Vom Religionsunterricht zur praktischen Philosophie wechseln?

Das Ergebnis basiert auf 14 Abstimmungen

Philosophie ist besser 79%
Religion ist besser 21%

17 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich möchte den bisherigen Postern höflich widersprechen.
Meiner Meinung nach ist der "Sinn" sowohl der Religion, wie auch der Philosophie, dass man sich als Mensch besser zurecht findet, teilweise sogar ein besserer Mensch wird. (Wobei ich dieses "besser" jetzt mal nicht definieren möchte.) Beide gehen mit unterschiedlichen Mitteln vor.

Während die christliche Religion als Hauptstandpunkt Gott und die 10 Gebote (ergänzend das Gebot der Liebe von Jesus) im Mittelpunkt hat, sucht die Philosophie dies meist mit reiner Logik zu lösen.

Zwei unterschiedliche Ansätze, zwei unterschiedliche Wege, aber meiner Meinung nach doch ein ziemlich ähnliches Ziel.

"Nützlicher" für später kann beides sein. Einige finden Trost in der Religion, wieder andere finden Halt in den Ausführungen der Philosophen. Insofern wäre auch eine Abschaffung ein absolutes No-Go, da man sich als "Mensch" lediglich in diesen beiden Fächern wirklich zeigen kann und mir die Philosphie ohne das Gegengewicht Religion zu einseitig erscheint.

Was für dich persönlich "besser" ist, vermag hier niemand zu beantworten. Die Religionsstunden beruhen auf die Einladung der Schülerinnen und Schüler. Ich weiß nicht, wie dies bei praktischer Philosophie aussieht. Vielleicht kannst du einfach mal in diese "reinschnuppern" und dann entscheiden, was für dich mehr Sinn macht.

IceHunter  04.04.2014, 22:58

Religion hat viele gute Seiten. Eigentlich sollte jede Religion die Menschen verbessern. Mann kann das aber wesentlich leichter schaffen. Mann kann alles positive von jeder Religion ohne den glauben an Gott oder sonst irgend welchen Konzepten durch zb. Philosophie oder Psychologie lernen. Oder auch in einem erweiterten Sozialkunde Unterricht :) Mann würde dann auch genauer verstehen, warum und wieso. Religion ist der Falsche weg. Es ist zu umständlich und die Leute versinken noch mehr in Konzepten von anderen. Religion ist eigentlich nur eine andere Art von hust hust Faschismus hust :D Denk mal an die Kreuzritter... Hoffe der <<< Text stört dich nicht :)

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MarcusTullius  04.04.2014, 23:18
@IceHunter

Das ist so leider nicht richtig. Ich habe bereits Vorlesungen über zum Thema Philosophie gehört und mir hat da das Persönliche, Einfühlsame gefehlt. Auch wenn ich ein logisch denkender und kritischer Mensch bin, geht mit diese "nackte Logik" am Menschsein vorbei.
Hier hilft auch kein Sozialkundeunterricht, wenn es um das Mensch-sein geht.

Leider wurde die Botschaft von Jesus in der Geschichte immer wieder herumgedreht, das haben nicht zuletzt die Kreuzritter bewiesen. Waffen sind eigentlich für einen Christen der falsche Weg, wenn man die Nächstenliebe wirklich ernst nimmt.

Eiferer gibt es sowohl im politischen, im religiösen, sowie in allen anderen Milieus auch. Das ist insofern kein Argument und Religion mit Faschismus gleichzusetzen ist ehrlich gesagt völlig daneben. Das eine hat mit dem Glauben zu tun, das andere mit Politik.

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IceHunter  04.04.2014, 23:38
@MarcusTullius

"Das eine hat mit dem Glauben zu tun, das andere mit Politik."

Tja eben nicht, Wahrscheinlich gibt es noch einen anderen Begriff für Faschismus bzw. das was ich meine. Ich meine damit eine Gemeinschaft, die nur eine Gemeinschaft ist, weil alle an genau das selbe denken. Das hängt weder mit Politik noch mit Religion zusammen! Ich finde einfach, das ist ein wichtiger Punkt den alle sehr leicht übersehen. Erst mal sollte man wissen wie Faschismus entsteht und wie weit das gehen kann. Tu nicht so als hätte ich unwirkliche Vorstellungen! Zb. die Tween Towers. Das ist noch nicht so lange her und es waren Leute mit einem starken Glauben. Man könnte mit einer Religion die ganze Welt vernichten. Denn es basiert auf dem gleichen Prinzip wie Faschismus. Nicht böse gemeint.

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MarcusTullius  04.04.2014, 23:51
@IceHunter

Erm... ich sage bereits, dass es in jedem Bereich Eiferer gibt, die nichts anderes gelten lassen, als ihre eigene Meinung. Dies kann sowohl eine religiöse, politische oder auch andere Ansicht sein. Das ist dann kein Faschismus, sondern Fanatismus.

Davon ist die katholische Kirche (glücklicherweise) zumindest mittlerweile meilenweit entfernt. Sie sucht den Dialog mit anderen Religionen und sieht sich in keinster Weise als diejenige, die die "Weisheit gepachtet" hat.

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IceHunter  05.04.2014, 00:06
@MarcusTullius

Ja, schon gut. Schau dir mal den Film Die Welle an. Vielleicht verstehst du dann was genau ich damit meine. Die meisten verstehen es allerdings nicht. Ich habe es jedenfalls selbst erlebt als ich mich von den hasserfüllten Videos von Anonymus begeistern ließ. Man merkt es nicht solange man daran glaubt was alle in der Gemeinschaft sagen. Erst nach einem halben Jahr bin ich drauf gekommen was da abging O.o

Hier der Film: http://streamcloud.eu/ei2wwmbn3e5b/die_welle.flv.html

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MarcusTullius  05.04.2014, 00:33
@IceHunter

Die Welle habe ich schon vor Urzeiten gelesen und weiß jetzt zumindest ansatzweise, was du meinst. Schätze du möchtest auf Kritikfähigkeit und ein gesundes Urteilsvermögen raus. Hierbei können meiner Meinung nach sowohl Religion, als auch die Philosophie helfen oder auch beide Fehlschlüsse nicht vermeiden. Die Schlüsseleigenschaft ist für mich (abgesehen von Religion oder Philosophie) ein Bemühen um gegenseitiges Verständnis und die Achtung vor der Meinung anderer.

Auch wenn ich das Argument oben schonmal gebraucht habe, Jesus hat die Achtung voreinander gelehrt und war ständig auf Seiten der Schwachen und Unterdrückten. Er forderte nicht zum Krieg oder zu Waffen etc, auf, trotzdem wurde das leider ab und an so verstanden (soweit ich weiß geht es dem Islam da ähnlich). Die 10 Gebote sehe ich als Klassiker von Gemeinschaftsregeln an (natürlich kann man über 2-3 Gebote streiten, aber der Rest paßt einfach zeitlos in Gemeinschaften).

Andererseits haben auch große Philosophen ihre Schattenseiten. So groß meine Achtung vor den Klassikern auch ist, Platons Frauenbild ist alles andere als menschenwürdig und von den Sklaven mag ich jetzt erst mal gar nicht anfangen.

Was ich EIGENTLICH sehr schade finde ist, dass man in der Schule auswählen MUSS. Für mich persönlich schliesst sich Philosophie und Religion nicht gegenseitig aus, sondern verwendet (auch wie bereits oben erwähnt) lediglich unterschiedliche Legitimationen. Ein gegenseitiges Beleben ist durch diese Trennung meines Erachtens leider ziemlich ausgeschlossen. Wer sagt denn, dass manche religiöse Menschen nicht eine philosophische Ergänzung gut täte oder manchen philosophisch veranlagtem eine religiöse?

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IceHunter  05.04.2014, 13:02
@MarcusTullius

Natürlich ist Religion an sich sehr gut! Es sind einfach die gefährlichen Begleiter, die ich ja schon erwähnt habe. Es ist nicht nur, dass es eine Gemeinschaft zu grausamen dingen bewegen kann. Sondern auch, dass die Menschen Konzepte kopieren, Glaubenssätze entwickeln die ihre Persönlichkeit enorm beeinflussen. (die meisten davon sind natürlich positiv) Es lässt die Menschen Massendenken wodurch eigene Gedanken ausgeschlossen werden. Per Definition macht das einen Menschen dumm. Auch wenn ich niemanden dumm wegen seiner Religion nennen würde. Nein, viel eher blind. Ich hoffe das fasst du nicht als Beleidigung auf, Denn wenn, kannst du nicht verstehen was ich damit wirklich meine.

Ich sage ja auch nicht, dass alle Dr. Philosoph spielen sollen. Es gibt einfach zu viele die falsch urteilen. Und eine falsche Meinung sollte man nicht den unwissenden aufzwingen. Aber selbstständiges denken fehlt in unserer Gesellschaft. So ein Unterricht kann dazu anregen. Deswegen finde ich, zuerst Psychologie und dann Religion.

Religion sollte genauso wie Philosophie ein freier Unterricht sein, den man ohne entweder oder wählen kann. Allerdings ist das eine Frage der Zeit.

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kwonel  05.04.2014, 00:38

"Meiner Meinung nach ist der "Sinn" sowohl der Religion, wie auch der Philosophie, dass man sich als Mensch besser zurecht findet, teilweise sogar ein besserer Mensch wird."

  • Dazu trägt aber nicht die Religion bei. Wenn man sich die Bibel durchliest, findet man sehr viel, was ein normaler Mensch heute sofort ablehnen würde. Es sollte bekannt sein, was ich meine. Stattdessen pickt man sich die angenehmen und schönen Sachen heraus und hält sich an diese. Warum dann nicht gleich die Schriften von den großen Philosophen zum Thema Moral lesen, die frei von Religion formuliert wurden?
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MarcusTullius  05.04.2014, 00:44
@kwonel

Dann solltest du mal intensiv das neue Testament schmökern und dir das zu Gemüte führen, was Jesus getan und gesagt hat. Das spricht einfacher, tiefer und direkter an als es die "großen Philosophen" bisher bei mir erreicht haben.

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Philosophie ist besser

Wenn du nicht religiös bist, dann entscheide dich für Philosophie. Es ist ein höchst interessantes Fach.

Ich finde das Logik beispielsweise sehr nützlich ist.

Es werden verschiedene Zugänge/Perspektiven auf die jeweiligen Lebensfragen abgearbeitet. Du lernst analytisch zu denken, eine Transferleistung zu bringen, sowie stringent zu argumentieren.

Ob es für dich persönlich vom Nutzen ist oder im Leben, hängt natürlich davon ab, was du für ein Leben führst.

hier ein Beispiel für die Inhalte Philosophie in der Sek 2

http://www.amg-bensberg.de/wp-content/uploads/2012/02/Schulinternes-Curriculum-Philosophie-f%C3%BCr-S-II.pdf

Für deine Stufe/Schulform kannst du im Internet das Curriculum finden, indem du das Fach, das Bundesland sowie Schulform und Lehrplan in die Suchmaschine eingibst.

Locoloco77  06.04.2014, 21:56

Meine vollste Zustimmung!

Religion wird später eh nur noch eng an die Bibel gebundenes Analysieren von Texten, es werden einzelne Reden von z.B. Hiob in kleinste Teile zerlegt etc. Im Prinzip nur für Leute interessant, die tatsächlich vom Christentum überzeugt sind und später auch Theologie studieren möchten. Also Religionsunterricht ist in der Oberstufe furztrocken, es sei denn man ist eben extrem an der Bibelgeschichte interessiert. Ich spreche da aus eigener Erfahrung.

Philosophie hingegen ist für das persönliche Leben und Weltbild viel wertvoller und somit auch interessanter, wie ich finde. Indem man verschiedene Philosophen mit ihren Theorien durchnimmt, lernt man verschiedene Perspektiven der Welt kennen, auf die man teilweise von alleine so gar nicht gekommen wäre. Es fördert somit auch das tiefgründige und abstrakte Denken.

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suiluj123  07.04.2014, 13:11
@Locoloco77

Kann ich genauso bestätigen:

In unserem Philokurs waren wir am Anfang der Q1 ca. 18 Leute. Nach einem halben Quartal sind dann insgesamt 12 evangelische Religionsleute zu uns in den Philokurs gewechselt :) einfach weil es denen zu trocken und langweilig war und die immer neidisch zugehört hatten, als wir denen unsere philo stories erzählt habe.. man muss sagen, wir haben auch nen geilen lehrer!!

jetzt bin ich in der Q2, meine letzte schulwoche hat angefangen und wir sind nur noch 12 leute.. von denen machen 2 mündliches abi in dem fach!

also: wie in meinem beitrag oben, wechsel auf jeden fall!! es hat nur vorteile! :D

@Locoloco77: bist du dann auch gewechselt?? weil du schreibst: "aus eigener erfahrung"^^

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Philosophie ist besser

Ja. Es ist gut über Dinge nachzudenken, die man nicht versteht. Das fehlt in unserer Gesellschaft enorm. Was glaubst du wieso Faschismus möglich war und auch heute noch auf der ganzen Welt massiv spürbar ist? Weil alle blind sind und niemand nachdenkt. Weil alle Gedanken und Konzepte von anderen kopieren anstatt sich seine eigenen Gedanken zu bilden.

Was soll dir Religion bringen? Bis auf einige Weisheiten die man daraus ziehen kann natürlich :) Im Prinzip heißt das nur, sich dafür zu entscheiden, dass man an eine Geschichte glaubt, die dir wirklich niemand bewiesen kann.

IceHunter  04.04.2014, 23:01

Ich würde diese Geschichte gerne mal bewIESen XD

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Religion ist besser

Religion ist umfassender und beinhaltet auch Philosophie.

Ist Philosophie wirklich interessanter....

Das kommt sehr darauf an, wie der Unterricht gestaltet wird und auf die Zusammensetzung des Kurses. Aber das gilt genauso für das Fach Religion.

.... und später nützlicher im Leben als Religion?

Das kommt u.a. auch darauf an, was du machen wirst. Aber das ist nur ein Aspekt.

Aus der Wikipedia:

In der Philosophie (altgriechisch φιλοσοφία philosophía, latinisiert philosophia, wörtlich „Liebe zur Weisheit“) wird versucht, die Welt und die menschliche Existenz zu deuten und zu verstehen.

Also Philosophie ist eine "Disziplin", in der es hauptsächlich um das Verstehen geht, also eine kognitive Angelegenheit. Religion ist da umfassender. Religion kann sich auch mit verstandesmäßigen Argumenten auseinandersetzen, aber sie erschöpft sich nicht darin. Religion wird zelebriert, also gefeiert. Mir fällt kein einziger "philosophischer Festtag" ein, dafür auf Anhieb eine Reihe religiöser Feste. Was gefeiert wird, soll man, aber muss man nicht in allen Einzelheiten verstehen. Religion ist vom Wesen her zwar etwas Irrationales, aber es berührt unsere Existenz ganz enorm. Das wird und will die Philosophie nicht erreichen. Es gibt in unserer Welt sehr viel Irrationales, das mit Religion gar nichts zu tun hat. Allein die Realität an sich, bzw. das, was wir dafür halten, ist irrational. Das Verhalten der Materie im Bereich des bisher bekannten "Kleinsten" ist völlig irrational und nicht mehr zu verstehen (wohl aber zu "beobachten"). Ich denke nur z.B. an instantane Veränderungen im Universum, die sich mit dem z.Z. gängigen kosmologischen Modell nicht wirklich erklären lassen. Oder ich denke an nachvollziehbare "Wunder" (z.B. die kirchlich anerkannten und nach heutigem wissenschaftlichen und medizinischen Kenntnisstand nicht zu erwartenden Heilungen in Lourdes), die selbst überzeugte und erklärte Atheisten an ihre Grenzen führt. Mit Philosophie allein kommt man da nicht mehr weiter (und braucht es auch gar nicht), wohl aber mit Religion. Um Religion wirklich "verstehen" zu können, muss man deren Feste feiern. Dann erschließt sich ein Raum, den man vorher nicht betreten konnte.

Philosophie ist meiner Meinung nach eine sehr schöne und interessante Disziplin (bzw. ein Unterrichtsfach). Ich kann es nur empfehlen, sich mit solchen Fragen auseinander zu setzen. Aber das Leben als "lebenswert" und liebenswert zu erfahren, kann man dadurch noch nicht. Da kommt dann die Religion ins Spiel. Es geht also nicht so sehr um die Frage "Philosophie oder Religion", sondern ein Sowohl-als-Auch von Philosophie und Religion. Das Unterrichtsfach Religion ist vor allem in der Oberstufe am Gymnasium ohnehin eine Art erweiterter Philosophieunterricht. Damit erübrigt sich die Frage nach dem, was "besser" sein soll.

Da es ist der Abstimmung leider keine dritte Wahlmöglichkeit gibt, geht meine Option klar zugunsten der Religion, da diese mehr umfasst als die Philosophie.

Das ist bestimmt nicht so verkehrt was du möchtest. Nur zu. Früher gab es solche Alternativen leider nicht, sonst....