VHS-Schulabschlüsse peinlich/"weniger wert", schlecht?

Das Ergebnis basiert auf 10 Abstimmungen

Nein, definitiv nicht 80%
Ja, finde ich schon 10%
Neutral 10%

5 Antworten

Nein, definitiv nicht

Es gibt klare Auflagen und Anforderungen, damit Bildungseinrichtungen bestimmte Abschlüsse vergeben dürfen. Sprich, trotz aller Kritik und allem Förderalismus ist Vergleichbarkeit gegeben, eben weil dort Behörden ein Auge drauf haben und weil diese Anforderungen existieren. Somit hat jemand, der diesen Abschluss bekommt, auch diese Anforderungen erfüllt - völlig egal, wo die Person das gemacht hat.

Nein, definitiv nicht

Ich hatte keinen Schulabschluss und war auch auf Volkshochschule um den Schulabschluss nachzuholen. Ich finde das nicht schlimm. Hauptsache man hat einen Abschluss.

volkan45452  07.12.2023, 21:35

Hast du mittlere Reife gemacht oder ?

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Ich finde es gut, das man den trotzdem noch nachholt.

Ja, finde ich schon

Von jemandem, der erst am Gymnasium das Abitur versucht hat und es später an einer Abendschule gemacht hat habe ich bestätigt bekommen, dass die Abendschulen einem in mehrerer Hinsicht sehr viel mehr „entgegen kommen“. Das fängt bei der Fächerwahl an, man denke hier vor allem an die zweite Fremdsprache, die man an der Abendschule nun einmal auch neu einsetzend machen kann. Es ist definitiv einfacher, Klausuren nur über Anfängergrammatik und Vokabeln und Übersetzungen simpler Texte zu schreiben, als in einer Fremdsprache, die man seit 7 Jahren lernt, Erörterungen und Gedichtinterpretationen zu schreiben. Bei den eigentlichen Abiturprüfungen gibt es soweit ich weiß keinen Spielraum für niemanden, weil die zentral sind, aber wenn man die Abiturprüfungen in den Sand setzt, kann die Benotung des Unterrichts einen rausreißen, und wenn der Unterricht einschließlich der Aufgabenstellung und Benotung in Klausuren sehr viel lockerer und mit zugedrückten Hühneraugen gehandhabt werden… dann macht es das Abitur einfacher. Man kann es sicherlich nicht pauschal über alle Abendschulen im Vergleich zu allen Gymnasien sagen, und ein gewisser Mindeststandard muss auch an der Abendschule erreicht werden, aber Abendschulen haben ihren Ruf schon nicht ganz ohne Grund.

TavorExpidet 
Fragesteller
 10.11.2023, 01:43

Dann ist Gymnasium auch nicht Gymnasium... Da gibt es teilweise (bis auf die Abschlussprüfungen) erhebliche Unterschiede vom Niveau. Ist es bspw. ein Gymnasium in staatlicher Trägerschaft, kann man davon ausgehen, dass es deutlich lockerer zugeht im Unterricht als auf einem Gymnasium in katholischer Trägerschaft. Ist bei Realschulen dasselbe Prinzip und das man Gesamtschulen echt total knicken kann ist hinlänglich bekannt, die stehen qualitativ mMn auf der echt allerletzten Qualitätsstufe was deren Abschlüsse anbelangt.

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warai87  10.11.2023, 02:04
@TavorExpidet

Ja, bei Gymnasien gibt es absolut Unterschiede! Bei Gesamtschulen muss ich widersprechen, da kenne ich ein Gegenbeispiel… aber ja, im Großen und Ganzen ist das Abitur jedenfalls nicht überall gleich.

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HappyMe1984  10.11.2023, 20:21

Diese Arbeiten mögen dir nach 7 Jahren Unterricht in dieser Fremdsprache einfacher vorkommen. Allerdings ist der Punkt ja gerade der, dass die Schüler*innen diese Sprache halt NICHT bereits seit 7 Jahren lernen, sondern erst neu damit angefangen haben!

Ebenfalls haben Menschen, die Abendschulen begegnen, parallel zu diesem Unterricht in der Regel auch einen Job, einen Haushalt, vielleicht sogar Kinder zu versorgen. Deshalb gehen sie ja abends zur Schule. Wie viele Schüler*innen auf einem regulären Gymnasium betrifft das?

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warai87  10.11.2023, 23:14
@HappyMe1984

Der Lernaufwand innerhalb des Abiturs mag derselbe sein, aber nicht der gesamte Zeitaufwand und vor allem nicht der inhaltliche Anspruch. Wenn jemand 9 Jahre lang Fremdsprache 1 gelernt hat und 7 Jahre lang Fremdsprache 2 und 3, und alle im Abitur als Prüfungsfach hatte, da willst du dich ernsthaft hinstellen und sagen das sei derselbe Aufwand und der gleiche Wert wie wenn einer 9 Jahre lang Fremdsprache 1 und 3 Jahre lang Fremdsprache 2 gelernt hat?

Ebenfalls haben Menschen, die Abendschulen begegnen, parallel zu diesem Unterricht in der Regel auch einen Job, einen Haushalt, vielleicht sogar Kinder zu versorgen
  1. Eben nicht alle. Es gibt auch Leute, die das mit Bafög machen oder mit Bürgergeld, die zu Hause wohnen oder in einer Partnerschaft mit einem gutverdienenden Partner.
  2. Kinder liegen im Verantwortungsbereich der Person selbst.
  3. Es mag das Leben der Leute insgesamt natürlich schwieriger machen, aber nicht das Abitur selbst.

Also ehrlich gesagt, du und medmonk, ihr seid persönlich betroffen und so ein bisschen im Ego gekränkt, kann das sein? Das ist nicht meine Absicht, aber wenn es Vereinfachungen gibt, auch wenn es die aus gutem Grund gibt, dann kann man trotzdem nicht so tun, als wären es keine Vereinfachungen und es wäre alles „dasselbe“. Dasselbe sind die Abiturprüfungen, da sind wir uns einig, aber der vorherige Unterricht an einer Abendschule ist nun einmal anders.

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HappyMe1984  11.11.2023, 00:55
@warai87

Ich habe mein Abitur 2003 an einem ganz normalen Gymnasium nach ganz regulären 13 Schuljahren gemacht.

Allerdings habe ich auch vor 2 Jahren nebenberuflich die Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin erfolgreich absolviert. Dadurch habe ich auch einen Einblick bekommen, was es bedeutet, als erwachsener Mensch mit all den damit einhergehenden Verpflichtungen und Verantwortlichkeiten inklusive der dazugehörigen Mental Load neben dem Job Abende und Wochenenden mit Lernen und Prüfungsvorbereitungen zu verbringen. 1,5 Jahre mit erheblich reduzierter Freizeit. Während man nicht jünger wird und Erholungszeiten eine spürbar zunehmend große Rolle spielen. Und, ja, das Lernen halt auch nicht leichter fällt als in jüngeren Jahren.

Das, was du da "Vereinfachungen" nennst, sollte man wenn, dann viel eher als "Nachteilsausgleich" bezeichnen. Und aus der Perspektive der Personen, die diesen Weg gehen, ist das eben nicht einfacher. Allein schon deshalb, weil man für diesen Weg bestimmte Kriterien erfüllen muss, die automatisch zu einer ganz anderen Lebenssituation als der der klassischen SuS führen - mindestens 19 Jahre alt, Haupt- oder Realschulabschluss UND eine bereits abgeschlossene Berufsausbildung.

Ich finde es da einfach super arrogant, wenn man diesen Weg und die dabei erworbenen Abschlüsse als irgendwie minderwertig abtut. Es stecken enorme Leistungen aufgrund der Rahmenbedingungen dahinter, wenn Menschen diesen Weg gehen und erfolgreich abschließen! Völlig egal, ob sie nun 2 oder 7 Jahre in das Erlernen einer zweiten Fremdsprache gesteckt haben. Ach, und übrigens - meine 5 Jahre Französisch haben bei mir gerade mal so viel Wissen hinterlassen, dass ich mir vielleicht gerade noch so stotternd einen Kaffee in Frankreich bestellen könnte - und schon raus wäre, wenn eine Nachfrage dazu käme...

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warai87  11.11.2023, 03:38
@HappyMe1984
Weiterbildung zur Wirtschaftsfachwirtin erfolgreich absolviert

Hierfür hast du und haben alle anderen, die das machen, meinen vollsten Respekt und ich stimme dir in allem zu, was du darüber schreibst. Das ist aber eben auch einfach etwas vollkommen anderes als das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg, um den es in der Frage ging. Ein wesentlicher Unterschied ist zum Beispiel, dass man den Wirtschaftsfachwirt ja nicht mit 16 oder 18 oder 20 machen kann, weil er ja erstens Berufsbildung und soweit ich weiß darüber hinaus auch Berufstätigkeitsjahre voraussetzt. Und da man ihn nicht früher machen kann, kann man ihn auch nicht vergleichen. Die Frage geht um den Vergleich von Abitur in der Erwachsenenbildung mit Abitur in der Schule, Weiterbildungen wie deine gibt es nur in der Erwachsenenbildung.

Das, was du da "Vereinfachungen" nennst, sollte man wenn, dann viel eher als "Nachteilsausgleich" bezeichnen

Ja Ich hatte in meinem letzten Kommentar auch schon überlegt, ob ich Lese- und Rechtschreibschwäche als Vergleich hinzu ziehen soll. Denn es stimmt, genau das kann der Knackpunkt sein, ich bin nämlich nicht bereit, eine mit einem Nachteilsausgleich erreichte Leistung als gleichwertig anzuerkennen, und der Grund dafür ist, dass ich es eben nicht wie du schreibst aus der Sicht der Nachteilsausgeglichenen sehe, sondern aus der Sicht der Leute, die nicht ausgeglichen wurden. Ich verstehe (größtenteils), warum es diese Nachteilsausgleiche / Vereinfachungen gibt, ich verstehe die Nachteile, die auszugleichen man versucht, ich verstehe was man damit erreichen will. Ich bin nur nicht bereit, beispielsweise über jemanden mit LRS, der dieselbe Note in Deutsch hat wie ich zu sagen, der ist genauso gut in Deutsch wie ich, denn er ist es nicht, er hat ja LRS, er hat Probleme mit Schreiben und Lesen. Er soll nur beispielsweise bei der Bewerbung auf einen Studienplatz für beispielsweise Geographie nicht wegen seiner Schwäche einen Nachteil mir gegenüber haben.

Ich finde es da einfach super arrogant, wenn man diesen Weg und die dabei erworbenen Abschlüsse als irgendwie minderwertig abtut

Das Wort „minderwertig“ würde ich in diesem Zusammenhang nicht benutzen, weil es zu harsch und beleidigend ist, und außerdem ist immer auch der Unterschied, mit was man etwas vergleicht. Natürlich ist ein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg auf jeden Fall super viel besser als gar kein Abitur, das ist überhaupt gar keine Frage, und deswegen bin ich ja auch nicht dafür, sowas abzuschaffen oder nicht mehr zu fördern oder ähnliches, und Absolventen davon können selbstverständlich stolz auf sich sein. Aber der gleiche Wert wie das normale Abitur, bei all den Vereinfachungen? - Nein. Und wenn das arrogant gefunden wird, dann ist das so, aber nachvollziehen kann ich es nicht. Um bei dem Beispiel mit der Fremdsprachen mit ingesamt 11 Jahren Lernaufwandszeit Unterschied zu bleiben - das Beispiel ist übrigens mein eigenes -, wenn du beispielsweise sagst, du findest das gleichwertig, du siehst keinerlei mehr Leistung in drei Fremdsprachen als in zwei, dann spielst ganz im Gegenteil du meinen zusätzlichen Aufwand herunter und dann hätte im Gegenteil ich einen Grund, mich gekränkt zu fühlen.

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HappyMe1984  11.11.2023, 11:09
@warai87

Ein Abitur an der Abendschule kann man ebenfalls nicht mit 16 oder 18 machen! Das ist ja genau der Punkt - es gibt Kriterien, die man erfüllen MUSS; um diesen Weg überhaupt beschreiten zu KÖNNEN. Und die sind eben sehr vergleichbar mit anderen nebenberuflichen Weiterbildungen.

Irgendwie vermittelst du den Eindruck einer Person, die ihre Privilegien noch nicht gecheckt hat bzw. noch nicht verstanden hat, was Privilegien im Sinne der Abwesenheit von Nachteilen eigentlich sind und was sie bewirken. Ich denke, es wäre ein guter Ansatz für dich und deine Persönlichkeitsentwicklung, genau da mal anzusetzen! Und wenn du das gemacht hast, denk noch mal in Ruhe darüber nach, was du hier geschrieben hast...

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medmonk  10.11.2023, 20:52
Von jemandem, der erst am Gymnasium das Abitur versucht hat und es später an einer Abendschule gemacht hat habe ich bestätigt bekommen

Anekdotische Evidenz ist subjektiv und nicht repräsentativ um verlässliche Schlussfolgerungen ziehen zu können. Deine Meinung wurde von einer Person bestätigt und daher recht lapidar ein „entgegen kommen” behauptest.

(...) in mehrerer Hinsicht sehr viel mehr „entgegen kommen“.

Die Anforderungen sind weder höher noch niedriger und dennoch kommt man den Schülern anderweitig entgegen. Die Schülerzahl ist einerseits geringer und der Unterricht teils so angepasst sowie gestreckt wird, damit derlei Abschlüsse auch von berufstätigen Menschen erworben werden können.

und wenn der Unterricht einschließlich der Aufgabenstellung und Benotung in Klausuren sehr viel lockerer und mit zugedrückten Hühneraugen gehandhabt werden…

Die Stimmung ist meist lockerer und eine andere, weil jene Menschen mit einer ganz anderen Motivation bei der Sache sind. Sei es bei den schulischen Abschlüssen, beim Erlernen von weiteren Fremdsprachen oder weil man sich über Abendschulen (allgemein VHS) weitere/andere Kompetenzen aneignet.

aber Abendschulen haben ihren Ruf schon nicht ganz ohne Grund.

Welcher Ruf soll das sein? Einen Abschluss hat man oder hat man nicht und danach kräht kein Hahn mehr danach, ob nun Abendschule oder sonst woher. Wenn ich jetzt ebenso subjektiv argumentiere, war es bisher eher so, das mir meine zusätzlichen Bemühungen besonders positiv angerechnet wurden.

Egal ob schulische oder berufliche Fort- und Weiterbildungen, diese sind weder weniger wert noch sind sie peinlich. Zumal es zig Ursachen und Gründe gibt, warum manche es nicht über den regulären Weg geschafft haben. An Abendschulen gibt es nichts geschenkt und es dort genauso klare Auflagen und Anforderungen gibt. Andernfalls wären dortige Bemühungen schnell für die Katz.

LG medmonk

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warai87  10.11.2023, 22:07
@medmonk
Deine Meinung wurde von einer Person bestätigt

Ich hatte vorher keine Meinung, weil auch noch nie Gedanken drüber gemacht, und die Person hat mir das so ungefragt erzählt, und ja auch begründet, warum. Ist das mit der zweiten Fremdsprache unwahr? Wenn nein, dann ist das sehr wohl eine Vereinfachung, und zwar nicht als Meinung, sondern als Fakt.

Die Schülerzahl ist einerseits geringer

Siehst du: auch das IST natürlich eine Vereinfachung.

Welcher Ruf soll das sein?

Der nach dem in der Frage gefragt wurde.

Egal ob schulische oder berufliche Fort- und Weiterbildungen, diese sind weder weniger wert noch sind sie peinlich.

Peinlich habe ich nicht gesagt, bei „weniger wert“ kommt es darauf an. Schulische Ausbildungen beispielsweise haben deshalb einen geringeren Wert als duale, weil eben der praktische Einsatz fehlte oder sehr viel kürzer war. Vierwöchige Weiterbildungen haben weniger Wert als einjährige, wenn es sich um das gleiche Thema handelt. Ein an der Abendschule gemachtes Abitur hat dann exakt den gleichen Wert wie ein „normales“, wenn es zum Beispiel um die Bewerbung für einen Studiengang geht, weil beim Notendurchschnitt nicht unterschieden wird, wo dieser erreicht wurde. Wenn es um eine Bewerbung bei einem Arbeitgeber geht, kommt es auf den Arbeitgeber an, aber wie ich weiß und der FS ja offensichtlich auch: Es gibt die Wahrnehmung, dass das VHS-Abitur mit Ausnahme der eigentlichen Abiturprüfung (weil die ja zentral ist) weniger streng und einfacher ist.

An Abendschulen gibt es nichts geschenkt

Geschenkt habe ich auch nicht geschrieben, ich habe geschrieben: lockerer, mit zugedrückten Hühneraugen und einfacher.

der Unterricht teils so angepasst sowie gestreckt wird, damit derlei Abschlüsse auch von berufstätigen Menschen erworben werden können

Was laut der genannten Person den Effekt hatte, dass auch Verspätungen von 15 oder 20 Minuten kommentar- und konsequenzlos durchgehen gelassen wurden. Das mag so manchen den Abschluss überhaupt erst ermöglichen, der vor und nach der Schule noch arbeiten, Kinder erziehen und Angehörige pflegen muss, wird aber auch ausgenutzt von den Leuten, die das alles eben nicht tun. Und das meinte ich tatsächlich oben auch mit „Ruf“, und deshalb hängt der Wert eines VHS-Abiturs u. a. eben auch davon ab, aus welchen Gründen und unter welchen Umständen jemand sein Abitur auf dem zweiten Bildungsweg erlangt hat.

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Nein, definitiv nicht

Würde ich jetzt nicht damit verbinden.