Vorbereitung fürs erste eigene Pferd?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

als ich mein erstes Pferd - einen haflinger - bekam, ritt ich seit 7 Jahren in einem rel. guten Reitstall. Also gut in dem Sinne, dass der Unterricht von geprüften Bereitern geführt wurde. Sonst aber wusste ich nichts. Ich wusste nicht mal, wieviel Heu ein Pferd frißt. Ich stellte es in einen Selbstversorgerstall. Das Heu, das ich ihm zuteilen wollte, reichte für ein Kaninchen, das Kraftfutter hingegen für eine ganze Reiterkompanie. Das Mineralfutter gab ich großzügig, sprich:viel.

mein erstes Pferd hätte mich nicht lange überlebt, wenn nicht immer wieder Miteinsteller herbeigesprungen wären und mich daran gehindert hätten, mein Pferd umzubringen.

Von daher finde ich es gut, dass du dich vorher informieren willst. Damals, da hatte ich meinen Haflinger allerdings schon ein halbes Jahr, gab es noch die Freizeit im Sattel. Eine bessere Reiterzeitung hat es nie gegeben, weil sie für die Verhältnisse und Bedingungen für Freizeitreiter schrieb. Ich hatte zwar schon die Reiter REVUE ein paar Jahre gelesen, aber lernen konnte man von dieser Zeitung nichts.

Wichtig wären für dich Futterseminare! Und dass du bereit bist, schnell den Tierarzt zu rufen. Das kann in der Anfangszeit manchmal unnötig sein, aber bis zu beurteilen kannst, ob ein Ta nötig ist oder nicht, vergehen Jahre. HIlfreich ist es, wenn ein TA in den Stall kommt, mitzugehen und zu gucken, was er macht. (ohne lästig zu fallen, natürlich).

Ähm, ich hatte einen Plan (Alter, Geschlecht, Reitweise, Ausbildungsstand, etc.) was ich haben wollte und natürlich alles drauf ausgelegt.

Es kam anders als es sollte, denn statt mittleres Alter, gut geritten, brav usw. bekam ich einen Absetzer ohne jegliche Grundausbildung, keinerlei Halfterführigkeit und null Respekt vor Menschen.

Also alle Vorbereitungen sozusagen für die Tonne. Jungpferdetauglichen Stall gesucht, das Tier entpuppte sich leider als krank, also Pflege, Medikamente, Ruhe, Verzweiflung, Frustration, Wut und div. Flüche später dann die Freude, Liebe und Vertrauen, die man nur von Klein auf gemeinsam erwerben kann.

Ich habe im Laufe seiner Erkrankung viel über Kräuterkunde gelernt, Heilpflanzen, Fressverhalten, Magen-Darm und Erkrankungen. Aber auch viel über Hufe und Hufpflege, da das Geben der Hufe unmöglich war am Anfang.

Hab mich auch viel mit Horsemanship (Pat Parelli, Mark Rashid, Timo Ameruoso...) beschäftigt.

Reitabzeichen oder so, habe ich keine, hatte auch nie sowas offizielles als Reitstunden oder so. Habe es beim Nachbarn gelernt, der Pferde hatte. War schon als Kind im Sattel.

Ach ja und ich hab viel über Versicherungen und rechtliches gelesen und vorab gelernt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe drei eigene Pferde, mehrere Zertifikate und Kurse

Also ist ja schön, wenn du schon weißt, was du sportlich mit dem Pferdchen alles machen können willst.... aber was ist mit der Haltung an sich?

  • Wo kann es stehen? Gibt es eine Platzzusage?
  • Was soll der Platz kosten? Kann man sich das auch über die nächsten 20 Jahre leisten?
  • Welchen Hufschmied will man?
  • Welcher Tierarzt kommt in Frage?
  • Welcher Sattler?
  • Welcher Zahnarzt?
  • Welcher Osteopath?
  • Welche Versicherung?
  • Welchen Trainer den man sich leisten kann will man regelmäßig dazu holen? Kommt der auch?
  • Braucht man einen Hänger(schein)?
  • Welches Pferd entspricht deinen Erfahrungen, Wünschen, Bedürfnissen und womit wärst du nicht überfordert?

Wo darf das Pferd den stehen?

Ahnung von Pferdehaltung ist immer recht egal, wenn das Pferd in einem Pensionsstall steht. Da kümmert sich der Pferdehalter(Eigentümer, Betriebsleiter) de Stalles um die Pferdehaltung. Je hochwertiger der Stall um so weniger muss man als Eigentümer beisteuern. Der Stall bietet einem dementsprechende Unterstützung bei allen Lebenslagen ums Pferd.

Oft auch nicht im geringen Maßen bei der Reitkunst und der Ausbildung des Pferdes .

Je schlechter der Stall umso mehr muss man selber beisteuern, was durchaus auch mal mit einem Rauswurf quittiert wird. "Wir machen das immer schon so, passt es dir nicht nicht such dir was neues."

Als Selbstversorger ist es schon eine ganz andere Hausnummer, da ist alles ums Pferd gefragt:

  • Baurecht (Darf ich überhaupt dort Pferde halten)
  • Düngeverordnung
  • Wasserrecht
  • Bodenkunde
  • Umweltrecht
  • Pflanzenkunde
  • Haltungsrichtlinie, Tierschutzrechtliche Gesetzgebungen
  • Futtermittelgewinnung
  • Futtermittelbeschaffung
  • Straßenverkehrsrecht, Transportrecht
  • Ordnungsrecht
  • Brandschutz

Da ist reiten können das kleinste aller Probleme.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ausbildung Pferdewirt, ganzheitlicher Pferdetherapeut
myquestions26 
Fragesteller
 21.02.2021, 11:08

Danke für deine Antwort! Ich plane nicht, mein Pferd in einem Selbstversorgerstall unterzubringen. Ich tendiere zu einem nicht zu teuren Pensionsstall (200-350 Euro pro Monat) mit Paddock/Laufstall/Weidehaltung. Wäre dann natürlich auch bereit, mehr zur Pferdehaltung beizusteuern, z.B. Pferde zu abgemachten Zeiten auf die Koppel bringen, ausmisten oder füttern.

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Baroque  21.02.2021, 11:29
@myquestions26

Bedenke bei der Wahl eines Stalls mit Eigenleistung der Pferdebesitzer aber, dass man manchmal durch Jobwechsel o. ä. plötzlich andere Arbeitszeiten hat und dann manches, was man vorher großzügig zusichert, nicht mehr leisten kann.

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myquestions26 
Fragesteller
 21.02.2021, 11:42
@Baroque

Ja, das kann natürlich passieren. Ich denke aber, dass sich solche Probleme klären lassen, wenn man mit anderen Stallmitgliedern spricht und evtl. mit diesen tauscht.

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StRiW  21.02.2021, 11:59
@myquestions26

Leider klappt das oft nicht so gut, wenn man es wirklich braucht. Da hängt oft der Stallsegen derbe schief.

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Baroque  21.02.2021, 13:10
@StRiW

Ist ja auch so, dass es in Deutschland ein paar Berufsgruppen gibt, die in Schichten arbeiten, aber im Vergleich zu denen, die irgendwann zwischen 8.00 und 18.00 arbeiten, sind das eher wenige. Wenn nun alle in der Zeit arbeiten, wo etwas erledigt werden sollte, hilft alles absprechen nichts.

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Dahika  21.02.2021, 13:22
@myquestions26

Das wirst du bei deinen Preisvorstellungen allerdings auch müssen. WEitgehend alles selbst zu machen.

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Dahika  21.02.2021, 13:21

Je hochwertiger der Stall um so weniger muss man als Eigentümer beisteuern.

mmmhhh...Scherzkeks.. ein Freund von mir hält seine beiden Pferde in einem Offenstallreitstall, der ihn pro Pferd 600 Euro/Monat kostet. Die Vollpension besteht darin. dass alle paar Tage ein Rundballen Heu in die Rundraufe gestellt wird. Und der Zaun repariert wird, wenn nötig. Ob abgeäppelt wird - von den Einstellern, versteht sich - interessiert den SB null. Entsprechend sehen die Offenställe und Paddocks oft auch aus.

Mein Pferd hat mal in einem sehr teuren Offenstall gestanden. Zu DM Zeiten habe ich 750 DM bezahlt. Nach ein paar Tagen habe ich jeden Tag die Integrationsbox meines Pferdes selbst gemistet, weil es sonst im Dreck versunken wäre.

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StRiW  21.02.2021, 13:32
@Dahika

Hochwertig hat nichts mit Geld zu tun, sondern mit den erbrachten Leistungen und deren Qualität.

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Dahika  21.02.2021, 13:35
@StRiW

und wie soll ein Neuling das erkennen? Einem Neuling kann man doch alles "vom Pferd" erzählen. Ein Neuling stellt dann,um sicher zu gehen, sein Pferd in einen teuren RundumSorglos-Stall und kann gewaltig auf die Nase fallen. Allerdings - an die Fragestellerin - ist ein 200/300 Stall kein hochwertiger Stall. In so einen Stall kann man sein Pferd nur dann stellen, wenn man selbst viel Ahnung hat, viel selbst tun kann und natürlich die Basisbedingungen stimmen.

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StRiW  21.02.2021, 14:19
@Dahika

Einfach mal den Menschen vertrauen, dem ich mein Pferd gebe. Sonst geht es nicht.

Klare und transparente Abmachungen treffen, hilft auch oft. Etwas Kunde von Stundenlöhnen (Arbeitgeber) kann auch nie Schaden. Da erkennt man schnell ganz ob eine Absprache überhaupt gehalten werden kann.

Ich kalkuliere grob, je Sekunde Leistung rund 1,1 Cent plus MwSt. So kann man überschlagen wie weit ein Stall bei 250 Euro kommt, bei mindestens 100 Euro für Heu, Stroh, Weide, Wasser und Energie. Ohne Erhaltungskosten.

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