher daran gedacht werden, Friedrich Nietzsche als »Immoralist« zu bezeichnen. Allerdings ist Vorsicht dabei angebracht, weil er im Bereich der Ethik nicht nur einfach verneint, sondern durchaus ethische Urteile vertritt. Friedrich Nietzsche könnte auch nach eigenen Aussagen als »freier Geist« oder als Setzer neuer Werte (»Umwertung aller Werte«) bezeichnet werden.

Nihilismus bezeichnet bei Friedrich Nietzsche einen Zustand, in dem der Mensch letztlich nur noch das Nichts (lateinisch: nihil) will. Alles gilt als nichtig. Damit leugnet er nach Deutung Nietzsches alles, was für sein Dasein wesentlich ist. Indem der Mensch etwas will, gibt er sich Zweck und Ziel, sein Dasein erhält einen Inhalt. Ein Wille zum Nichts kann nach Nietzsches Urteil nur Ausdruck äußerster Verrohung oder Verelendung sein.

Der Nihilismus ist für Nietzsche selbst nur ein Zwischenstadium, das zu überwinden ist. Vgl. z. B. „Also sprach Zarathrustra. Teil 1 (1883). Die Reden Zarathustra’s. Von den drei Verwandlungen (die drei Stadien des Kamels, des Löwen und des Kindes)

Friedrich Nietzsche, Nachgelassene Fragmente 11 [411] (1887/8) Vorrede. 4.

„Denn man vergreife sich nicht über den Sinn des Titels, mit dem dies Zukunfts-Evangelium benannt sein will. „Der Wille zur Macht. Versuch einer Umwerthung aller Werthe“ — mit dieser Formel ist eine Gegenbewegung zum Ausdruck gebracht, in Absicht auf Princip und Aufgabe: eine Bewegung, welche in irgend einer Zukunft jenen vollkommenen Nihilismus ablösen wird; welche ihn aber voraussetzt, logisch und psychologisch, welche schlechterdings nur auf ihn und aus ihm kommen kann. Denn warum ist die Heraufkunft des Nihilismus nunmehr nothwendig? Weil unsere bisherigen Werthe selbst es sind, die in ihm ihre letzte Folgerung ziehn; weil der Nihilism die zu Ende gedachte Logik unserer großen Werthe und Ideale ist, — weil wir den Nihilismus erst erleben müssen, um dahinter zu kommen, was eigentlich der Werth dieser „Werthe“ war… Wir haben, irgendwann, neue Werthe nöthig…“

Nihilismus ist bei Nietzsche mit seiner Erkenntnistheorie (Wahrheit nur Vorstellung/Fiktion/Illusion) und seiner Moralphilosophie/Ethik (jede Moral von Machtverhältnissen abhängig und Wertungen nur eine Fülle ästhetisch gleichberechtigter Wertschätzungen) verbunden.

Es gibt nach Nietzsches Überzeugung keine umfassende Einsicht in das Wesen der Welt, den Grund des Daseins oder die Zuverlässigkeit unseres Wissens. Alle weitreichenden Begriffe seien unser eigener Entwurf. Nietzsche bestreitet, unseren „Wahrheiten“ entspreche eine unabhängig davon bestehende Wirklichkeit. Nietzsche erklärt alles für eine Sache der Perspektive, nur von daher habe es Sinn und Bedeutung.

Nietzsche bestreitet unbedingte, für alle Zeit gültige moralische Urteile. Er tritt für eine Umwertung aller Werte ein.

Friedrich Nietzsche ist nicht für ein Verharren im Nihilismus eingetreten, sondern für ein neues Setzen von Werten. Er hat sich selbst als jemand verstanden, der den Nihilismus in sich zu Ende gelebt und hinter sich gelassen hat, sich nicht damit abfinden will, es solle überhaupt keinen Sinn mehr geben.

Einzelne Individuen sind nach Nietzsche fähig zum Schaffen und zum Setzen von Werten. Sie sind Schöpfer auf dem Gebiet der Kultur, Philosophen, Künstler, Genies. Der Übermensch ist eine Art Genie, ein schöpferischer Ausnahmemensch, das Werte setzende, Werte schaffende große Individuum. Für einen höchsten Typus der Wohlgeratenheit, ein erstrebenswertes Ziel der eigenen Entwicklung in Selbstüberwindung wird an einigen Stellen die Bezeichnung „Übermensch“ verwendet. Er ist das aus eigener Kraftvollkommenheit jasagende Wesen, mit dem eine Umwertung aller Werte einsetzen und der Nihilismus überwunden werden könnte.

Ja. Er hatte sich damit beschäftigt, ich sehe ihn selbst aber nicht als Idol, da ich selbst Nihilist bin und das durch und durch! Aber trotzdem würde ich gerne was über ihn lesen was den Nihilismus betrifft. Die Gedanken hab ich mir schließlich nicht erlesen sondern diese Gedankengänge kamen von selbst, mich interessiert einfach nur ob er diese oder ähnliche Gedankengänge hatte.

Woher ich das weiß:Hobby

Er war ein ganz toller Kritiker des Christentums.

Du solltest dir über den Begriff Nihilist im Klaren sein bevor du so etwas fragst.

Er verherrlicht den Willen... ich glaube er ist unmoralisch, aber nicht im Sinne es Nihilismus


Lay200 
Fragesteller
 28.04.2019, 09:16

Oh gott, danke! Endlich jemand, der meine Frage wirklich beantworten könnte!

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