von katholisch zum Hinduismus wechseln?

11 Antworten

Wenn Du nicht an Gott glaubst, bist Du faktisch Atheist und hast auch im Hinduismus nichts verloren. Denn dort gibt es viele Götter! Grubdsätzliches: Gäbe es keinen Gott, wie erklärst Du Dir dann die Existenz dieser so wunderbaren, für den Menscheen niemals ganz begreifbaren Natur, die so komplex ist, wie sie nur ein (oder auch mehrere höhere) Wesen erschaffen konnten und am Leben erhalten. Befasse Dich zunächst einmal mit der Beantwortung dieser Fragen, bevor Du Dich weiter orientierst. Kastensystem gibt es nur in Indien.

LizVic 
Fragesteller
 10.06.2016, 07:13

ich möchte mich über alle religionen infomieren und da ich vom Hinduismus noch nicht viel weiß habe ich die frage gestellt ;) 

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Der Hinduismus ist keine Religion wie das Christentum, sondern:

Der Hinduismus meint die Religionen (Plural) und Weltanschauungen der Hindis, man hört auch das Wort "Indien" deutlich mit raus. Diese Religionen der Hindis und mitunter auch Geschichten und Weltanschauungen sind wie die römische, griechische oder germanische Religion mehr eine geistesgeschlichtliche Entwicklungsstufe, in welcher sich noch frühe Vorstellungen der Sozialschichtung (Kastenwesen), die Vielgötterei als Projezierung der Verschiedenheiten in Gottheiten (wie bei den Römern, Griechen, Germanen etc. mit Zeus, Hera, Diana & Co bzw. Thor, Loki, Odin etc.), die Erklärung der Naturgewalten mit Kraftwesen etc. wiederfindet, ein Bündel an Traditionen.

Der Hinduismus ist daher weniger eine Religion, als vielmehr eine kulturelle Tradition, die nach und nach aufgebrochen werden musste, um modernen und menschenwürdigeren Werten (z.B. Stellung der Frau, Rechte der Armen etc.) Platz zu machen.

Ein Wechsel eines Außenstehenden zum Hinduismus ist daher eigentlich nicht vorgesehen, das ist so, wie wenn ein Hesse die bayerische Lederhosenkultur annimmt. Der Hinduismus missioniert daher auch nicht. Der Hinduismus ist Kultur und Tradition der Hindis, keine Religion als Antwort auf die Frage nach der Wahrheit.

Was bisweilen nach außen - über die Lebensform der Hindis - getragen wurde und teilweise noch getragen wird, sind eher esoterische Lebensmodelle einzelner hinduistischer Gurus, das ist aber nicht der Hinduismus als solcher, sondern einfach esoterische "Lebensberatung", war in den 60er mal Mode, ist aber inzwischen wieder out, wurde durch neue Strömungen ersetzt. War nur eine Zeiterscheinung, hatte auch damals nichts mit der Suche nach Wahrheit zu tun.

Hallo! 

Das Kastensystem entstand als die Engländer kamen. Hier wurde unterschieden wie hoch einer ist. Im Hinduismus muss man selber hinterfragen: Wenn die unterste Kaste von der obersten Kastenmitglieder benachteiligt werden. Bauen die obersten Kastenmitglieder automatisch schlechtes Karma auf. Man soll ja im Hinduismus alle gleich behandeln und so viel Gutes tun wie möglich. Aber wenn man die Unteren benachteiligt, ist dies ein Wiederspruch. Aus diesem Grund habe ich recherchiert und habe erfahren, dass es während der Kolonialzeit eingeführt wurde. 

Ein weiteres Beispiel: Man gibt ja im Hinduismus auch Mitgift für die Schwiegefamilie. Das wird heute sehr ausgenützt (vorallem in Indien). Die Familie verlangt sehr viel Geld und Gold usw. Aber der Sinn der Sache war etwas anderes. Wenn die Frau zu ihrem Mann geht, ist für sie alles neu. Und wenn sie etwas brauchen will (z.B Seife), muss sie zögern, weil es nicht ihr gehört, sondern der Schwiegemutter oder so. Deshalb gibt ihre Familie Mitgift, damit sie mit Erlaubnis und mit Mut das Mitgift benutzen kann. Das gibt ihr eine Sicherheit. Früher gab man Alltagsgegenstände mit. Und mit der Zeit wurde es zu Geld und heute ist es wie ein Lohn für die Schwiegereltern, damit sie auf ihre Tochter aufpassen. 

LizVic, leider kenne ich vom Hinduismus kaum mehr als den Namen. Es ist aber, soviel ich weiß, eine Naturreligion. Das bedeutet, dass es kein in sich geschlossenes Lehrgebäude gibt, sondern eine lose zusammenhängendes Gebinde von Kulten, Riten und Traditionen mit einem Oberbegriff. Ob diese Charakterisierung stimmt, weiß ich nicht.

Wenn Du nicht an das Existieren eines Gottes (oder mehrerer Götter?) glaubst, wäre der Buddhismus vielleicht der bessere Ansatz für dich. Nach seiner Begründung im 5. Jh. v. Chr. zerfaserte er zwar auch in ein Bündel verschieder Richtungen, ist aber nicht Religion im eigentlichen Sinne, sondern Philosophie. Der Hauptstrom der verschiedenen Lehrrichtungen setzt keinen Gott, bzw. keine Götter voraus, leugnet sie aber auch nicht.

Hinud kann man nicht werden, man wird als Hindu geboren. Es gibt keine Konversion in dem Stil, wie wir das in den missionarischen Religionen haben. Deshalb erübrigt sich auch die Frage nach der Kaste, denn in eine Kaste wird man hineingeboren, man tritt nicht ein.

Die einzige sozusagen hinduistische Glaubensgemeinschaft, die sich für Nicht-Hindus geöffnet hat, ist die "Internationale Gesellschaft für Krischna-Bewußtsein". Sie haben den Schritt vor einigen Jahren vollzogen und stehen deshalb auch von hinduistischer Seite in heftiger Kritik. Die Krischna-Gläubigen galten im Westen über viele Jahre als Sekte, der man besser nicht angehörte. Dieses öffentliche Bild hat sich inzwischen gewandelt. Ich empfehle Dir diese Gruppe nicht, aber Du kannst Dich im Internet schlau über sie machen.

Zu guter Letzt: Warum suchst Du eine Religion wie im Klamottenladen? Einen Glauben findet man nicht durch Wühlen in den Weltanschauungen. Man findet ihn durch Erfahrung, durch eine (oder mehrere) innere Begegnungen mit dem, was man als göttlich erkennt. Wenn es bei Dir nicht so weit ist, wenn  das nicht  mehr der Fall ist, wenn Du keine Orientierung hast, dann warte einfach. Wenn Du nach dem Göttlichen suchst, sucht das Göttliche auch nach Dir. Du brauchst nur offen zu bleiben. Informiere Dich - begegne Menschen! - aber behalte Deinen Verstand in Betrieb. Warte. Schau mit offenen Augen auf die Welt und in Dich selbst hinein. Dann geschieht der Rest von allein. Gruß, q.