Wann tätigen Schiffe (Frachter) ihr Nebelhorn?

4 Antworten

Beim Ein uns Auslaufen machen das nur Passagierschiffe. Ansonsten werden Schallsignale so gut wie gar nicht mehr gegeben.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
blaubeer  19.08.2021, 19:04

Ich muss etwas intervenieren, captjens.

Das kenne ich noch anders. Jedenfalls bis 2018, als ich noch fuhr, habe ich Nebelsignale IMMER gegeben, selbst auf himmelhoher See. Schon deshalb, um auf der sicheren Seite zu sein, falls es knallt, denn dann würde die erste Frage sein: Hatten Sie Schallsignale laut KVR abgegeben? Auch wenn die kein Schwein hört, weil heute der Ausguck IN DER Brücke steht und die Eigengeräusche (Maschinenlüfter, Reefer vor den Aufbauten etc) es kaum zulassen, die Signale anderer zu hören. Und man sich nur auf die "Elphant's Ears" verlässt, was bedenklich ist.

Da ich nur auf Schachteltransporter gefahren habe, weiß ich, dass man Kollegen der eigenen Flotte auch sonstwo durchaus immer gegrüßt hat, nur so aus Tradition und ganz ohne die 'sprechende' Ladung (Paxe) an Bord.

Auch wurden und werden bei Manövern in engen Gewässern schon noch Manöversignale gegeben (3 kurz etc), sicherlich auch nur, um rechtlich abgesichert zu sein und weil es die Vorschrift verlangt.

Was kaum oder nicht mehr gegeben wird, sind Ankersignale mit Glocke und Gong, die ebenfalls Vorschrift sind. Sie fristen nur ein An-Bord-vorhanden-sein-Status, denn diese Rudimente sind selbst mit gutem Willen nicht mehr zu hören, weil die Umgebungsgeräusche (und die Größe) des Schiffe es nicht mehr zulässt.

Generell hat die Bedeutung von Schallsignalen allerdings sehr stark nachgelassen, weil jeder, und die Jüngeren Zeitgenossen sowieso alle auf die elektronischen Helferlein setzen, deren Bedeutung allerdings rapide nachlässt, wenn mal der Saft weg ist und man anders zu kommunizieren gezwungen ist.

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merten73  20.08.2021, 07:23
@blaubeer

Ich bin gegenwärtig Decksmann auf einem Fahrgastschiff. Hier wird bei jedem Passieren eines anderen reedereieigenen Schiffes aus Tradition per Typhon gegrüßt. Wenns gerade passt, wird vielleicht auch die Nationalflagge gedippt.

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blaubeer  20.08.2021, 16:19
@merten73

Genau so! Auch bei Frachtschiffsreedereien, deren Kapitäne etwas traditionsbewusst sind, ist es so üblich. Ich habe es in 23 Jahren als Kapitän so gehalten, weil ich es so gelernt hatte.

Das Dippen der Flagge wurde ausschließlich dann gemacht, wenn man Navyschiffe grüßen wollte, weil die natürlich NICHT mit Typhon zu grüßen sind. Da haben wir manche Überraschung erlebt: Im Not-Ostsee-Kanal die Bundesmarine gegrüßt, die das gar nicht auf dem Schirm hatten und das Laufen kriegten, um einen Mann an die Flagge zu postieren. Andererseits gibt es 'Kollegen' auf den grauen Blechen, die nie geantwortet haben: Russen oder Chinesen beispielshalber. Es ist halt eine höfliche Geste der gegenseitigen Achtung.

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merten73  22.08.2021, 20:30
@blaubeer

Ich finde es auch echt schade, wie die Tradition langsam ausstirbt..

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captjens  23.08.2021, 22:12
@blaubeer

Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich manövriere ja nun jeden Tag Schiffe bei jedem Wetter vorwärts und sehr oft oft rückwärts durch den Hafen. Da gibt fast keiner mehr Signale.

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blaubeer  24.08.2021, 20:58
@captjens

Tja, da schleift sich leider was ab, was eigentlich so dazugehört wie Autohupe zum Strassenverkehr. Bei Euch im Revier ist es schon etwas anders, verstehe ich, weil man da kaum was unterscheiden könnte, wenn jeder bei jeder Gelegenheit. Das ist logisch. Ist halt schon etwas anders und hektischer und viel enger als bei uns. Klar, verstehe Deinen Standpunkt.

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die regeln sind nicht viel anders als die, die für die autohupe gelten.

und das "nebelhorn" gab es nur früher auf segelschiffen. seit schiffe motorisiert sind, werden hörner elektrisch oder mit preßluft betrieben, nicht nur im nebel, sondern als warnung oder auch mal als gruß-signal

bei Nebel, wie der Name schon sagt!