Wann ist der beste Zeitpunkt für die schlechtesten Nachrichten?

Das Ergebnis basiert auf 17 Abstimmungen

Warten bis nach den Prüfungen 59%
Sofort was sagen 29%
Unsicher 12%

8 Antworten

Unsicher

Dazu müsste ich noch mehr vom Kind wissen.

Die einen werden später sagen, gut, dass ihr mich nicht vorher informiert habt, die anderen werden sich 20 Jahre lang vorwerfen, die Oma nicht nach ihrem Tod noch mal gesehen zu haben, sich nicht verabschiedet haben zu können.

Es ist ein Unterschied, ob man mitbekommt, dass jemand gestorben ist, ihn noch mal sehen konnte, sich mit dem Gedanken "anfreunden" konnte, oder ob er einfach weg ist und man morgen bei seiner Trauerfeier zu Gast ist und sich übermorgen fragt, ob man das alles geträumt hat und wochen-, monate- oder vielleicht sogar jahrelang immer wieder das Gefühl hat, das sei alles unwirklich, derjenige wäre gar nicht gestorben.

Ich hatte zu meiner Großtante ein sehr gutes Verhältnis, habe sie aber nur selten gesehen. Und wurde irgendwann gesagt, dass sie von Angehörigen betreut wird und keinen sehen möchte und vieles schon nicht mehr wüsste, also haben wir sie die letzten 4 Monate ihres Lebens auf Wunsch nicht besucht. Nach der Beerdigung, zu der sehr viele Menschen kamen, warteten wir am Auto auf die Nachzügler und mein Gedanke war, "wir müssen noch auf Lotti warten, sonst können wir nicht losfahren". Lotti war die Großtante, die wir gerade beerdigt hatten.

Wer so etwas mit nahestehenden Menschen erlebt, die er zu Lebezeiten sehr oft gesehen hat, könnte da wirklich in einen schweren Konflikt geraten. Besonders, wenn das häufig passiert, wenn man sich nach dem Aufwachen öfter fragt, ob man nur geträumt hat, dass derjenige verstorben ist oder ihn für Familienfeste abholen will usw.

Und das könnte passieren, wenn man nur erfährt, dass jemand vor 14 Tagen gestorben wäre und man nur zu seiner Beisetzung geht und er dann einfach weg ist.

Meine Mutter hat ihre Mutter bis zum Tod gepflegt, hat das alles dann auch gut verarbeitet und ist erst auf der Trauerfeier vor dem Sarg zusammengebrochen. Da hatte sie aber schon 10 Tage Zeit gehabt, sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, war selbst die letzte Nacht die gesamte Zeit anwesend, hatte den Todeszeitpunkt mitbekommen. Wäre das nicht der Fall gewesen, wäre dieser Zusammenbruch vermutlich zum unpassenden Zeitpunkt irgendwann später aus heiterem Himmel gekommen.

So etwas sollte man wirklich bei der Entscheidung bedenken.

Warten bis nach den Prüfungen

In der Situation solltest Du definitiv warten. Ich weiss aus eigener Erfahrung welche schweren Folgen so eine Nachricht haben kann.

Bei mir war es zwar meine damalige Freundin, die mir (wenn auch unabsichtlich) eine halbe Stunde vor einer Klausur geschrieben hat das sie jetzt gleich mit einem anderen Sex haben wird. Aber die Wirkung war die Gleiche wie sie auch bei Deinem Kind. Ich musste mich Krank schreiben lassen, da ich die Klausur definitiv verhauen hätte, wenn ich in der Situation geschrieben hätte.

Also erspar es ihm und warte bis nach der Klausurphase.

Unsicher

Ich kann einerseits deine Sichtweise verstehen das du möchtest das er*sie die Abschlussprüfungen besteht. Aber ganz erlich wäre ich in der Situation dann wäre ich böse wenn ich den Tod anders mitbekommen würde (Todesanzeige in der Zeitung oder einer Person rutscht es raus) & wenn das nicht der Fall wäre, wäre ich vermutlich trotzdem wütend genau aus dem Grund das man es mir nur nicht gesagt hat damit ich die Abschlussprüfungen bestehe (quasi Noten vor wichtigen Menschen). Aber das blöde ist dass das Abschlusszeugnis, die Noten meistens über die Zukunft entscheiden & den Abschluss nachmachen kann man zwar auch aber das wäre trotzdem schade so kurz vor Schluss es nicht zu schaffen. Das ist ein sehr schwieriges Thema, ich kann beide Seiten verstehen


Loreley1980 
Fragesteller
 10.10.2021, 09:15

Wenn, dann würde er den Tod nicht durch die Zeitung und nicht durch andere Erfahren. Die einzigen, mit denen er Kontakt hat und es wissen sind wir. Da er 300 km weit weg im Wohnheim wohnt, würde er die Todesanzeige (die erst nach den Prüfungen bei uns erscheint) erst mal gar nicht lesen. Und bevor sie aufgegeben wird, würden wir es ihm sagen

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Sofort was sagen

Mein Vater ist völlig überraschend währende meiner Abi - Prüfungen verstorben - plötzlicher Herztod.

Ich hätte nicht gewollt das man mir das verschweigt…


Loreley1980 
Fragesteller
 10.10.2021, 09:10

Geht ja nicht um verschweigen. Nur darum, zu verhindern, dass ein normalerweise mehr als sehr gute Schüler die Prüfungen verhaut, weil er total von der Rolle ist.

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LouPing  10.10.2021, 10:44
@Loreley1980

Ich hätte es trotzdem nicht gewollt, ein „verhautes“ Abi kann man nachholen. Warum denkst du das Lehrer kein Verständnis für derartige Situationen aufbringen würden?

Ich habe mein Abi trotzdem mit 1.2 geschafft - die Trauer/ der Schock kamen danach….

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Loreley1980 
Fragesteller
 10.10.2021, 10:55
@LouPing

Es geht doch nicht um die Lehrer. Auch wenn es blöd klingt, aber die Großmutter ist Tod. Sie hat keine Schmerzen mehr, muss nicht mehr leiden und man muss sich keine Gedanken darüber machen, wie ihr Leben für sie am besten weitergeht.

Das „Kind“ hat hoffentlich noch ein langes Leben ist, was vielleicht noch 74 Jahre sein können.

Die Zukunft hinauszögern, nur weil man zur falschen Zeit an die Vergangenheit hängt (und wenn es nur 5 Minuten ist) ist vielleicht nicht der richtige Weg.

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LouPing  10.10.2021, 11:38
@Loreley1980

Noch mal, ich war persönlich betroffen und ich wollte NICHT das man mich mit "verschont".

Zukunft hinauszögern? Nun werd mal nicht so melodramatisch, viele pausieren nach dem Abi, auch ich war ein Jahr auf Weltreise...

Der Tod gehört zum Leben, das wissen die meisten in dem Alter bereits. Die Trauerphase verläuft sehr individuell...die kann auch viel später noch zum Problem werden. Das aber sind alles Theorien..

Meine Kids denken wie ich, die haben im August den anderen Opa verloren - er starb völlig unerwartet an der Folgen der Corona- Impfung. Wir sind ehrlich und und direkt damit umgegangen - trotz wichtiger Klausuren.

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Sofort was sagen

Kommt auf das Kind an. Sowas ist individuell und hier natürlich Problematisch, doch ich bin grundsätzlich immer für Ehrlichkeit.

So ein Satz wie 'Ihr vermutet, dass... zu 100%' allein in sich ziemlich dämlich ist. Entweder ich vermute, dann sind das keine 100%, denn dann WÜSSTE ich oder ich weiß, dann kann man sich aber das 'vermute' sparen.

Kurz gesagt: Es kommt auf das Kind an, doch ich würde es ihm oder ihr vermutlich sagen. Klar, das ist nicht ideal. Prüfungen lassen sich in der Regel verschieben oder man wiederholt das Jahr nochmal oder man holt sich in diesem besonderen Fall halt eben ein ärztliches Attest... das ist nicht ideal, doch es wäre für mein Kind vermutlich besser.

Was ich allerdings nicht übers Herz brächte wäre, meinem Kind die Möglichkeit zu nehmen sich von der geliebten Großmutter zu verabschieden. Ich stelle es mir ENORM grausam vor, meinem Kind mitzuteilen 'ja, vor zwei Wochen ist Oma gestorben, möchtest du jetzt zur Beerdigung kommen'. Das wäre in meinen Augen enorm respektlos und wäre ich dieses Kind, dann würde ich vermutlich mit meinen Eltern nichts mehr zu tun haben wollen und würde mich von meiner Familie gänzlich verraten fühlen.

Und je nach den Plänen, die ich noch habe ist eine dämliche Prüfung NIEMALS so viel wert wie die Unterstützung der Familie. Vor allem nicht auf lange Sicht. Und DAS ist vermutlich die weichenstellendste Situation für meine Beziehung mit meinem Kind.
Eine verhauene Prüfung ist ärgerlich. Dann ist das Kind halt ggf. 2 Monate sauer auf mich, dann wird nachgeschrieben und gut ist. Wenn ich meinem KInd allerdings die Möglichkeit nehme sich von der Oma zu verabschieden, sie vielleicht nochmal zu sehen und ihm oder ihr dann eine dämlichen Urne präsentiere und so tue, als wäre alles gut, dann wäre der Ofen aus. Und das vermutlich auch für immer.

Schlimmstenfalls schreibe ich halt eben die Prüfung und die wird dann am Ende nicht so gut, wie sie vielleicht geworden wäre. Ist doch nun WIRKLICH kein Beinbruch.