Vollmond schlafen? Angst?

4 Antworten

Damit hatte ich zeitlebens kein Problem. Wer müde ist der schläft auch. Wir haben beim militaire auch bei Vollmond im Gelände geschlafen, ohne Zelte. Da wir müde waren hat der Vollmond niemanden vom Schlaf abgehalten.

Hallo Anonym97,

bitte hab da keine Angst, die wäre vollkommen unbegründet.

Ja: Etwa ein Drittel der Menschen sagt von sich, sie schlafen bei Vollmond schlechter.

Nein: Der arme Mond ist da vollkommen unschuldig. Der macht da gar nichts. Es ist vielmehr der Mythos selber der selbstverstärkend ist.

Für uns unangenehme Dinge machen unser Gehirn nervös, wenn es nicht versteht, warum sie passieren. Das Gehirn versucht Muster in dem Wiederkehren dieser Unannehmlichkeiten zu erkennen, in der Hoffnung, ihnen ausweichen zu können. Das ist ein im Laufe der Evolution entstandenes recht sinnvolles Prinzip... nur manchmal führt es dazu, dass unser Gehirn Regelmäßigkeiten zu erkennen vermeint, die in der Realität nicht da sind. Der Psychologe spricht von "Mustererkennung".

Die Vermutung, bestimmte Ereignisse würden sich bei Vollmond häufen, ist eine Folge dieser übertriebenen Mustererkennung. Der Vollmond liefert den perfekten Sündenbock für schlechten Schlaf: Diese Erklärung ist unpersönlich und birgt in sich die Hoffnung, das Problem verschwinde eh von selbst. Solche Erklärungen mag unser Unterbewusstsein sehr.

Jedesmal, wenn wir bei Vollmond schlecht schlafen, werden wir unseren Eindruck, dass der Mond schuld ist, befriedigt bestätigen können.

Wenn wir bei anderen Mondphasen schlecht schlafen, fällt uns bequemerweise der Mond gar nicht ein: Die Wahrscheinlichkeit das Gegenbeispiel für unsere Überzeugung überhaupt zu bemerken, ist sehr viel geringer als beim Positivbeispiel. Auch die Vollmondnächte, in denen wir bestens schlafen, registieren wir nicht als Gegenbeispiele.

In der Psychologie nennt man dieses Phänomen die "selektive Wahrnehmung", die übrigens mit "Einbildung" nichts zu tun hat. Es ist eher wie bei den optischen Täuschungen, bei denen wir vollkommen intuitiv und unbewusst Dinge sehen, die nicht da sind: Unser Unterbewusstsein meldet verschiedene Dinge unterschiedlich zuverlässig ins Bewusstsein. Und bei den Mythen um den Vollmond registrieren wir eben die positiven Beispiele sehr viel häufiger als die Gegenbeispiele... und meinen DESHALB, ein Muster zu erkennen.

Wie Shakespeare schon schrieb:

The fault, dear Brutus, is not in our stars, but in ourselves.

Eine überwältigende Studienlage belegt: Wenn man sauber nachzählt, wird in mondlosen Nächten genauso häufig oder selten schlecht geschlafen, wie in den Vollmondnächten.

 Ich zitiere mal ein paar dieser Untersuchungen:

Die österreichischen Schlafforscher Klösch und Zeitlhofer haben sich 2003 gefragt: Hat die Mondphase Einfluss auf die Schlafqualität. Untersucht wurden in ihrerr Studie Schlaftagebuchaufzeichnungen (jeweils 14 Tage) von je knapp 200 Gesunden und Patienten mit anerkannten Schlafstörungen über einen Zeitraum von 6 Jahren (1997-2002). Ich zitiere:

In keiner der zur Verfügung stehenden subjektiven Schlafbeurteilungen konnte ein signifikanter Unterschied zwischen den Vollmond-/Neumondnächten, den Nächten während des zunehmenden/abnehmenden Mondes und den als "neutral" eingestuften gefunden werden. Dies gilt gleichermaßen für Gesunde, Patienten, Männer und Frauen. Auch konnte keine Zunahme in der Anzahl der erinnerten Träume beobachtet werden.

Und das ist nur ein kleiner Teil der Daten, wie das Max-Planck-Institut vermeldete:

"Um Zufallsbefunde zu vermeiden, wie sie in Studien mit geringer Teilnehmerzahl möglich sind, untersuchten die Wissenschaftler nun Schlafdaten von 1.265 Probanden aus 2.097 Nächten. „Nachdem wir diese große Anzahl von Daten ausgewertet hatten, konnten wir frühere Ergebnisse aus anderen Studien nicht bestätigen“, berichtet Martin Dresler, Neurowissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München und Donders Institute for Brain, Cognition and Behaviour in Nijmegen, Niederlande. „Wir konnten keinen statistisch belegbaren Zusammenhang zwischen menschlichem Schlaf und den Mondphasen aufzeigen.“

Im Rahmen dieser Untersuchungen fand sein Team weitere unveröffentlichte Analysen von über 20.000 Schlafnächten, welche ebenfalls keinen Einfluss des Mondes feststellen konnten. Dass diese Ergebnisse nicht veröffentlicht worden sind, könnte ein Beispiel für eine verzerrte Veröffentlichungspraxis sein, wie sie beispielsweise auch als „Schubladenproblem“ bekannt ist. Darunter versteht man das Phänomen, dass viele Untersuchungen zwar durchgeführt, aber nie veröffentlicht werden – sie verbleiben stattdessen in der Schublade der Forscher."

Noch neuere Untersuchungen bestätigen dies:

https://www.researchgate.net/publication/283261567_Bad_sleep_Don%27t_blame_the_moon_A_population-based_study

A total of 2125 individuals (51.2% women, age 58.8 ± 11.2 years) participating in a population-based cohort study underwent a complete polysomnography (PSG) at home. Subjective sleep quality was evaluated by a self-rating scale. Sleep electroencephalography (EEG) spectral analysis was performed in 759 participants without significant sleep disorders. (...) Conclusion: Our large population-based study provides no evidence of a significant effect of lunar phases on human sleep.

Der arme Vollmond ist ein Sündenbock für alles Mögliche: Laut Volksmund passieren bei Vollmond mehr Unfälle, werden mehr Kinder geboren, gibt es mehr Komplikationen bei Operationen,.... und __keiner(!)__ dieser Mythen bestätigt sich, wenn man sauber nachzählt.

Also: Wenn der Mond genau in Dein Fenster scheinen sollte, dann ziehe ein wenig die Vorhänge vor, damit es nicht heller ist als sonst. Und dann kannst Du auch genauso gut schlafen. Jedenfalls dann, wenn Du Dir nicht gezielt einredest, dass Du gaaaaanz sicher nicht schlafen wirst. Dann verkrampft man nämlich und kann dann auch nicht schlafen. "Selbsterfüllende Prophezeihung" heißt das dann...

Grüße

Und hier sind noch ein paar Links, in denen es auch um alle möglichen anderen widerlegten Mondmythen geht, damit Du siehst, dass an diesen Gerüchten halt einfach nichts dran ist:

http://www.dermond.at/index.php

Und hier ein sehr umfassender Artikel ab S. 23, allerdings auf Englisch

http://www.aske-skeptics.org.uk/resources/Intelligencer/Intelligencer_2-3and4_1998_WithoutAddress.pdf#page=23

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Diplom in Physik, Schwerpunkt Geo-/Astrophysik, FAU

Bei Vollmond ist absolut nichts (wirklich nichts) anders.

Er scheint etwas heller, okay, aber moderne Straßenlampen sind heller.

Und keiner der Menschen, die angeblich bei Vollmond schlechter schlafen, konnte dies im Schlaflabor wiederholen.

Das liegt an der Helligkeit im Schlafzimmer. Sie wirkt störend.

Wer dichtschließende Jalousien vorm Schlafzimmerfenster hat und die bei Vollmond dichtmacht, hat keine Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen.