Verdiene ich einen Schwarzgurt im Taekwondo?

9 Antworten

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Also - ohne Worte. Unfassbar.

In solchen Momenten denke ich - Warum?

Warum kommt so ein Typ nie in mein Dojo?

Wir wissen nämlich ganz genau, was man mit so "Highkickboys" macht.

Ganz besonders, wenn sie sich selber ein fach mal einen schwarzen Gürtel umbinden...

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich betreibe seit über 30 Jahren Karate.

Das würde ich auch als Betrug sehen. Und es sind ja nicht schnelle Tritte allein, die einen Schwarzgurt ausmachen. Die Berechtigung musst du dir durch Prüfungen erwerben.

Deine Frage ist ähnlich, als würde jemand die Frage stellen, ob er ein Auto auch ohne Führerschein fahren dürfe, weil er seit 5 Jahren beim Autoscooter immer die besten Manöver fährt - und ihm all seine Freunde eine hohe Reaktionsschnelligkeit bestätigen. Du verstehst den Vergleich?

Aber es schwingt noch eine andere Sache mit, die man am besten mit "Geltungsdrang" umschreiben könnte. 

Bitte gehe in einer ruhigen Minute einmal in dich und stelle dir die Frage, aus welchem Grund du deinen Sport überhaupt betreibst.

Willst du fitter werden? Vielleicht auch in punkto Selbstverteidigung ein bisschen besser ausgerüstet sein? Oder geht es dir vonehmlich (was ich vermute) darum, deine Mitmenschen zu beeidrucken und dich interessant zu machen? Dagegen ist im Grundsatz nicht viel einzuwenden, weil es nur allzu menschlich ist. Es darf nur nicht überhand nehmen und solche Ausmaße annehmen.

Was aus deinen Ausführungen überhaupt nicht hervorgeht, ist, ob du derzeit in einem Verein Taekwon-Do trainierst - oder nur zu deinem persönlichen Vergnügen dein privates "Süppchen kochst". Ist es letzteres, dann kannst du dir gerne jede erdenkliche Fantasieuniform anziehen, in der du dich wohl fühlst. Eine schwarze Kordel um den Bauch macht dann den Kohl auch nicht fett.

In einem Verein geht das natürlich nicht. Logisch.

Mein Vorschlag wäre: Gehe zum Training in einem eingetragenen Verein - und durchlaufe dort das harte Trainingsprogramm. Mach jede einzelne Gurtprüfung mit, denn nach deinen Schilderungen dürfte dir das nicht allzu schwer fallen. Und nur nach rund fünf Jahren hast du dann vielleicht einen "richtigen" Schwarzgurt, der dir kein schlechtes Gewissen oder faden Beigeschmack hinterlässt.

Ein Gruß und viel Erfolg!

 

KachiKime  19.08.2017, 08:01

Oder noch besser: Gehe in eine Kampfsport-, / kunstschule mit deinem schwarzen Gürtel. Schnapp dir den Lehrer. Angrüssen - fight.

Dann siehste, was du verdienst - oder auch nicht.

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Der Gürtel hält die Jacke zu. Wer ihn als Statussymbol beansprucht, hat ihn nicht verdient, zumindest wenn er das Symbol eines Meisters darstellt.

So wie ich dich verstehe, lernst du Tae Kwon Do nicht im Verein sondern privat als Ergänzung zu den anderen Sachen. Den Vereinsstatuten nach wärst du bei einem Vereinsbeitritt erst mal ein Weißgurt, da dir nie jemand die Graduierung verliehen hat. Selbst wissen, dass man besser ist, zählt da nicht, das hat der Trainer als prüfende Instanz zu verleihen. Dem steht es auch frei, dich recht schnell auf eine hohe Graduierung hochzusetzen, was ja deinen Erzählungen nach gut möglich sein sollte. Ob das schwarz ist? Das weiß nur der prüfende Trainer.

Wenn du privat "Tae Kwon Pablo" machst, steht es dir frei, einen Schwarzgurt zu tragen, schließlich bist du in deinem privat erlernten der Meister. Aber wen willst du in einem Privattraining damit beeindrucken? Theoretisch könntest du auch im Verein als Schwarzgurt auftreten, aber damit könntest du in ein Fettnäpfchen treten, dass dich im Zweifel der Verein nicht mehr haben will. Gegen ein Gesetz verstößt du nicht, aber ggf. gegen Vereinsstatuten. Ja, im Verein eines offiziellen Verbandes wie dem WT wird man dich ziemlich wahrscheinlich als "Betrüger" oder Ähnliches darstellen, du beanspruchst etwas für dich, was normal von prüfenden Trainern verliehen wird und was dir niemand verliehen hat.

Außerhalb der Verbandsstatuten kann man dir nichts vorschreiben. Du könntest sogar dein eigenes System mit Bausteinen aus Tae Kwon Do, Karate und Kickboxen machen und dich gleich zum Großmeister machen. Das ist kein Betrug. Ob du allerdings schnell Schüler und Verbreitung findest, sei mal dahin gestellt. Es muss ja auch irgendeinen Mehrwert haben und die Leute müssen dich als Meister akzeptieren und respektieren.

Meiner Meinung nach gehört zu einem Schwarzgurt nicht nur das Beherrschen aller bis dahin erlernten Techniken, die man dann als Lehrer selbst vermitteln können soll, sondern auch die nötige didaktische Fähigkeit sie zu vermitteln und ein gewisses Maß an Reife da man eine Vorbildfunktion hat. Leider scheitert es bei einigen Schwarzgurten auch immer mal an mindestens einem davon, weshalb ich jetzt schon finde, dass der Lehrergrad zu leichtfertig verliehen wird.

Was ich mir vorstellen könnte: Du gehst offiziell in einen Verein und trittst erst mal bescheiden als Weißgurt auf. Du redest mit dem Trainer und sagst ihm, dass du schon viel in Privatstunden erlernt hast und es in sein Ermessen legst zu bestimmen, was du drauf hast (Zurückhaltung, Bescheidenheit, Höflichkeit, aber auch Ehrgeiz - eine Sitte jedes Kampfsportes). Bist du so gut, wie du sagst, wird er das innerhalb weniger Monate sehen und dich graduieren und dann hast du sehr schnell den 1. Kup. sofort oder in vielen kleinen Schritten innerhalb des kürzesten zulässigen Zeitraumes. Du greifst als 1. Kup dem Trainer als Co-Trainer unter die Arme und beweist so deine Didaktik und festigst dein Können. und könntest nach einem Jahr als Solches den 1. Dan haben. War deine Selbsteinschätzung zu hoch, dauert es länger, aber bis zu deinem 18. Lebensjahr könntest du es trotzdem schaffen.

Der "schwarze Gürtel"

Meiner Meinung nach wird hier im Westen viel zu viel in den Schwarzgurt hineininterpretiert und der 1. Danu unnötig mystifiziert.

In Japan ist man da deutlich erdverbundener als hier im Westen. Der 1. Dan besagt lediglich "beherrscht die technischen Grundlagen sicher und hat Disziplin".

Das ist übrigens auch der Grund, weshalb man in Japan oft schon Kinder mit einem Schwarzgut sieht - das sind also keine Wunderkinder.

Daher sollte man sich nicht zu sehr etwas auf seinen 1. Dan einbilden. Er sagt in erster Linie, dass du ein Schüler bist, der die Grundlagen drauf hat.

Ein "Meister" ist man damit keineswegs.

Allerdings wird häufig erwartet, dass man mit so einem Gürtel nicht nur ein rein technisches, sondern auch ein charakterliches Vorbild ist.

Eine Dan-Graduierung bedeutet also somit deutlich mehr als nur die Bestätigung, eine bestimmte Zahl von Techniken zu beherrschen - es gibt nämlich Erwartungen.

Historischer Hintergrund

Das moderne System der Gürtel wurde praktisch erst von Jigoro Kano, dem Begründer des modernen Judo eingeführt und von vielen Stilen übernommen.

Das ganze Gürtel-Gehabe war zuvor nicht üblich.

In den alten Schulen der japanischen Kriegskünste erhielt der Schüler 
schriftliche Zertifikate (Menkyo), die seine Kenntnisse dokumentierten.

Die Lehrbefugnis (Menkyo Kaiden), also die Genehmigung den Stil
unterrichten zu dürfen, entspricht etwa dem heutigen "Lehrergrad".

Trugschluss

Jetzt könnte man fragen; "Wenn das Gürtelsystem eh nicht traditionell und der 1. Dan nur technisch relevant ist - was spricht gegen eine Selbstgraduierung?"

Die Antwort lautet: Charakterliche Eignung und Bürokratie.

Graduierung

Die Graduierung eines Übenden erfolgt heutzutage in der Regel innerhalb von Vereinen, die einem nationalen, oder internationalen Dachverband angehören.

Um rechtmäßig eine Graduierung zu erhalten, muss man Prüfungen ablegen und dabei Bedingungen erfüllen, die in den Satzungen geregelt sind.

Dazu gehören  das Mindestalter für die Graduierung, die Trainingsdauer, die Prüfung von Kenntnissen und die zeitliche Abstand zwischen Prüfungen.

Erst wenn man also eine offizielle Gürtelprüfung gemäß der Prüfungsordnung und den sonstigen Bestimmungen abgelegt hat, ist man offiziell graduiert.

Wenn du also einen schwarzen Gürtel trägst, ohne entsprechende Prüfung und Anerkennung durch den Verband, bist du aus meiner Sicht ein Hochstapler.

Wie technisch versiert du auch sein magst - ohne offizielle Anerkennung durch einen Verein bist du kein offizieller "Schwarzgurt".

Gerade bei Dan-Graden geht es um mehr als nur Technik.

Es steht praktisch in jeder Prüfungsordnung, dass der Prüfling über die "charakterliche Reife" zum Ablegen der Prüfung verfügen muss.

Jemand der großspurig mit seinen Titeln angibt, oder so ungeduldig ist, dass er meint, gleich dutzende Stile lernen zu müssen, erfüllt dieses Kriterium nicht

Wenn ich hier so lese, wie du dich selbst präsentierst, würde ich persönlich dir alleine schon deswegen eine Prüfungszulassung verwehren.

Das ist natürlich nur meine Meinung.

Woher ich das weiß:Hobby – Seit etwa 40 Jahren Training des Aikido
Enzylexikon  17.08.2017, 17:47

Also nochmal mit Stichpunkten:

Der Gürtel alleine hat ohne Anerkennung der Graduierung durch einen Verband (Urkunde) überhaupt keine Bedeutung.

Du täuscht aber mit einem schwarzen Gürtel bei deinem Gegenüber ein Niveau vor, über dass du womöglich noch gar nicht verfügst.

Das Klammern an einer sichtbaren Auszeichnung der eigenen Fähigkeit, spricht für Geltungssucht und fehlende Bescheidenheit.

Durch einen solchen Gürtel riskierst du, dass sich andere an dir ein Beispiel nehmen und in dir auch eine moralische Autorität sehen.

So lange du offenbar ein derartiges Bedürfnis nach Anerkennung hast, bist du aber ganz sicher kein gutes Vorbild.

Fazit: Keine charakterliche Eignung = kein Gürtel.

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PabloH2 
Fragesteller
 17.08.2017, 19:16

Ich will mich ja nicht dämlich Profilieren aber ich wollte nur wissen ob es ein Problem wäre  aber okay   ...  DANKE 

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CharliePace  17.08.2017, 20:18
@PabloH2

Kurz gesagt: Keiner kann Dich dafür belangen, aber es wirkt dämlich.

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KachiKime  19.08.2017, 07:56
@CharliePace

Mensch Enzylexikon, da hat man ja gar keine Chance auch nur einen Satz noch hinzu zu fügen. Gleiche mehrerer Male - voll ins Schwarze.

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