War die Vertreibung der Deutschen aus den ehemaligen Ost-Gebieten Deutschlands ein Verbrechen der Siegermächte?

Das Ergebnis basiert auf 32 Abstimmungen

Ja. 78%
Nein. 22%
Weiß nicht. 0%

5 Antworten

Von Experte Udavu bestätigt
Nein.

Die Beschlüsse waren von großer Tragweite, nicht nur für Deutschland, sondern auch für den Rest der Welt, denn sie legten den Grundstein für die Teilung Deutschlands und Europas. Bereits in Jalta auf der Halbinsel Krim haben sich die „Großen Drei“ Stalin, Roosevelt und Churchill darauf geeinigt, Deutschland in vier Besatzungszonen einzuteilen. Als vierte Besatzungsmacht ist Frankreich vorgesehen. Deutschland soll in diesem Zusammenhang einem Alliierten Kontrollrat unterstellt werden, der einstimmig über das Land betreffende Angelegenheiten entscheidet. Weiter stand auf dem Plan für Nachkriegsdeutschland: Entmilitarisierung, Entnazifizierung und Reparationsleistungen. Darüber hinaus akzeptieren die Großmächte eine Westverschiebung Polens (wobei die genaue Westgrenze einer Regelung in einem Friedensvertrag vorbehalten bleibt) und eine demokratische Ordnung in Ost- und Südosteuropa. Alles Entscheidungen welche seinerzeit Sinn machten.

Das Verschwinden der Deutschen aus Polen wurde mehr oder weniger als logische Konsequenz der historischen Entwicklung gesehen.

Erst mit der Befreiung der Historiographie von politischen Beschränkungen im Zuge des Systemwandels von 1989 wurde eine umfassendere Herangehensweise an den gesamten Komplex der Vertreibung möglich und somit auch an den Verbrechen die im Zuge dieser Vertreibung passierten. Polnische Historiker nutzten zum Teil in Kooperation mit deutschen Historikern den nun freieren Archivzugang, um den Ablauf der Vertreibung und die Handlungen der daran beteiligten Entscheidungsträger und Akteure zu rekonstruieren. Das Thema Vertreibung galt als einer der weißen Flecken, die durch die Restriktionen gegenüber der Geschichtswissenschaft während der VR Polen entstanden waren.

Für viele Nationen, die von den Deutschen unterdrückt wurden, war Rache das treibende Motiv, um Gewalt anzuwenden, zu Gewalt aufzurufen oder sie zumindest passiv zu dulden. Die Menschen behandelten die Deutschen nicht nur auf eigene Faust mit aller Rücksichtslosigkeit, sondern auch unter dem Schutz oder der passiven Duldung verschiedener, häufig sich bekämpfender Machtzentren. Diese Arbeit hat sich auf die brutalsten Ausdrücke von Rache konzentriert. Allerdings nahm diese oft auch sehr weiche Formen an, die nicht zu Leid und Tod der Opfer führten. Sogar die Geretteten, die unterstrichen, dass sie nicht die Absicht hatten, sich zu rächen, ja sogar "menschliche Züge“ bei den Tätern suchten (darunter bei den SS-Bewachern), erdachten sich doch in der Praxis häufig Formen symbolischer Rache.

Zusammenfassend kann man festhalten, dass es eine Mobilisierung zu einem deutschen Völkermord im Osten gab, das ist gesichert zu erkennen. Dies führte an einzelnen Orten auch zu Massakern an Deutschen, wurde aber letztlich sowohl durch lokale als auch durch globale Faktoren gestoppt. Vor allem die Politik der Großmächte, darunter die Beschlüsse zur Aussiedlung der Deutschen, führte zu einer Demobilisierung der Menschen. Diese hätten auf eigene Faust Gerechtigkeit suchen können, wenn es diese Beschlüsse nicht gegeben hätte. Man kann von Verbrechen an den Deutschen sprechen, ähnlich denen, die Gegenstand der Nürnberger Prozesse waren, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Deutschen wurden auch Opfer ethnischer Säuberungen, sowohl illegaler (spontaner, nicht selten verbrecherischer Vertreibungen von Zivilisten ohne juristische Folgen) als auch legaler, in Form von Aussiedlung und Bevölkerungsverschiebungen.

Die Aussiedlung der Deutschen, also die Vertreibung war die einzig logische Konsequenz nach dem Ende des 2. Weltkrieges.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus

Oponn  02.09.2023, 14:45

Logisch bedeutet ja nicht legal.

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Ja.

Nach dem ersten Weltkrieg hat Polen die Deutschen aus der Region Danzig - Königsberg nicht vertrieben. Dafür aber eingeschlossen und die Versorgungswege blockiert. Somit litten die dortigen Menschen Hunger und Krankheit. Dies kann man durchaus als völkerrechtliches Verbrechen bezeichnen, wofür sich bis heute die polnische Regierung nicht bekennt oder entschuldigt hat. Hierüber gibt es mittlerweile frei zugängliche Dokumente der britischen Regierung, die jenes belegen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

SchlimmerJimmy  03.09.2023, 19:01
Hierüber gibt es mittlerweile frei zugängliche Dokumente der britischen Regierung, die jenes belegen.

Wenn die frei zugänglich sind, dann hätte ich gerne den Link. Das wäre ja mal eine Neuigkeit. Meine Großmutter, die bis 1929 in Allenstein angestellt war, hat mir viel erzählt, aber davon kein Wort. Auch Wikipedia erwähnt kein Wort.

Desweiteren gehörte Danzig nach dem ersten Weltkrieg nicht mehr zum Deutschen Reich und stand unter Verwaltung des Völkerbunds.

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Ja.

Es war allerdings nur eine Siegermacht, die für die Ermordung und Vertreibung der Bevölkerung bekannt ist. Meines Wissens wurde niemand aus dem Saarland vertrieben.


lesterb42  02.09.2023, 08:56
Es war allerdings nur eine Siegermacht,

In Jalta und Potsdam wurden von allen dreien die Grundlagen dafür gelegt. Polen hat da auch sehr kräftig mitgemacht.

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Ortsvektor 
Fragesteller
 02.09.2023, 09:03

Hallo Klaraaha. Du irrst dich. Die "Reinigung" (dieses Wort wurde tatsächlich benutzt) der besagten Gebiete von den Deutschen wurde auf der Potsdamer Konferenz von den USA, Großbritannien und der Sowjetunion beschlossen !

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Klaraaha  02.09.2023, 09:08
@Ortsvektor

Das mag sein. Diese Gebiete kamen ja zu Polen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass außer zur "Reinigung" auch noch zu Morden aufgerufen wurde.

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Oponn  02.09.2023, 09:18
@Klaraaha

Welche Siegermacht hat zu Morden aufgerufen?

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Klaraaha  02.09.2023, 09:32
@Oponn

Keine, aber es kam eben nunmal dazu und das eben nur im Osten.

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Ortsvektor 
Fragesteller
 02.09.2023, 10:02
@Klaraaha

Und zwar massenhaft. Die Zahl der Morde deckt sich in etwa mit der Zahl der Opfer des Holocaust. Das verwerfliche war, dass man in GB und den USA genau wusste, was da im Osten abgeht, aber es war ihnen einfach egal. Genauso egal wie das Schicksal der Juden in Deutschland, von dem sie genauso wussten. Sie haben nicht einen einzigen Jagdbomber geschickt, um die Gaskammern und Öfen zu zerstören, damit wenigstens der industrielle Massenmord vorübergehend unterbunden wird.

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SchlimmerJimmy  03.09.2023, 19:12
@Ortsvektor
Sie haben nicht einen einzigen Jagdbomber geschickt, um die Gaskammern und Öfen zu zerstören
  1. Bis Juli 1944 lag Auschwitz ausserhalb der Reichweite angloamerikanischer Bomber, da war der letzte Zug aus Ungarn schon in Auschwitz angekommen.
  2. Das vorrangige Ziel war ausserdem, Infrastruktur zu zerstören und keine KZs.
  3. Bei einer Bombardierung wären auch zahlreiche Insassen umgekommen.
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Ja.

Ja, das war ein Verbrechen, aber dass sich damals niemand für das Schicksal von Deutschen interessiert hat ist ja wohl mehr als verständlich.


Ortsvektor 
Fragesteller
 02.09.2023, 09:07

Hallo Seizegott. So ? Warum das ?

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Stressika  03.09.2023, 20:42
@Ortsvektor

Was für eine unnötige und zugleich naive Frage. Jeder Deutsche außerhalb seiner "Komfortzone" konnte froh sein überhaupt weiterleben zu dürfen. "Ach ja, warum nur, das verstehe ich nicht!" Junge Junge!!!

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Ja.

Jede Vertreibung ist ein Verbrechen

Jeder Krieg ist ungerecht

Jeder der einen Krieg beginnt, muss damit rechnen, dass er ihn verliert und dafür bezahlen muss

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Historiker, Master, Promotion,