Vergleich Gotteskritik von Marx und Nietzsche?

Atheismus057  17.06.2022, 23:32

Was sagen die beiden denn?

12Stefi12 
Fragesteller
 17.06.2022, 23:47

Ganz knappMarx Der Glaube wird von den Herrschenden zur Unterdrückung&Ausbeutung der Arbeiter missbraucht und von der Kirche legitimiert

N. kritisierte die Moralisierung der Kirche

3 Antworten

Nietzsche war auf einer persönlichen Suche. Er hat versucht, sich eine eigene Weltanschauung zusammenzufügen, und hat allerlei religiöse Vorstellungen dabei miteinander vermischt. Er war gar nicht so unreligiös wie das immer dargestellt wird, man muss nur mal ein paar Zitate von ihm lesen. In einer ablehnenden Auseinandersetzung mit dem biblischen Gott, dabei aber interessiert an vielerlei Religionen und Weltanschauungen.

Marx war der Sohn eines Rabbiners, solide ausgebildet. Er hatte richtig Wissen über das Alte Testament, und bereits als Kind täglich Kontakt mit Gläubigen. Er hat allgemeine Aussagen gemacht, weil er halt beobachtet hat, wie die Lebensbedingungen der einfachen Menschen immer miserabler wurden, aber sich niemand dagegen aufgelehnt hat.

Das hat er mit Religion und Jenseitsvorstellung in Verbindung gebracht, und gemeint, dass die Leute ihr Leben ohne Religion eigenverantwortlicher führen würden. Der war meines Wissens nach eher neutral gegen das Konzept Gott an sich. Er hat halt gesagt, man sollte solche Vorstellungen abschaffen, weil nicht zielführend, und religiöse Vorstellungen wären eher schädlich, weil sie die Eigeninitiative lähmen. Weil Menschen aber immer wieder so dumm sind, sich so etwas auszudenken, müsse man sie schrittweise davon weg erziehen.

Schon recht verschiedene Charaktere.


Tonis9706  20.06.2022, 06:55
Nietzsche war auf einer persönlichen Suche. Er hat versucht, sich eine eigene Weltanschauung zusammenzufügen, und hat allerlei religiöse Vorstellungen dabei miteinander vermischt. Er war gar nicht so unreligiös wie das immer dargestellt wird, man muss nur mal ein paar Zitate von ihm lesen.

Nietzsche war nicht religiös. Er war aber ebenso wie Marx solide gebildet. Er kannte sich wohl besser mit dem Christentum aus als es ein Marx tat. Er kommt nämlich ebenso aus religiösen Elternhaus und sollte wie sein Vater Pfarrer werden.

Nietzsche erkannte aber sehr wohl, dass die Religion etwas geben. Und das Gottes Tod eine Leere entstehen lässt.

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Nach Marx ist Religion ein Protest gegen das Elend der Welt, gleichzeitig aber auch selber ein Ausdruck dieses Elends. Religion ist daher Protest in "falscher Gestalt", indem auf ein Jenseits vertröstet wird - ein Jenseits ohne Entfremdung, Ausbeutung, Klassenunterschiede, Kriege usw. Die Menschen brauchen die Religion als Trost, als letzte Hoffnung und als "Opium". Es macht deshalb nach Marx keinen Sinn, den Menschen die Religion auszureden und siedavon zu überzeugen, dass die Religion nur eine Illusion sei. Denn die elende menschliche Lage, der elende Zustand der menschlichen Gesellschaft schafft die religion immer wieder von Neuem. Die Kritik der Religion muss daher ergänzt werden durch die Kritik der realen gesellschaftlichen Verhältnisse.

Zitate von Marx:  „Das religiöse Elend ist in einem der Ausdruck des wirklichen Elendes und in einem die Protestation gegen das wirkliche Elend. Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks.“ " Dieser Staat, diese Sozietät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewusstsein, weil sie eine verkehrte Welt sind." "Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist." „Die Kritik des Himmels verwandelt sich in die Kritik der Erde."

Woher ich das weiß:Hobby – Studium des Marxismus

12Stefi12 
Fragesteller
 18.06.2022, 10:58

Ich verstehe das mit der Protesfunktion nicht ganz. Das was Sie dazu geschrieben haben, dass man auf das Jenseits ohne Elend etc. vertröstet wird, gehört doch eher zur Trostfunktion der Religion. Weil man eben mit den erwarteten Belohnungen im Himmelreich/im Jenseits vertröstet wird, sodass man das Elend in der realen Welt durchaltet und sich nicht gegen die ungerechten Strukturen wehrt.

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12Stefi12 
Fragesteller
 18.06.2022, 11:05
@12Stefi12

Inwiefern ist es also eine Protesfunktion? Besteht sie darin das die Kirche also zugibt, dass ungerechte Strukturen herrschen, dass das reale Leben auf der Erde Elend ist.

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Roland Sperling  19.06.2022, 15:32
@12Stefi12

Wenn die Religion die Menschen auf ein anderes Leben im ´Jenseits vertröstet, dann ja nur deswegen, weil das Leben im Diesseits so elend ist. Ansonsten bräuchte man diese Hoffnung auf ein besseres leben im Jenseits ja nicht. Es ist alsoein Protest gegen das wirkliche Leben. Natürlich ein hilfloser Protest, ein protest der nicht erkennt, welche gesellschaftlichen Mechanismen für da leid verantwortlich sind, bzw. der keine Mögflichkeit sieht, daran im wirklichen Leben etwas zu ändern.

Marx hat übrigens nicht die Kirche kritisiert. Er hat zwar oft über die "Pfaffen" gelästert, aber er war nicht der Meinung, dass die Kirche an dem Elend Schuld ist. Die Kirche verdummt nicht die Leute (jedenfalls ist das nicht das Hauptproblem), sondern die Kirche ist Teil jenes religiösen Denkens. Wenn die gesellschaftlichen Zustände die Religion gebären, dann gebären sie natürlich auch die religiösen Funktionäre.

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Marx gegen Gott ist der Kommunismus. Nietzsche hatte seine persönliche Kritik.