Wann ist der Mensch der Liebe unwürdig?

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Resp. wie viel Rücksichtslosigkeit ertragt ihr oder würdet ihr ertragen?

da ich aus einem ziemlich kaputten, gewalttätigen Elternhaus komme, ist meine Toleranzschwelle recht niedrig angesiedelt.

Ich brauche ein Umfeld, in dem man respektvoll und (ja!) auch rücksichtsvoll miteinander umgeht.

Bei einem Partner, der mich "schlecht" behandelt, bin ich immer verdammt schnell weg gewesen, frei nach dem Motto: "Erkenne die Muster, die dir nicht gut tun, und durchbreche sie".

Jetzt habe ich schon etliche Jahre eine sehr stabile Beziehung, in der ich mich wohl und geborgen fühle. Es passt. Wir behandeln den anderen so, wie wir selbst behandelt werden wollen - und das funktioniert.

verreisterNutzer  20.12.2019, 13:25

Da „1Wintertraum“ hier etwas mit uns teilt, was fürs eigene Seelenheil weder akzeptiert noch befürwortet noch schön geredet noch… werden sollte, ist diese Antwort (m.E.) die „hilfreichste Antwort“ hier.

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Grüß Dich DiamondsInSkies!

Liebe lässt sich nicht in Glaubensrichtungen einsperren. Die Liebe schert sich auch nicht darum und es ist völlig gleichgültig was Christen, Juden oder Moslems darüber denken oder von ihr halten. Sie kommt und geht wie sie will. Das Einzige was wir tun können ist, den Boden auf dem Liebe gedeihen kann fruchtbar zu halten und die Wahrescheinlichkeit des Bleibens zu erhöhen.

Mehr nicht!

Und trotzdem kann sie verschwinden.

An ihm kommt man in Sachen Liebe nicht vorbei, an Erich Fromm.

Erich Fromm war ein deutsch-US-amerikanischerPsychoanalytiker, Philosoph und Sozialpsychologe. Viele seiner Bücher wurden zu Bestsellern, insbesondere Die Kunst des Liebens aus dem Jahre 1956 sowie Haben oder Sein von 1976. Seine Gedanken wurden auch außerhalb der Fachwelt breit diskutiert.

Hier ist eine zitierende Zusammenfassung des Buches von Erich Fromm "Die Kunst des Liebens". Ich denke Du wirst sehr umdenken müssen!

http://www.matthias-kaldenbach.de/dkdl.htm

Herzlichen Gruß

Rüdiger

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
verreisterNutzer  18.12.2019, 14:02

In der Tat, an Erich Fromm kommt man in Sachen Liebe nicht vorbei. Im Rückgriff auf Marx schreibt er (in „Die Kunst des Liebens“) folgendes: „Die Liebe ist eine Macht, die Liebe erzeugt. Impotenz ist die Unfähigkeit, Liebe zu erzeugen. Marx hat diesem Gedanken sehr schönen Ausdruck verliehen, wenn er sagt: ‚Setze den Menschen als Menschen und sein Verhältnis zu Welt als ein menschliches voraus, so kannst du Liebe nur gegen Liebe austauschen, Vertrauen nur gegen Vertrauen etc. Wenn du die Kunst genießen willst, musst du ein künstlerisch gebildeter Mensch sein; wenn du Einfluss auf andere Menschen ausüben willst, musst du ein wirklich anregend und fördernd auf andere Menschen wirkender Mensch sein. Jedes deiner Verhältnisse zum Menschen und zu der Natur muss eine bestimmte, dem Gegenstand deines Willens entsprechende Äußerung deines wirklichen individuellen Lebens sein. Wenn du liebst, ohne Gegenliebe hervorzurufen, das heißt, wenn dein Lieben als Liebe nicht die Gegenliebe produziert, wenn du durch eine Lebensäußerung als liebender Mensch dich nicht zum geliebten Menschen machst, so ist deine Liebe ohnmächtig, ein Unglück‘ (K. Marx, 1971, S. 301).“ (36)

ABER: „Wir brauchen wohl nicht besonders darauf hinzuweisen, dass die Fähigkeit zur Liebe – wird Liebe als ein Akt des Gebens verstanden – von der Charakterentwicklung des Betreffenden abhängt. Sie setzt voraus, dass er bereits zu einer vorherrschend produktiven Orientierung gelangt ist; bei einer solchen Orientierung hat der Betreffende seine Abhängigkeit, sein narzisstisches Allmachtsgefühl, den Wunsch, andere auszubeuten, oder den Wunsch zu horten überwunden; er glaubt an seine eigenen menschlichen Kräfte und hat den Mut, auf seine Kräfte zu vertrauen. In dem Maß, wie ihm diese Eigenschaften fehlen, hat er Angst, sich hinzugeben – Angst zu lieben. Die Liebe ist aber nicht nur ein Geben, ihr „aktiver“ Charakter zeigt sich auch darin, dass sie in allen ihren Formen stets folgende Grundelemente enthält: Fürsorge, Verantwortungsgefühl, Achtung vor dem Anderen und Erkenntnis.“ (37)

Und gegen Ende das Folgende und m.E. das Wesentliche: „Bezüglich der Kunst des Liebens bedeutet das, dass jeder, der ein Meister in dieser Kunst werden möchte, in jeder Phase seines Lebens Disziplin, Konzentration und Geduld praktisch üben muss. (…) Hinzuzufügen wäre noch, dass man nicht nur keine trivialen Unterhaltungen führen, sondern dass man auch schlechte Gesellschaft möglichst meiden sollte. Unter schlechter Gesellschaft verstehe ich nicht nur lasterhafte und destruktive Menschen; ihnen sollte man aus dem Weg gehen, weil sie eine vergiftete und deprimierende Atmosphäre um sich verbreiten. Ich meine auch die Gesellschaft von Menschen, die innerlich abgestorben sind, deren Seele tot ist, obgleich ihr Körper noch lebt, von Menschen, deren Gedanken und deren Unterhaltung trivial sind, die schwätzen, anstatt zu reden, und die Gemeinplätze statt eigene Gedanken vorbringen.“ (127ff.)

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vonGizycki  18.12.2019, 17:13
@vonGizycki

DiamondsInSkies

"Hinzuzufügen wäre noch, dass man nicht nur keine trivialen Unterhaltungen führen, sondern dass man auch schlechte Gesellschaft möglichst meiden sollte.

Leider kann man sie sich nicht immer aussuchen und muss gute Miene zum "bösen" Spiel machen. Das nennt man dann Diplomatie, besonders in der Politik ein Muss!

Ich bin bekennender Frommianer!

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Man soll "seine Perlen nicht vor die Säue werfen", das steht an einer Stelle in der Bibel. :-)

Man soll Grenzen setzen, und aber auch die Grenzen der anderen achten.

Wenn sich jemand Rücksichtslos verhält, versuche ich neutral, aber freundlich zu bleiben. Aber man sollte seine Grenzen so abstecken, und seine Konsequenzen ziehen, um sich selbst zu schützen.

Aber nach meiner Erfahrung, wenn ein rücksichtsloser Mensch echter Liebe begegnet, dass es oft noch Grund zur Hoffnung gibt. Wesentlich öfter gibt es noch Hoffnung, als dass es wirklich hoffnungslos mit einem Menschen wäre.

Zudem halte ich mich immer offen, zu oft habe ich erlebt, dass jemand nach vielen Jahren doch noch eine neue Offenheit gezeigt hat. 😊

Nietzsche war ein Mensch, der psychisch sehr angeschlagen war. Als Philosoph hatte er viele interessante Denkansätze, die diskussionswürdig sind, aber als Mensch war er ein Wrack. Die meisten Religionen haben ein sehr schräges Verhältnis zur Liebe, deshalb Vorsicht, wenn du bei ihnen Antworten suchst. Respekt ist immer ein Aspekt der Liebe. Jemand der rücksichtslos ist, verhält sich egoistisch und ist zu richtiger Liebe nicht fähig.

Wer Liebe nicht erwidern kann, ist ihrer unwuerdig.

Somit ist das von Fall zu Fall unterschiedlich und ausserdem hat die Bedeutung Liebe, viele Facetten, die tunlichst getrennt werden muessen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
verreisterNutzer  19.12.2019, 18:21

Diese Formulierung „Wer Liebe nicht erwidern kann, ist ihrer unwuerdig.“ ist interessant. Nach Fromm resp. Marx (s. hier) wäre die Liebe des Gebenden, wenn er keine Gegenliebe erzeugen kann, ohnmächtig – wobei diese von "gesunden" und/oder charakterlich entwickelten/reifen Menschen ausgehen – sprich: Menschen, die keine psychischen Krankheitssymptome aufweisen.

Um deinen Satz verstehen zu können, wäre eine (oder deine) Definition von „Liebe“ und/oder „Liebe geben“ und/oder „Liebe erwidern“ vonnöten.

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zetra  19.12.2019, 19:44
@verreisterNutzer

Wir und ich reden hier von zwischenmenschlichen Beziehungen, als von Menschen.

Die Liebe zu Tieren oder gar zu Gegenstaenden, sind damit nicht gemeint.

Tiefere Gefuehle fuereinander druecken das aus und sind somit der Unterschied zur Freundschaft.

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verreisterNutzer  19.12.2019, 21:19
@zetra

„Tiefere Gefuehle fuereinander druecken das aus und sind somit der Unterschied zur Freundschaft.“

Tiefere Gefühle sind für dich der Unterschied zur Freundschaft? Das heißt im Umkehrschluss, dass in deiner Definition von Freundschaft nur oberflächliche Gefühle, wenn Gefühle, vorhanden sind. Und du jedes tiefere Gefühl nicht als Teil einer Freundschaft siehst.

Es heißt: die besten Beziehungen/Partnerschaften haben Freundschaft als Basis/fußen auf Freundschaft.

Was tust du und wie verhältst du dich der Person gegenüber, wenn du tiefere Gefühle für diese Person empfindest? Wie lässt du diese Person an deinen Gefühlen teilhaben? Denn du hattest geschrieben „Wer Liebe nicht erwidern kann, ist ihrer unwuerdig.“

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verreisterNutzer  19.12.2019, 21:35
@zetra

Aristoteles hat nicht nur zwischen drei Arten der Freundschaft unterschieden, sondern auch das Wesen der Freundschaft definiert: Liebe, Gegenliebe - denn Freundschaft kann es zwischen zwei Menschen nur geben, wenn sie auf Gegenseitigkeit beruht - und das gegenseitige Wohlwollen.

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verreisterNutzer  19.12.2019, 23:11
@zetra

Du willst folgende Fragen nicht beantworten?

Was tust du und wie verhältst du dich der Person gegenüber, wenn du tiefere Gefühle für diese Person empfindest? Wie lässt du diese Person an deinen Gefühlen teilhaben?

(Du bist doch anonym – man wird dich schon nicht entlarven. Die Antworten interessieren mich wirklich. Ich werde dazu auch keine weiteren Fragen stellen, wenn du dazu keine Fragen willst, was du dann, wenn du die Antworten schreiben solltest, bitte noch dazu schreibst.)

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zetra  20.12.2019, 07:42
@verreisterNutzer

Keiner ist fuer sich alleine auf der Welt, die meisten sind als Erwachsene gebunden, mit Frauen/Maenner und Kinder,

Da kann es praktisch im laufe der Jahre eine Gewoehnung geben.

Tritt in diesem Fall eine neue Situation ein, wo das "Haus" lichterloh brennen koennte, dann kommt eine vollkommen neue Situation dabei heraus.

Viele folgen dieser Intuition und lassen sich scheiden, andere bewahren Disziplin und stehen das durch.

So sieht es im wahren leben aus, nichts da mit Romane und anderen Kukologus.

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verreisterNutzer  20.12.2019, 11:40
@zetra

Jetzt verstehe ich die Diskrepanz: du betrachtest diese Dinge hier aus der Sicht eines verheirateten Menschen und verstehst unter „Liebe“ womöglich eine „neue Liebe“ oder „Untreue“ (weshalb du auch „Freundschaft“ und „Liebe“ eher als Antonyme statt Synonyme betrachtest, obwohl du „hat die Bedeutung Liebe, viele Facetten“ zu Beginn geschrieben hattest). Deinerseits eher eine biologische statt eine philosophische Betrachtung der Liebe.

Um deinen Satz „Wer Liebe nicht erwidern kann, ist ihrer unwuerdig.“ so verstehen zu können, wie du ihn meinst, wäre es relevant, zu wissen, dass du die Dinge aus der Perspektive eines verheirateten Menschen schreibst (und weniger aus einer eingenommenen Objektivität, wobei dieses auch nur als Ansatz möglich ist).

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zetra  20.12.2019, 13:12
@verreisterNutzer

Du bist sehr neugierig, ich kann dir verraten eine Diamantene Hochzeit hinter mir zu haben.

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verreisterNutzer  20.12.2019, 13:37
@zetra

Ich bin sehr neugierig? Weil meine Antwort - aufgrund deiner Antworten, die nicht auf Anhieb nachvollziehbar sind - ein Schlussfolgern deiner Antworten ist? Das ist unlogisch. Mir ging es - wie auch geschrieben - lediglich darum, deinen Ausgangssatz verstehen zu wollen. Und habe dann aufgrund deiner Antworten Verständnisfragen gestellt. Und mit dieser Antwort von dir zeigst du, dass ich richtig geschlussfolgert habe.

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